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MINT-Fächer bergen großes Potenzial für junge Frauen - ©GettyImages/HinterhausProductions

„Informatik? Ist mir zu schwer.“ – Wie begeistern wir mehr junge Frauen für MINT-Berufe?

Nicht die Fähigkeiten fehlen, oder das Interesse. Der weibliche MINT-Nachwuchs wird von strukturellen, gesellschaftlichen und emotionalen Hürden gehemmt.

Der MINT Herbstreport spricht von „Ungehobenen Potenzialen von Frauen“ in MINT-Berufen. Das sind Berufe in den Feldern Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik, in denen Frauen weiterhin extrem unterrepräsentiert sind und gleichzeitig ein extremer Fachkräftemangel herrscht.

Dr. Sibylle Kunz ist seit 2020 Professorin im Fernstudium der IU Internationale Hochschule im Fachbereich IT und Technik und Studiengangleiterin für Medieninformatik. Zuvor hat sie zwei Jahrzehnte in IT-Projekten u.a. in der Wirtschaft gearbeitet. Und Dr. Claudia Heß ist seit Dezember 2020 Professorin für Digitale Transformation im Fernstudium der IU. Sie unterstützt bis heute als Beraterin und Projektleiterin der Softplant GmbH Konzerne und KMUs in der digitalen Transformation. Mit weiteren sechs Professorinnen führten sie die Kurzstudie „MINT-Bildung. Was junge Frauen darüber denken“ durch.

Wir sprechen mit den Professorinnen über

  • frühe Einflüsse auf die Berufswahl,

  • Vorurteile gegenüber MINT

  • und veraltete Curricula.

(Bis ca. Minute 35)

Aber auch über

  • über die Möglichkeiten des Quereinstiegs,

  • den geringen Verbleib von Frauen in MINT- und insbesondere IT-Berufen,

  • und einen dringend notwendigen Wandel im Bewusstsein Erwachsener, damit in nachkommenden Generationen deutlich mehr Mädchen und Frauen ihre Begeisterung für MINT Fächer finden und zum Beruf machen.

(Ab ca. Minute 35)

Eine der Kernaussagen der Studie ist, dass 70 Prozent der befragten Schülerinnen sagen: „MINT Fächer interessieren mich“. Aber 40 Prozent sagen ebenfalls: „Ich find’s zu schwierig“.

Die Nachfragen bei den Schülerinnen habe ergeben, dass sogenannte Critical Incidents eine große Rolle spielen: Schon kleinste Bemerkungen von Lehrern oder Mitschülern können ausreichen, um Mädchen und junge Frauen nachhaltig zu demotivieren. Sie verschließen sich und haben plötzlich keine Lust mehr auf MINT-Inhalte.

Umgekehrt sind es schon wenige kleine Erfolgserlebnisse, auch ausgelöst durch Lehrer·innen oder gelungene Projekte, in denen junge Frauen erkennen: „Ich verstehe das!“ Die können dazu führen, dass das Interesse an einem MINT-Fach (wieder) aufflammt.

Was ist dran am Mythos: „Wer in der Informatik arbeitet, der codet auch.“

In der IT zu arbeiten heißt nicht zwingend, zu coden. Und man muss auch nicht zwingend coden können, um in der IT erfolgreich zu werden. In der IT dreht sich sehr viel darum, wie wir arbeiten und mit welchen Daten. Es geht in erster Linie um Problemlösungen.

Kann man in Informatik (und andere MINT-Fächer) quereinsteigen?

Ja! Gerade in den Bereichen Prozessoptimierung, Geschäftsprozesse, Management kann man gut quereinsteigen. Die Professorinnen berichten von Studentinnen aus dem Gesundheitswesen oder dem Maschinenbau, die erfolgreiche Zusatz-Studiengänge in IT-Bereichen absolviert haben.

Man spricht von „Bindestrich-Informatik“, also Medien-Informatik, der Bio-Informatik, Wirtschaftsinformatik. Frauen, die ihr Wissen aus ihrem Fachgebiet mitberingen und sie um Informatik-Kenntnisse erweitern. Quereinsteigerinnen profitieren dann von ihrer bisherigen Berufserfahrung, kennen das Fachvokabular und die Branche. Das Fachgebiet wird durch Informatikkenntnisse erweitert.

Wie verändern wir die Wahrnehmung der MINT-Fächer für Frauen zum Positiven?

Wir haben zu viele Bedenken. Ich würde diese Gesellschaft ganz gerne dazu bringen, dass sie technikfreundlicher wird. Und dass ein Mangel an Wissen in Naturwissenschaften nichts mehr ist, mit dem man kokettieren kann. Noch immer ist das so, dass gerade Frauen mit Nichtwissen in Mathematik oder in Naturwissenschaften kokettieren und Männer das gut finden. Es gilt als Bildungslücke, wenn man den Faust nicht gelesen hat, aber nicht, wenn man den Dreisatz nicht beherrscht. Und das finde ich erschreckend.

Hier geht es zur Folge#33 - „Informatik? Ist mir zu schwer.“ – Wie begeistern wir mehr junge Frauen für MINT-Berufe?

Apple Podcasts | Soundcloud | Spotify | Podcast.de

Weiterführende Links:

Der Status Quo 2022: MINT-Herbstreport

Die Internationale Hochschule mit Programmen zur Förderung von mehr Frauen in MINT:

https://www.iu.de/women-in-tech/

https://www.iu.de/forschung/projekte/young-women-in-stem/

https://www.iu.de/forschung/studien/mint-bildung/

https://www.iu.de/news/mint-bildung-was-junge-frauen-darueber-denken/

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EMOTION.Working Women schreibt über Für Frauen, die beruflich neue Wege gehen wollen

WORKING WOMEN ist das Magazin für Frauen, die beruflich neue Wege gehen wollen. Es bietet Inspiration und Motivation für berufliche Veränderung und gibt Tipps für den Karriere-Aufstieg, Umstieg oder Ausstieg. Für Frauen, die sich trauen, Arbeit neu zu denken. "Wir arbeiten dran" ist der Working Women Podcast. Die Journalistinnen Julia Möhn und Kristina Appel beschäftigen sich hier mit Themen rund um die Zukunft der Arbeit. Und weil nicht nur die Arbeitswelt, sondern auch unsere individuellen Karrierewege sich verändern, entwickeln und wachsen, ist "Wir arbeiten dran" seit diesem Jahr eine Kooperation zwischen XING - part of NEW WORK SE und emotion.WorkingWomen. Für noch bessere Einblicke in die diverse Arbeitswelt von morgen.

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