Innovation ist mehr als ein kreativer Geistesblitz: Worauf die Erfolgsunternehmen der Zukunft setzen
Für bahnbrechende Innovationen reicht es nicht, ein bisschen um die Ecke zu denken. Auf diese Skills sollten Personaler achten, wenn sie die erfolgreichen Genies von morgen suchen.
Jeder kann kreativ sein – doch kann wirklich jeder innovativ sein?
Kreativität gilt als Schlüssel zu Innovation. Doch wer glaubt, dass Innovation einfach durch ein paar kreative Ideen oder ein inspirierendes Arbeitsumfeld entsteht, liegt falsch. Viele Unternehmen setzen darauf, dass Innovationskraft durch Kulturveränderungen oder gelegentliche Kreativ-Workshops automatisch wächst. Doch Innovation ist mehr als nur eine kreative Idee – sie erfordert ein systematisches Zusammenspiel verschiedener Fähigkeiten.
1. Kreativität ist erlernbar – doch wir verlernen sie oft
Es gibt eine weitverbreitete Annahme, dass jeder Mensch kreativ ist oder zumindest sein könnte. Und tatsächlich wird Kreativität praktisch jedem Kind in die Wiege gelegt. Doch die Realität sieht anders aus: Die berühmte Studie des Wissenschaftlers George Land zeigt, dass bei fünfjährigen Kindern noch 98 % eine hohe Kreativität aufweisen. Doch mit zunehmendem Alter nimmt diese Fähigkeit rapide ab:
Mit 10 Jahren sind es nur noch 30 %
Mit 15 Jahren nur noch 12 %
Und im Erwachsenenalter sind es erschreckende 2 %
Was bedeutet das für Unternehmen? Kreativität ist nicht einfach abrufbar. Sie muss gezielt entwickelt, trainiert und gefördert werden. Die Annahme, dass eine gute Innovationskultur allein ausreicht, ist deshalb ein Trugschluss.
2. Innovation ist mehr als Kreativität
Ein weiteres Missverständnis ist, dass Kreativität automatisch zu Innovation führt. Thomas Edison brachte es einst auf den Punkt:
„Genie ist 1 % Inspiration und 99 % Transpiration.“
Kreative Ideen sind ein Anfang – doch ohne Umsetzung, Weiterentwicklung und wirtschaftliche Bewertung bleiben sie bedeutungslos. Unternehmen brauchen daher nicht nur kreative Köpfe, sondern auch Mitarbeitende mit spezifischen Fähigkeiten, um Innovationen erfolgreich umzusetzen. Dazu gehören zwei zentrale Kompetenzbereiche:
Hard Skills – Fachliche und technische Expertise, um Innovationen zu entwickeln (z. B. Ingenieurswissen, IT-Kenntnisse, betriebswirtschaftliches Know-how)
Soft Skills – Fähigkeiten, um neue Lösungen zu entdecken, weiterzuentwickeln und erfolgreich im Markt zu etablieren (z. B. analytisches Denken, agiles Arbeiten, kreatives Problemlösen)
Ohne Hard Skills können Innovationen nicht umgesetzt werden. Ohne Soft Skills entstehen sie gar nicht erst.
3. Die Erfolgsformel: T-förmige Menschen für systematische Innovation
Innovationsstarke Unternehmen setzen zunehmend auf sogenannte T-shaped People – Mitarbeitende, die sowohl tiefes Fachwissen in einem Bereich als auch breites Wissen und interdisziplinäre Fähigkeiten mitbringen.
Die vertikale Achse des „T“ steht für tiefgehende Expertise in einem bestimmten Bereich (z. B. Maschinenbau, KI, Finanzen).
Die horizontale Achse des „T“ symbolisiert Soft Skills und breites Querdenken, um Wissen aus verschiedenen Disziplinen zu verbinden und neue Lösungswege zu entwickeln.
Ein Team aus mehreren T-förmigen Menschen ist besonders innovationsfähig, da es sowohl Fachwissen als auch Kreativität und Problemlösungskompetenz kombiniert.
4. Woher nehmen, wenn nicht stehlen? 3 Wege, um Innovationsfähigkeiten zu fördern
1. Bestehende Fähigkeiten erkennen und gezielt weiterentwickeln
Unternehmen sollten zuerst analysieren, welche Kompetenzen bereits vorhanden sind. Oft lassen sich durch gezielte Teamzusammenstellung bereits starke Innovationsstrukturen schaffen, indem Hard und Soft Skills klug kombiniert werden.
Praxis-Tipp:
🔹 Führe ein Skill-Assessment durch, um herauszufinden, welche Mitarbeitenden bereits T-förmige Fähigkeiten besitzen.
2. Kreativität und Innovationsfähigkeiten durch Upskilling trainieren
Gute Nachricht: Wenn Kreativität „verlernt“ wurde, kann sie auch wieder trainiert werden. Ebenso lassen sich methodische und technische Fähigkeiten gezielt weiterentwickeln.
Praxis-Tipp:
🔹 Innovations-Workshops und Trainings zur Förderung von Querdenken, interdisziplinärer Zusammenarbeit und agiler Innovationsmethodik.
🔹 Fördere kontinuierliches Lernen – Fachkenntnisse (Hard Skills) sollten regelmäßig aktualisiert werden, da Wissen immer schneller veraltet.
3. Externe Expertise gezielt einkaufen – mit Wissens-Transfer
Falls kurzfristig Innovationsfähigkeiten fehlen, kann der Einsatz externer Experten helfen – etwa durch Innovationsberater oder spezialisierte Entwicklungsteams. Wichtig ist dabei, dass Unternehmen langfristig Know-how ins eigene Team holen, anstatt sich dauerhaft von externen Ressourcen abhängig zu machen.
Praxis-Tipp:
🔹 Stelle sicher, dass externe Innovationsprojekte mit internen Mitarbeitenden durchgeführt werden, um Wissenstransfer sicherzustellen.
5. Warum systematische Innovationsfähigkeiten die Wettbewerbsfähigkeit sichern
Unternehmen, die Innovation als zufälliges Ereignis betrachten, setzen langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit aufs Spiel. Laut dem World Economic Forum gehören die wichtigsten Fähigkeiten für die Zukunft fast ausschließlich zu den Soft Skills – darunter:
✔ Analytisches Denken
✔ Aktives Lernen
✔ Kreativität und Ideengenerierung
✔ Komplexe Problemlösung
✔ Kritisches Denken und Innovation
Gleichzeitig nimmt die Halbwertszeit von Fachwissen rapide ab. Wer nicht kontinuierlich lernt und sich anpasst, wird abgehängt.
Fazit: Ohne systematische Innovationsfähigkeiten keine Zukunft
Erfolgreiche Unternehmen verlassen sich nicht auf spontane Geistesblitze oder zufällige Kreativitätsimpulse. Sie setzen auf systematische Innovationsprozesse und fördern gezielt die richtigen Fähigkeiten in ihren Teams. Denn am Ende zählt nicht, wer die kreativsten Ideen hat – sondern wer es schafft, sie in marktfähige Innovationen zu verwandeln.
Quellen:
Studie zur Kreativität
Land, G., & Jarman, B. (1992). Breakpoint and Beyond: Mastering the Future Today. HarperBusiness.
„Genie ist 1 % Inspiration und 99 % Transpiration“
Zitat: Thomas Edison
T-shaped People Konzept
Das Konzept der T-förmigen Menschen erstmals von David Guest in 1991 erwähnt, und später von Tim Brown, CEO von IDEO, populär gemacht.
Brown, T. (2009). Change by Design: How Design Thinking Creates New Alternatives for Business and Society. Harper Business.
WEF – Zukunftsfähigkeiten – Liste der Soft Skills
World Economic Forum (2020). The Future of Jobs Report. Geneva.