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Unternehmen sollten versuchen, ausgelernte Azubis im Unternehmen zu halten | © Getty Images

Je höher der Bildungsabschluss, desto höher der Verdienst – ist das noch zeitgemäß?

Mit einem Uni-Abschluss gehen nach wie vor auch ein besseres Einkommen und attraktivere Karrieremöglichkeiten einher. In Zeiten des Fachkräftemangels stellen sich Unternehmen mit dieser Herangehensweise selbst ein Beinchen.

Die Akademisierung in Deutschland schreitet voran. Das machen auch Zahlen des Statistischen Bundesamtes deutlich: 1950 kamen auf zehn Studierende noch 75,5 Auszubildende, 2022 waren es nur noch 4,3. Beim Betrachten dieser Entwicklung muss man den demografischen Wandel natürlich mitbedenken, denn es gibt heute insgesamt weniger junge Menschen als 1950. Und trotzdem streben unterm Strich heute mehr Schülerinnen und Schüler nach ihrem Abschluss die Universität an, denn sie wissen, dass mit einem höheren Bildungsabschluss oftmals ein höheres Gehalt einher geht.

Laut einer Studie des Münchener ifo Instituts verdienen Akademiker:innen im Lauf ihres Lebens durchschnittlich rund 300.000 bis 500.000 Euro mehr als Menschen, die eine Lehre gemacht haben.

Bruttomonatsverdienste nach Ausbildungsabschluss, April 2022 in Euro

Nicht selten entscheidet der Bildungsabschluss über das Einkommen.
Nicht selten entscheidet der Bildungsabschluss über das Einkommen.

Die Wirtschaft ist in die Misere geraten, dass sie akademische Titel lukrativer vergütet. Dadurch haben wir uns selbst ein Akademisierungsproblem erschaffen, dessen Auswirkungen wir in Zeiten des Fachkräftemangels nun so richtig zu spüren bekommen. Angesichts des demografischen Wandels sollte es eigentlich oberstes Ziel sein, die Ausbildungswege so kurz wie möglich zu halten, um aus jungen Menschen Arbeitnehmende zu machen, die in die Rentenkassen der Älteren einzahlen. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Ausbildungs- und Studienwege allerdings schon massiv verlängert: Jetzt ist nicht mehr das Bachelorstudium Standard, sondern das Masterstudium.

Das verflixte 5. Jahr

Viele Unternehmen verlieren ihre Azubis zwei Jahre nach dem erfolgreichen Beenden der Ausbildung, weil diese noch mal an die Uni wollen. Oder anders formuliert: Weil diese glauben, nochmal an die Uni zu müssen, um ein bestimmtes Gehalt oder eine angestrebte Position zu erreichen. Nicht selten verlangen ausgeschriebene Führungsposten einen Uni-Abschluss.

Was ein Verlust für Unternehmen und was für eine Qual für viele junge Menschen, die einfach nicht für das theoretische Lernen an der Uni gemacht sind, weil sie der Typ „Learning by Doing“ sind.

Weiterbildung und Studium sollten den gleichen Wert haben.

Unternehmen sollten sich von ihren akademischen Wunschvorstellungen verabschieden und nebenberufliche Weiter- und Umschulungsmaßnahmen ausbauen, die dann finanziell genauso wertgeschätzt werden wie ein akademischer Abschluss. Das ist nicht nur wichtig, um ausgelernte Azubis im Unternehmen zu halten, sondern auch, um Quereinsteigende anzusprechen und weiterzuentwickeln. Wenn Unternehmen dieses Mindset verinnerlicht haben und schon in Stellenausschreibungen auf die internen Karrieremöglichkeiten für Menschen mit einer Ausbildung aufmerksam machen, werden sie zum attraktiven Arbeitgeber.

Wie Sie insgesamt potenzielle Mitarbeitende mit Ihren Stellenanzeigen ansprechen, die Sie aktuell noch ausschließen, erfahren Sie übrigens in unserem E-Learning TEAM OF TOMORROW.

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Ronja Ebeling schreibt über Job & Karriere, Politik & Gesellschaft, Personalwesen

Gen Z, Generation Greta oder auch Generation TikTok… Es gibt wahrscheinlich genauso viele Bezeichnungen für die Menschen, die nach 1995 geboren sind, wie es auch Vorurteile gibt. Journalistin Ronja Ebeling räumt mit ihnen auf und zeigt Unternehmen, wie sie zu Arbeitgeber:innen der Zukunft werden.🤝

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