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Die Probleme liegen weniger in der Architektur als in den Köpfen | © Getty Images

Karriere mit Handicap: Warum Barrierefreiheit im Kopf beginnen muss – nicht im Aufzug

„Wir stellen nach Qualifikation ein.“ Klingt gut, steht auf vielen Karriereseiten – ist aber oft ein leeres Versprechen. Denn wer mit Behinderung lebt, kennt die wahren Hürden: Sie liegen selten in der Architektur. Sondern im Mindset.

Rollstuhlgerechte Eingänge, barrierefreie Websites, integrative Sprachregelungen – das alles ist wichtig. Aber es greift zu kurz. In der Arbeitswelt 2025 sind es nicht mehr die Stufen vorm Büro, die Menschen ausschließen – es sind die unausgesprochenen Zweifel hinter den Schreibtischen.

Diskriminierung im Flüsterton

Kaum jemand würde offen sagen, dass eine körperliche Einschränkung ein Karrierekiller ist. Aber oft reicht ein skeptischer Blick, ein „Wir melden uns“, ein Bewerbungssystem ohne Auswahlfeld für individuelle Bedarfe. Die Botschaft kommt trotzdem an: Du bist hier nicht vorgesehen.

Laut einer Studie der Aktion Mensch fühlen sich 58 Prozent der Menschen mit Behinderung bei Bewerbungen benachteiligt. Und das, obwohl viele von ihnen besser ausgebildet sind als der Durchschnitt. Das Problem ist nicht die Leistung – es ist der Filter, durch den Leistung gesehen wird.

Barrierefreiheit ist mehr als Technik

Inklusion beginnt nicht mit Tools, sondern mit Haltung. Es braucht keine Sonderrollen, sondern ganz normale Karrierepfade auf Augenhöhe!
Das bedeutet:
– keine Schubladenkarrieren in der Verwaltung,
– keine Alibi-Vielfalt in Employer-Branding-Kampagnen,
– keine Jobs „trotz Handicap“, sondern wegen der Kompetenz.

„Ich habe Kolleg*innen erlebt, die mit einer körperlichen Einschränkung Projekte gestemmt haben, an denen andere gescheitert wären – einfach weil sie gelernt haben, mit Widerständen kreativ umzugehen“, sagt HR-Beraterin Melanie Theis. „Diese Perspektiven fehlen uns im Business.“

Der Mut zur Normalität

Was fehlt, ist der Mut zur Normalität. Das bedeutet: Nicht bewundern, nicht bemitleiden, nicht belehren. Sondern ganz normal einstellen. Mit klaren Feedbackprozessen. Mit gleichem Gehalt. Mit der Option auf Beförderung – und auch auf Kündigung, wenn’s nicht passt. Alles andere ist keine Inklusion, sondern Schonraum.

Fazit

Die größte Barriere im Arbeitsleben ist nicht sichtbar. Sie liegt zwischen dem Vorurteil und der echten Chance. Und sie fällt nicht von selbst. Wer sie abbauen will, muss aufhören, Inklusion als Projekt zu behandeln – und anfangen, sie als Standard zu leben.

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Ika Amonath schreibt über Employer Branding, Recruiting Insider, Personalvermittlung, Job & Karriere

Recruiting und Ika = 🤝 Ika hat nicht nur einen Podcast und schreibt spannende Artikel: Vielmehr vermittelt sie Fach- und Führungskräfte per Direktansprache für verschiedene Branchen, hilft in Fragen zu Personal Branding wie Employer Branding und genießt an ihrem Job, das kein Tag gleich ist.

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