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KI im HR-Management: Chancen und Herausforderungen

Künstliche Intelligenz (KI) ist der übergeordnete Begriff für Anwendungen, bei denen Maschinen menschenähnliche Intelligenzleistungen erbringen. Darunter fallen das Machine Learning (ML), Natural Language Processing (NLP) und Deep Learning (DL). Seit Jahren gehört KI zu den wichtigsten Treibern der Digitalisierung. Ihre sichtbarsten Veränderungen kommen besonders aus dem Bereich KI.

Die Forschungen dazu begannen bereits Mitte der 1950er-Jahre. Bis Mitte der 70er wurden sie rasch vorangetrieben, bis die Entwicklung etwas zurückging. Dennoch gab es bereits damals ein großes Interesse an Large Language Models (LLM), die die Kommunikation von Mensch und Maschine erheblich erleichtern. Der bekannte Chatbot Eliza wurde beispielsweise bereits 1966 von Joseph Weizenbaum entwickelt. Heute sind die Vorteile von KI aus unserem Lebens- und Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken:

  • erhöht die Anpassungsfähigkeit von Unternehmen auf Marktveränderungen durch Echtzeitinformationen sowie Vorhersagen jenseits menschlicher Fähigkeiten,

  • vereinfacht Arbeitsabläufe,

  • erlaubt schnellere Entscheidungen auf einer besseren Datenbasis,

  • bringt neue Fertigkeiten ein, die Menschen darin unterstützen, neue Aufgaben zu übernehmen,

  • schafft neue Geschäftswerte (z.B. durch intelligente Chatbots im Service),

  • stärkt Unternehmen bei der Produktivität und Flexibilität,

  • ermöglicht genauere Prognosen,

  • schafft neue datenbasierte Geschäftsmodelle,

  • führt oft zu deutlichen Effizienzgewinnen, weil wiederholbare Aufgaben in Prozessen automatisch ablaufen, Mitarbeiter und Führungskräfte erhalten dadurch mehr wertvolle Zeit für das Wesentliche,

  • ist ein Schlüssel zu erhöhter Wettbewerbsfähigkeit.

Um die Leistung von KI nachhaltig zu verbessern, muss die physische Umgebung stabiler und das Verhalten von Menschen vorhersehbarer gemacht werden. Ansonsten ist der gesunde Menschenverstand (GMV), der auf den lateinischen Terminus „sensus communis" zurück geht, noch immer unverzichtbar. Die Übersetzung des von Aristoteles geprägten Begriffs „koine aisthesis" meint einen inneren Sinn mit Sitz im Herzen, der die verschiedenen Informationen der Einzelsinne zusammenfasst und beurteilt.

Gerd Gigerenzer bezeichnet die Summe jener geistigen Fähigkeiten, die Menschen evolutionär erworben haben – kausales Denken, intuitive Psychologie und Physik, intuitives Sozialverhalten – als gesunden Menschenverstand, der häufig auch synonym für Bauchgefühl verwendet wird. Er erwächst aus einer Mischung von genetischen Veranlagungen und individuellem sowie sozialem Lernen und kann auf Intuition oder einem bewussten Urteil beruhen. Der Personalexperte Werner Neumüller verweist darauf, dass KI zwar niemals dem menschlichen Bewusstsein gleichkommt, aber im HR-Management KI die Arbeit einfacher, schneller und objektiver macht. Dazu gehören:

  • Bewerberauswahl

  • Bearbeitung von Mitarbeiteranfragen

  • Generierung von Wahrscheinlichkeitsvorhersagen

  • Koordinierung von Trainingsinhalten

  • Performance Management

  • Personalentwicklung

  • Recruiting-Prozess (Robot Recruiting bezeichnet diese automatisierte Durchführung von Recruitingprozessen, bei der KI eine Rolle spielt).

  • Bewertung besetzter Stellen hinsichtlich der Leistung (Analyse der Daten, Identifikation der Muster und Trends)

  • Aufzeigen passender Talente und Interessen zum jeweiligen Beruf

  • Verfassen guter Texte für Stellenausschreibungen oder Skripte für Absagen (ChatGPT).

  • Perfekte Ansprache im Sprachstil der Zielperson passt

  • Verbesserung der Antwortzeiten

  • Lesen von Mails (in/direkte Beantwortung oder Weiterleitung an einen verfügbaren Mitarbeiter

  • Prozesse werden besser und nachhaltiger.

Dennoch nützt das beste KI-gestützte Recruiting hilft nicht viel, wenn die gewonnenen Mitarbeitenden nach kurzer Zeit wieder das Unternehmen verlassen. Um das zu vermeiden, muss der Recruiting-Prozess mit einer Talent-Management-Strategie Hand in Hand gehen. KI darf dabei nicht die einzige Entscheidungsinstanz sein, sondern sollte die menschliche Entscheidungshoheit bestmöglich unterstützen. Das gelingt ihr, indem sie objektive Informationen bereitstellt, die bei der Auswahl und Entwicklung von Talenten helfen.

Die Berücksichtigung von menschlichen Bedürfnissen und Perspektiven braucht flankierend auch ethische Prinzipien. Handeln nach ethischen Werten und Normen ist hier von besonderer Bedeutung, um die erhöhte Zufriedenheit der Bewerbenden, Mitarbeitenden und Kunden zu erreichen. Um dies zusätzlich zu manifestieren, trat die NEUMÜLLER Unternehmensgruppe 2012 „Ethics in Business“ bei, der Werteallianz des Mittelstandes, bei. Die Mitgliedschaft in der Gilde wurde seit 2013 jährlich bestätigt. Grundlage für das eigene Werteverständnis ist die gelebte Unternehmens-DNA („ehrlich, fleißig, nachhaltig“). Damit verbunden ist auch eine menschenzentrierte digitale Transformation, welche die Bedürfnisse, Fähigkeiten und Perspektiven des Menschen in den Fokus nimmt. Grundsätzlich sollte die Verbesserung der menschlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten durch Technologie sowie Wahrung der menschlichen Autonomie und Würde in Balance sein.

Dass KI bei datenbasierten Entscheidungen oder Automatisierungen, die zahlreiche Verbesserungen ermöglichen, unterstützt, steht außer Frage. Daraus ergibt sich allerdings auch eine große Verantwortung. KI muss fair und nachhaltig sein - und der Gesellschaft dienen. Auch Sarah Spiekermann, Professorin für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik an der Wirtschaftsuniversität Wien, fordert eine Technik, die uns dient, statt uns zu beherrschen. So sollten Meinungen und Vermutungen von Maschinen dürfen nicht pauschal zu Wissen erhoben werden. Eine nachhaltige Kooperation zwischen Mensch und Maschine funktioniert nur, wenn Menschen über eine Kompetenz und ein tief verankertes erlebtes Wissen verfügen, das sie in die Lage versetzt, mit Maschinen richtig zu arbeiten. Die Corporate Digital Responsibility (CDR)-Initiative des Bundesjustizministeriums dient vor allem dazu, die Sichtbarkeit für dieses Thema zu stärken und gemeinsam konkrete Lösungsansätze für die nachhaltige Digitalisierung erarbeiten, um den digitalen Wandel zum Wohl aller Menschen zu gestalten. Zudem braucht es einen Zugang, wo sich die Forschung heute befindet und wie sich die Wissenschaft um KI und Roboter in den nächsten Jahren weiterentwickelt. Zudem sollte jeder die wesentlichen Gestaltungskriterien kennen, um die Stärken von KI-Systemen im Unternehmensalltag nutzen zu können

Kommentare

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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