Klimakleber: ein gewagter Aktivismus, der mehr Fragen aufwirft als Antworten gibt
Ich stehe im Stau. Nicht wegen eines Unfalls oder wegen Bauarbeiten – nein, wegen einer Gruppe von Klimaklebern, die die Straße blockieren. Sie protestieren gegen den Klimawandel, ein Anliegen, das ich voll und ganz teile. Aber die Art und Weise, wie sie es tun, lässt mich zweifeln.
Klimakleber, eine umweltbewusste Spezies aus der Gruppe meist junger Menschen zwischen 18 und 30, kleben sich mit Sekundenkleber oder Bauschaum auf Straßen und Kreuzungen. Sie wollen Aufmerksamkeit erregen und Druck ausüben. Sie gehören zu Gruppen wie „Letzte Generation“ oder „Extinction Rebellion“. Ihr Engagement ist nicht zu leugnen. Aber ist diese radikale Form des Protests wirklich der richtige Weg?
Ich frage dich, ist es nicht eine Form der Gewalt, den öffentlichen Raum in Geiselhaft zu nehmen? Es mag keine physische Gewalt sein, aber es ist definitiv eine Form der Nötigung. Ist es nicht respektlos gegenüber den Tausenden von Menschen, die jeden Tag zur Arbeit, zur Schule oder zum Arzt müssen? Du und ich, wir alle haben ein Recht darauf, unsere Wege ungehindert fortzusetzen. Die Aktivisten der „Letzten Generation“ verweisen in ihren immer wieder gebetsmühlenartig aufgezählten Rechtfertigungen auf „gewaltfreien Widerstand“. Was aber ist gewaltfrei daran, mit „aller Gewalt“ den Verkehr zu blockieren oder sich – metaphorisch – mit „gewaltiger Lautstärke“ Gehör verschaffen zu wollen?
Natürlich ist die Klimakrise eine dringende Angelegenheit. Aber sollten wir nicht lieber konstruktive und friedliche Wege finden, um darauf aufmerksam zu machen? Das Festkleben an Straßen ist mehr Belästigung als Lösung. Und es gibt viele andere Wege, um gehört zu werden, ohne gleich das öffentliche Leben zu stören.
Betrachte zum Beispiel den Einfluss von Bildung und Aufklärung. Statt sich an der nächsten Kreuzung festzukleben, könnten diese jungen Menschen ihre Zeit und Energie in Schulen und Universitäten investieren, um das Bewusstsein für die Klimakrise zu schärfen. Sie könnten Workshops und Vorträge organisieren, in denen sie ihre Mitmenschen über die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels informieren und konkrete Handlungsempfehlungen geben.
Oder sie könnten mit Politikern und Entscheidungsträgern (von welchen sie ja die Umsetzung ihrer eigentlichen Ziele verlangen) in einen Dialog treten, um konkrete politische Maßnahmen gegen den Klimawandel zu fordern. Sie könnten Petitionen starten, an Demonstrationen teilnehmen, in Parteien eintreten (oder sogar Parteien gründen), um Einfluss auf die Politik zu nehmen.
Darüber hinaus könnten sie sich für nachhaltige Lebensstile einsetzen und diese selbst vorleben. Sie könnten lokale Gemeinschaften inspirieren, nachhaltig zu handeln, indem sie beispielsweise Müllsammelaktionen organisieren, Gemeinschaftsgärten anlegen oder Secondhand-Läden eröffnen.
Die Klimakrise ist zweifellos eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Aber um sie zu bekämpfen, brauchen wir sinnvolle, konstruktive und respektvolle Aktionen. Wir müssen gemeinsam handeln, nicht gegeneinander. Also überlege gut, bevor du den nächsten Kleber zur Hand nimmst. Es gibt andere Wege, um etwas zu bewirken, die effektiver und respektvoller sind.
Statt des Klebers nimm einen Stift in die Hand und schreibe einen Brief an deine lokalen Politiker. Statt dich auf den Asphalt zu kleben, stehe auf und organisiere einen lokalen Klimaaktionstag. Statt die Straßen zu blockieren, öffne Wege zu Wissen und Verständnis durch Aufklärungsarbeit.
Nutze deine Energie, um eine nachhaltige Zukunft zu fördern, anstatt den Alltag deiner Mitmenschen zu erschweren. Du könntest dich in Projekten zur Aufforstung engagieren, dich für den Schutz von Biodiversität einsetzen oder Initiativen zur Reduzierung von Plastikmüll unterstützen. Jede dieser Aktionen hat das Potenzial, positive Veränderungen zu bewirken und hilft gleichzeitig dabei, das Bewusstsein für die Dringlichkeit des Klimawandels zu schärfen.
Ich verstehe den Wunsch, laut zu sein, den Drang, gehört zu werden, und die Notwendigkeit, gegen den Klimawandel zu kämpfen. Aber lassen wir uns dabei nicht von der Dringlichkeit unserer Aufgabe dazu verleiten, den Respekt vor unserer Gemeinschaft zu verlieren. Statt Zwietracht zu säen, lassen wir uns darauf konzentrieren, Einheit zu stiften. Denn nur gemeinsam können wir den Klimawandel bekämpfen und eine nachhaltige Zukunft für uns alle schaffen.
Die Aktionen der Klimakleber mögen gut gemeint sein, aber ihre Methoden sind meiner Meinung nach – und der Meinung von über 75% der Bevölkerung (mehrere Umfragen/Erhebungen unterschiedlicher Quellen belegen das statistisch) – kontraproduktiv. Es ist an der Zeit, dass wir konstruktive und respektvolle Wege finden, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Lasst uns den Kleber beiseitelegen und stattdessen die Werkzeuge der Bildung, des Dialogs und der nachhaltigen Aktionen aufgreifen. Denn das sind die wirklichen Werkzeuge der Veränderung.