Konsumieren in Maßen und nicht in Massen: Warum immer mehr Menschen vegan leben
Was haben Al Gore, Bill Clinton, Bryan Adams, Carl Lewis, Daniel Adlung, Patrick Baboumian und Johnny Depp gemeinsam? Sie sind nicht nur berühmt, sondern leben angeblich vegan, achten also nicht nur auf vegane Ernährung, sondern sehen auch bei Kleidung, Kosmetik, Medikamenten oder Reinigungsmitteln genauer hin. Der Handel hat das Thema längst für sich entdeckt: So werden Schuhe, Jeans, Outdoorjacken, Gummibärchen, Wein, Möbel oder Kondome als vegan beworben (Quelle: memolife).
Es sollte allerdings auch genauer hingesehen werden: So tragen Produkte wie Möhren oder Mineralwässer in einigen Supermärkten das Etikett „vegan“, obwohl für die Herstellung von Wasser ohnehin keine tierischen Mittel eingesetzt werden. Die Bezeichnung „vegan“ verkauft sich heute gut. Aber das reicht eben nicht, um besser zu werden. Verantwortungsbewusste Produzenten kennzeichnen ihre veganen Produkte eindeutig als solche. Leider gibt es kein einheitliches Logo. Hilfreich ist jedoch das Vean-Label der EVU www.v-label.info und das Vegan-Logo der Vegan Society England www.vegansociety.com. Logos wie das BDIH-Logo http://www.kontrollierte-naturkosmetik.de/bdih.htm oder das NATRUE-Label http://www.natrue.org/de/product/mineral-make-up-03-beige-rose/ helfen dabei, Natur- oder Bio-Kosmetik zu identifizieren. Vieles davon präsentiert Katja Möller in ihrem Blog Veganliebe http://www.veganliebe.de, der dazu beitragen soll, die Welt ein bisschen besser und schöner zu machen. Vegan zu leben bedeutet für sie nicht Verzicht, sondern Bereicherung.
Auch wenn es unmöglich ist, zu 100% vegan zu leben, so kommt niemand, der sich mehr mit Nachhaltigkeit, Seelenhygiene und Selbstbestimmung beschäftigen möchte, an diesem Thema vorbei. Eine Reihe von Gründen hat der Autor Patrick Bolk in seinem „Vegan Guide“ zusammengetragen, denn es gibt nicht DEN einen Grund. Einige Menschen haben sich zunächst aus moralischen Gründen (Ablehnung von Tierleid) für eine vegane Lebensweise entschieden, bevor sie sich auch mit ökologischen oder gesundheitlichen Aspekten beschäftigt haben. Neu-Veganer nennen die eigene Gesundheit als die wichtigste Motivation für eine vegane Ernährung oder Lebensweise.
Bolk lebt seit 2011 vegan. Er zählte sich allerdings bereits zu den bewussten Essern, als er noch tierische Produkte aß, denn ich kaufte schon seit einigen Jahren ausschließlich Bio-Produkte. Schließlich wollte er wissen, ob es problemlos möglich sei, vollständig auf tierische Produkte zu verzichten und suchte vor einigen Jahren verzweifelt nach Sach- und Kochbüchern zum Thema und tauschte sich mit Veganern aus. Vor diesem Hintergrund entstand ein kleiner Vegan Guide, in dem er nachweist, dass vegane Ernährung keinesfalls bedeutet, sich einzuschränken - es verschiebt sich lediglich der Fokus. Das Buch enthält auch eine kurze Geschichte des Vegetarismus von den griechischen Orphikern bis heute sowie die wichtigsten aktuellen Fakten zum Thema.
Veganer weisen ein deutlich geringeres Risiko auf, an chronischen Krankheiten wie Übergewicht, Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Krankheiten und diversen Krebsarten zu erkranken. Superfoods (Lebensmittel, die einen besonders hohen Gehalt an bestimmten Nährstoffen haben) liegen derzeit gerade in der veganen Szene im Trend. Viele finden sich auch direkt vor unserer Haustür: Spinat, Tomaten, Aroniabeeren, Walnüsse, Löwenzahn, Hagebutte, Blaubeeren, Brunnenkresse oder Sanddorn.
Sollen nun alle Veganer werden? Nein. Worauf es auch künftig ankommen wird, ist das reflektierte und bewusste Konsumieren – in Maßen, nicht in Massen.
Weitere Informationen:
Patrick Bolk: Vegan Guide. Die wichtigsten Fakten und Tipps zum veganen Leben. Südwest Verlag. München 2016.
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Gut zu wissen... wie es grüner geht: Die wichtigsten Tipps für ein bewusstes Leben. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2016.
Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hilebrandt. SpringerGabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2020.