Kündigungswelle im Anmarsch? So erkennst du die Anzeichen
Vielleicht bemerkst du, wie sich die Stimmung im Unternehmen verändert? Kolleg:innen schweigen häufiger, Führungskräfte wirken distanzierter, und plötzlich spricht niemand mehr über die Zukunft. Dieses Gefühl, dass etwas in der Luft liegt, kann lähmend sein. Warte nicht ab, dass andere über deine Zukunft entscheiden. Werde selbst aktiv!
Ich kenne das aus eigener Erfahrung – das Warten, das Grübeln, das Hoffen, dass alles vielleicht doch nicht so schlimm wird. Es ist okay, beunruhigt, verwirrt oder sogar wütend zu sein.
Als ich während der Finanzkrise 2008/2009 in einem Unternehmen der Automobilbranche angestellt war, habe ich genau diese Unsicherheit durchlebt. Es begann mit Budgetkürzungen, dann kam ein Einstellungsstopp, und schließlich wurden Kolleg:innen entlassen. Ich fühlte mich damals verloren und hätte mir gewünscht, die Zeichen früher zu erkennen. Denn eines Tages saß ich im Büro mit der Geschäftsführung, und man reichte mir die Kündigung. Ich stand also ohne Anschlussjob auf der Straße und war erst mal arbeitslos.
Wenn du ähnliche Emotionen spürst, bist du nicht allein. Lass uns gemeinsam die acht häufigsten Anzeichen für eine Kündigungswelle anschauen und darüber sprechen, was sie bedeuten und wie du darauf reagieren kannst.
8 Anzeichen für eine bevorstehende Kündigungswelle
1. Rückgang der Unternehmensgewinne und Umsätze
Ein starker Umsatz- oder Gewinnrückgang ist eines der offensichtlichsten Anzeichen. Unternehmen setzen häufig Kostensenkungsmaßnahmen an, wenn die Zahlen nicht stimmen – und der größte Kostenfaktor ist in vielen Fällen das Personal. Vielleicht werden die Quartalszahlen regelmäßig intern veröffentlicht, oder es gibt Mitarbeitenden-Meetings, in denen darüber gesprochen wird. Auch gescheiterte Projekte können ein Anzeichen sein.
Solche Ereignisse können besorgniserregend sein, und man fühlt sich hilflos, weil man die Situation nicht wirklich beeinflussen kann. In Panik zu geraten wäre der falsche Ansatz. Bleib wachsam und sprich mit deiner Führungskraft, wenn du Bedenken hast. Vielleicht hat sie einen tieferen Einblick.
Ich hatte damals Bedenken, meine Fragen zu stellen. Heute weiß ich:
Es ist besser, aktiv nach Antworten zu suchen, als in der Unsicherheit zu verharren.
2. Einstellungsstopp und Reisebeschränkungen
Ein sogenannter Hiring Freeze signalisiert oft, dass das Unternehmen versucht, Geld zu sparen. Reisebudgets werden gestrichen, und Geschäftsreisen werden durch Videokonferenzen ersetzt. Ich musste damals sehr viele Menschen einbinden, um eine Freigabe für eine Reise innerhalb Deutschlands zu erhalten. Zuerst haben wir darüber gescherzt, dass unsere Geschäftsreisen jetzt nur noch bis zur Kaffeemaschine gehen. Doch rückblickend war das ein klares Anzeichen dafür, dass größere Einschnitte bevorstanden.
3. Interne Umstrukturierungen und strategische Neuausrichtung
Restrukturierungen bedeuten oft mehr als nur eine neue Unternehmensstrategie – häufig gehen sie mit Stellenstreichungen einher. Unter anderem werden Abteilungen zusammengelegt, oder Aufgaben sind plötzlich doppelt besetzt, Kolleg:innen gehen oder wechseln intern ihre Position. Solche Beobachtungen lassen ebenfalls erahnen, dass eine Veränderung bevorsteht.
Ich habe jedoch bereits Klient:innen begleitet, die in solchen Phasen durch geschicktes Networking und gezielte Weiterbildungen neue Rollen innerhalb des Unternehmens fanden. Eine Klientin schaffte es, sich während einer Umstrukturierung erfolgreich auf eine Führungsposition zu bewerben – obwohl sie zuvor unsicher war, ob sie bleiben oder gehen sollte. Gerade Neuausrichtungen und Umstrukturierungen bieten häufig neue Möglichkeiten, die du gezielt ergreifen kannst.
4. Kommunikationsmangel seitens der Führung
Wenn Führungskräfte plötzlich still werden oder unnahbar wirken, ist das oft ein Zeichen für Unsicherheit. Vielleicht werden Entscheidungen noch intern diskutiert, aber für die Belegschaft fühlt es sich an, als würde man im Dunkeln gelassen. Diese Stille kann erdrückend sein. Du fühlst dich allein gelassen, vielleicht sogar verraten. Oft kann deine Führungskraft nur bedingt etwas dafür, da auch sie oft nicht alle Informationen hat. Deshalb wundere dich nicht, falls sie dir auf deine Rückfragen keine klare Antwort geben kann oder auch darf.
5. Angebote für Abfindungen, gepaart mit Aufhebungsvertrag oder Vorruhestand
Solche Programme können zunächst attraktiv wirken, doch sie sind oft ein klares Signal dafür, dass das Unternehmen Personal abbauen möchte – und zwar möglichst schnell. Vielleicht hast du auch schon ein solches Angebot erhalten und bist hin- und hergerissen. Ist das ein Angebot, das du nutzen solltest? Oder gibt es für dich doch noch Perspektiven im Unternehmen? Die Unsicherheit kann zermürbend sein.
Ich habe mit vielen Klient:innen gearbeitet, die solche Angebote angenommen haben, um sich beruflich neu zu orientieren, und es nie bereut haben. Dennoch solltest du deine Situation genau abwägen und auch mit einer/m Steuerberater:in sprechen, denn es gibt Besonderheiten bei Abfindungszahlungen, die dazu führen können, dass du die Abfindung an den Staat „zurückzahlen“ musst.
6. Fusionen, Übernahmen oder Standortschließungen
Fusionen und Übernahmen klingen oft wie spannende Neuanfänge, bringen aber fast immer Stellenabbau mit sich. Standorte werden geschlossen, Abteilungen zusammengelegt, und plötzlich müssen sich Mitarbeitende intern neu beweisen oder werden aufgefordert, in neuen Städten oder gar Ländern zu arbeiten. Bitte sei auch hier wachsam. Ein großer Chemiekonzern hatte vor ein paar Jahren ein kleineres amerikanisches Unternehmen aufgekauft. Die Belegschaft fühlte sich sicher. „Wenn ein Unternehmen ein anderes kauft, dann muss es uns ja gut gehen“ war der allgemeine Tenor.
Aber es kam anders. Durch die Fusion und vor allem durch den Personalüberhang (es gab plötzlich zwei Country Manager, die für dasselbe Gebiet verantwortlich waren) konnte das Unternehmen erreichen, dass Personen, die seit vielen Jahren auf einer Stelle tätig waren, sich plötzlich neu auf ihren Job bewerben mussten. Bedauerlicherweise war es kein Garant, die Stelle wieder zu bekommen, wenn man die Funktion bereits seit Jahren ausführte. Sei also auch hier aufmerksam, ziehe externe Angebote in Betracht oder werde intern aktiv.
7. Reduzierung von Benefits und steigender Leistungsdruck
Wenn Benefits wie kostenloser Kaffee, Boni oder Zusatzleistungen gestrichen werden, steckt meist mehr dahinter als reine Sparmaßnahmen. Gleichzeitig kann der Druck auf Mitarbeitende steigen, sich überdurchschnittlich zu beweisen.
Ich habe selbst erlebt, wie solche Maßnahmen oft als Vorwand genutzt wurden, um unliebsame Mitarbeitende aus dem Unternehmen zu drängen. Das Gefühl, ständig bewertet zu werden, zerrt an den Nerven – aber es bedeutet nicht, dass du schlechte Arbeit machst. Es zeigt oft nur, dass das Unternehmen selbst unter Druck steht und leider unschöne Methoden wählt, um Mitarbeitende loszuwerden.
Es ist jetzt umso wichtiger, dir selbst deiner Erfolge, Erfahrungen und Stärken bewusst zu sein, damit du auf dich auf dem externen Arbeitsmarkt gut positionieren kannst. Denn diese Aspekte sind Fakt und vor allem stärken sie dein Selbstbewusstsein.
8. Outsourcing von Arbeitsbereichen
Wenn Aufgaben zunehmend an externe Dienstleister ausgelagert werden, ist das oft ein Zeichen für einen bevorstehenden Stellenabbau. Ich erinnere mich an einen Fall, in dem ein Unternehmen eine ganze Abteilung ins Ausland verlagerte. Die betroffenen Mitarbeitenden hatten das Gefühl, dass ihnen der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Diejenigen, die sich frühzeitig umorientierten, fanden oft bessere Positionen – mit mehr Verantwortung und faireren Bedingungen. Es ist also wichtig, auch in solchen Phasen immer den Blick auf den internen sowie externen Stellenmarkt zu haben.
Aber bitte verlasse dich nicht nur auf die internen Stellen, sondern baue bewusst Kontakt in andere Abteilungen auf. Bei einem anderen Kunden von mir ist die Situation aktuell so, dass alle internen Stellen längst besetzt sind und nur aufgrund der Betriebsvereinbarung veröffentlich werden müssen. Diese Stellen sind bereits besetzt, weil Kolleg:innen von dir aktiv den Kontakt in die anderen Abteilungen gesucht und sich noch vor der internen Ausschreibung den Job gesichert haben. Das kann auch für dich funktionieren. Netzwerk ist hier der Schlüssel zum Erfolg.
So wandelst du die Krise in Chancen
Auch wenn diese Anzeichen keine guten Omen sind und du verunsichert bist, was das für dich bedeutet, ist jede Krise auch eine Chance. Denn in der Angst zu verharren, hilft dir nicht weiter. Es gibt Möglichkeiten, wie du das Beste aus dieser unsicheren Zeit für dich herausholst:
Stärke deine Employability
Beschäftigungsfähigkeit ist nicht nur eine Frage von Qualifikationen, sondern auch eine Haltung. Mach dir deine Stärken bewusst und entwickle sie weiter.Bau ein starkes Netzwerk auf
Kontakte können dir Türen öffnen und dich inspirieren. Nutze Plattformen wie XING oder auch betriebliche Veranstaltungen, um beruflichen Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.Sei aktiv statt passiv
Ob du bleibst oder gehst: Entscheide bewusst. Überlege dir, was du für dein Leben willst, und setze die nötigen Schritte.Nutze Weiterbildungsangebote
Qualifiziere dich in Bereichen, die dir in der aktuellen Situation oder in einem neuen Job helfen können.Bleib flexibel und offen
Eine Kündigungswelle ist nicht das Ende, sondern ein Wendepunkt. Sieh sie als Gelegenheit, neu zu definieren, was du möchtest.
Diese Phasen sind nie leicht, und ich weiß, wie emotional belastend sie sein können. Doch genau in diesen Momenten liegt die Chance, aktiv zu werden und die Kontrolle über deine berufliche Zukunft zurückzugewinnen!
Damals, als ich mitten in dieser Unsicherheit steckte, habe ich gelernt, wie wichtig es ist, nicht in der Angst zu verharren, sondern nach vorn zu schauen. Das klingt erst mal einfacher als es tatsächlich ist, aber eine Sache die ich bei der Jobsuche gelernt und heute als Karrierecoach immer wieder feststelle ist diese: Es gibt immer Jobs da draußen. Natürlich wäre es perfekt, direkt einen passenden Anschlussjob zu finden, der dir idealerweise auch noch dasselbe zahlt.
Aber manchmal lohnt es sich auch Abstriche zu machen, denn du - um es mit den Worten von Tim Bendzko auszudrücken - gehst nicht zurück, sondern nimmst nur Anlauf!
Welche Anzeichen für eine anstehende Kündigungswelle kennst du?
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Wenn du selber aktiv werden und deine berufliche Zukunft gestalten möchtest, dann lass uns in den Austausch gehen und buche dir hier gern ein kostenfreies Analysegespräch. Hier schauen wir gemeinsam, wie eine Lösung für dich aussehen könnte.
Übrigens: In meinem Podcast „Berufsoptimierer“ spreche ich regelmäßig über diese Themen und welche Lösungen es geben könnte. Schau doch mal gerne hier vorbei.
Das war es wieder von mir.
Bis zum nächsten Mal!
Viele Grüße,
Dein Bastian