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Lücken im Lebenslauf schlüssig erklären

Warum eine Lücke meist weniger dramatisch ist, als man selbst denkt, und wie sie sich mit einer plausiblen Erklärung sogar positiv darstellen lässt.

Eine Lücke im Lebenslauf ist für die meisten sehr unangenehm, wenn sie sich neu bewerben. Man empfindet es als Makel und verspürt den Zwang, sich dafür zu rechtfertigen. Dabei ist es meistens gar nicht so schlimm, denn fast jede Lücke kann man erklären und viele sogar positiv auslegen. 

Bei der Wahrheit bleiben 

Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als ich als Führungskraft Lebensläufe von KandidatInnen gesichtet habe. 

Man schöpft sofort Verdacht, wenn der zeitliche Ablauf der verschiedenen Stationen nicht klar nachvollziehbar ist. Da fehlen etwa ein paar Monate in der zeitlichen Chronologie, die einfach unerwähnt bleiben, oder es gibt nur Jahres- und keine Monatsangaben?

Du kannst dir sicher sein, dass ich im Vorstellungsgespräch genau danach gefragt habe. Nicht, um die Kandidatin in Erklärungsnot zu bringen, sondern weil ich den Werdegang echt verstehen wollte. 

Also: Schummeln oder Vertuschen ist keine gute Idee und kann im Gespräch peinlich werden. 

Der Lebenslauf – vollständig und erläuternd 

Benenne im Lebenslauf auch die Lücken und schreib rein, was du in dieser Zeit gemacht hast.

Dabei solltest du auf deine Formulierung achten. „Arbeitssuchend“, „aktive Arbeitssuche“ oder „berufliche Neuorientierung“ klingt zum Beispiel besser als „arbeitslos“. Stelle dich nicht als hilfloses Opfer der Umstände dar, sondern stattdessen als jemand, der seine Zukunft aktiv in die Hand nimmt. 

Du darfst im Lebenslauf auch erwähnen, wenn dir zum Beispiel aufgrund von Insolvenz gekündigt wurde. Oder wenn deine Auszeit aufgrund einer Krankheit erfolgte – dann gern die Information „vollständige Genesung“ mit dazu. 

Du kannst den Lebenslauf entweder mit der aktuellsten Position beginnen oder mit der ersten. Baue ihn so auf, dass die Lücke nicht direkt oben steht.  

Lücken im Lebenslauf füllen 

Ein paar Wochen „Pause“ wird im Allgemeinen nicht groß hinterfragt. Wenn jedoch absehbar ist, dass die Lücke größer als zwei Monate wird, solltest du vorbeugen und den Zeitraum ohne Job mit Tätigkeiten füllen, die du später positiv begründen kannst. So vermeidest du eine echte Lücke. 

Gute Möglichkeiten sind alles, was mit der Erlangung von Erfahrung und Wissen zu tun hat, das zu deinem Werdegang passt. Weiterbildungen, Praktika, etwas ausprobieren, wie zum Beispiel einen Podcast zu deinem Interessensgebiet starten, Sprachen lernen, ehrenamtliches Engagement. 

Personalverantwortliche mögen Eigeninitiative, Zielorientierung, Menschen, die konsequent und mutig ihre Interessen verfolgen und veränderungsfähig sind. 

Bedenken haben sie, wenn der Verdacht aufkommt, dass jemand einfach nichts gemacht hat oder trotz seiner Bemühungen keinen Job bekommen hat. Dann fragt man sich natürlich, warum. 

Gute Gründe für die Lücke 

Außer der Weiterentwicklung von fachlichem Know-how oder Persönlichkeit, die einem zukünftigen Arbeitgeber nutzen kann, gibt es andere „Auszeiten“, die – richtig dargestellt – für jeden nachvollziehbar sind. 

Hast du dich um deine Kinder gekümmert?

Oder um pflegebedürftige Angehörige?

Vielleicht hast du ein Sabbatical genommen – auch das ist mittlerweile eine legitime Maßnahme, sofern du sie begründen und vorteilhaft interpretieren kannst.

Natürlich gibt es auch den Fall, dass man mehrere Monate arbeitslos oder krank war. Bitte auch hier unbedingt mit offenen Karten spielen und der Lücke die positiven Seiten abgewinnen, wie im Beispiel unten beschrieben. 

Die Lücke im Lebenslauf in deine Geschichte einweben 

Im Lebenslauf solltest du deine Lücken also angeben und beschreiben, im Vorstellungsgespräch offensiv ansprechen und nachvollziehbar erklären. 

Das scheint manchmal schwerer, als es ist. Denn die Lücke kam ja nicht von ungefähr. Sie ist Teil deiner Geschichte. Diese solltest du nicht erfinden, aber durchaus in einem positiven Licht darstellen. So kann aus einer Lücke sogar ein Vorteil werden, wenn du im Gespräch demonstrierst, wie du mit schwierigen Situationen, Fragen oder den eigenen Schwächen umgehst.

Ich gebe dir ein Beispiel:

Ein junger Datenanalyst – nennen wir ihn Tom – kündigte seinen Job, weil er seiner Passion – der Musik – nachgehen und damit sein Geld verdienen wollte. Leider scheiterte das Vorhaben. Er schaffte es nicht, davon zu leben, und beschloss, zurück in seinen Job zu gehen. 

Doch all seine Bemühungen, einen Job zu finden, führten nur zu Absagen. Diese zwei Jahre „ohne Job“ wie Tom diese Zeit für sich abstempelte, in der er in seinen Augen „versagt“ hatte und arbeitslos war, schienen wie ein roter Stempel auf seiner Stirn. Er konnte das einfach nicht positiv formulieren. 

Wir änderten seine Story und – ohne Witz – schon beim nächsten Vorstellungsgespräch bekam er den Job. 

Es war kein „Fehler“, seiner Leidenschaft nachzugehen. Im Gegenteil: Es war mutig und konsequent. Er wollte nicht zurück in seinen vorherigen Job, weil ihm nichts Besseres einfiel, sondern weil ihm durch diesen „Ausflug“ definitiv klar wurde, was er wollte und was ihm an diesem Job gefiel.  

Er hatte seinen Traum ausprobiert und sich Klarheit verschafft. Es zeugt von persönlicher Größe, sich einzugestehen, dass es nicht funktionierte, und zurückzugehen. Nicht als Notlösung. Sondern als die folgerichtige bessere Option. 

Lebensläufe sind heutzutage häufig nicht mehr geradlinig. Viele haben Brüche in ihrer Vita und Lücken sind nicht ungewöhnlich. Das wissen natürlich auch Personalverantwortliche. Das einzig Wichtige ist, was du daraus machst.

Viel Erfolg!

Kommentare

Sabine Votteler schreibt über Selbstständig machen 45+, Vom Executive zum Entrepreneur, Berufliche Neuorientierung, Managers in Transition

Ich stieg mit 49 aus der Führungskarriere aus und machte mich selbstständig. Heute unterstütze ich Fach- und Führungskräfte auf diesem Weg. Das Ziel: Aus der Expertise und Erfahrung ein lukratives Business zu schaffen und zu vermarkten, das dem Wunsch nach Selbstbestimmung und Sinn gerecht wird.

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