Lücken im Lebenslauf sind normal!
Die Sorge, wegen einer Lücke im Lebenslauf aus dem Bewerberpool aussortiert zu werden, ist (immer noch) groß. Die Bewerbenden meinen, einen Makel zu haben und diesen kaschieren zum müssen. Dabei sind Lücken im Lebenslauf normal, weil sie sehr oft vorkommen. Woher kommt diese Sorge?
>> Lücken sind häufiger als gedacht
Die Lebensläufe der Führungskräfte, die ich berate, zeigen verlässlich: Lücken sind ganz normal und kommen oft vor. Kurzfristig freigestellte Geschäftsführerinnen oder Bereichsleiter finden selten eine direkte Anschlussbeschäftigung. In Märkten mit geringem Angebot ist eine adäquate Führungsposition umso schwerer zu finden.
Es sei denn, der erstbeste Job wird angenommen. Doch davon rate ich dringend ab, denn das Risiko, die Probezeit nicht zu überstehen und daher eine Kurzstation im CV zu haben, ist durchaus relevant. Eine Führungsposition zu finden, die hinsichtlich wichtiger Kriterien wie Aufgabe, Verantwortung, Regionalität, Beschäftigungssicherheit, Gehalt und ähnlichen Faktoren passt, braucht Zeit. Die durchschnittliche Suchzeit für eine Führungsposition beträgt zwischen sechs und neun Monaten, jedoch kann es auch länger dauern. Trotz dieser Fakten hält sich die Sorge um „schädliche Lücken“ hartnäckig. Warum?
>> Lücken werden zum Makel gemacht
Headhunter, Personalleiterinnen, Ratgeber, Freundinnen und Bekannte: Sie tragen die schlimmen Folgen der Lücke – oft unreflektiert – weiter. Dadurch verbreitet sich der vermeintlich schlimme Ruf der Lücke wie eine Lawine fort. Insbesondere die Fachleute, also HR-Chefinnen und Personalberater, sollten hiermit umsichtiger sein. Ihnen sollte bekannt sein, wie die Realität aussieht, nämlich dass Lücken auf der Managerebene eine Normalität und keinesfalls ein Makel sind. Es liegt in ihren Händen, diesen „Spuk“ zu beenden und damit die Verunsicherung erfolgreicher Führungskräfte zu beseitigen.
Stellen Sie sich doch einmal diese Fragen:
Was soll an einer Lücke im Lebenslauf, also einer beschäftigungslosen Phase, schlimm sein? Wie interpretieren Sie eine Lücke?
Würden Sie tatsächlich jemanden, der Sie fachlich und menschlich vollständig überzeugt hat, nur wegen einer Lücke im CV ablehnen und aussortieren?
Warum beziehen Sie eine Lücke von meist nur wenigen Monaten überhaupt in die Gesamtbewertung ein?
Warum laden Sie einen Top-Bewerber nicht ein, obwohl eine Lücke vorhanden ist, und besprechen diese?
>> Auf das Erreichte schauen
Das Wichtigste sind doch die erfüllten Aufgaben, die ausgeübten Verantwortungen und vor allem die erzielten Erfolge des Kandidaten bzw. der Bewerberin. Entscheidend sind daher diese Fragen:
Bei welcher Art von Unternehmen hat jemand gearbeitet? Konzern? Mittelstand? Start-up?
Welche Funktion wurden übernommen? Welche Beförderungen und Entwicklungen wurden erzielt?
Welche primären Aufgaben wurden erfüllt?
Mit welcher Umsatz-, Budget- und Mitarbeiterverantwortung?
Insbesondere: Welche Erfolge wurden mit welchen Maßnahmen und Kompetenzen in genau diesen Funktionen für das Unternehmen erzielt?
Es sind die erreichten Erfolge, die den wirklichen Nutzen für zukünftige Arbeitgeber darstellen, nicht eine lückenlose Beschäftigungsdokumentation.