Navigation überspringen
article cover
Geld vs. Glück – oft ein Balanceakt - positiv-fuehren.com

Macht Geld glücklich? Impulse zum Weltspartag

Wie ist eigentlich der Zusammenhang zwischen Geld und Glück? Das hat mich anlässlich des Weltspartags jüngst die dpa gefragt. So simpel die Frage, so komplex die Antwort. Hier einige wissenschaftliche Annäherungen.

Gönnen können lohnt sich: Geld für andere auszugeben, führt oft zu höherem Wohlbefinden, als selbst zu konsumieren, da so soziale Verbindungen gestärkt werden. Experimentelle Daten zeigen diesen Effekt kulturübergreifend in 136 Ländern. (1)

Vergleich dich (un-)glücklich: Menschen sind zufriedener, wenn sie mehr als ihr soziales Umfeld verdienen. Eine 15-jährige Längsschnittstudie mit Daten aus Deutschland legt nahe, dass das relative Einkommen im Vergleich zu einer Referenzgruppe einen stärkeren Einfluss auf die Lebenszufriedenheit hat als das absolute Einkommen. (2)

Erfahren geht vor hamstern: Wer sein Geld für Konzerte, Reisen und andere Erlebnisse aufwendet, ist damit offenbar zumindest langfristig glücklicher als durch materielle Anschaffungen. (3)

Mehr Geld macht irgendwann nicht mehr glücklicher: Studienergebnisse – u.a. von Daniel Kahneman (jüngst verstorbener Wirtschaftsnobelpreisträger) – legen nahe, dass mehr Geld nur bis zu einem bestimmten Einkommen mit mehr Glück verbunden ist. Ab etwa 75.000 USD jährlich nahm der Einfluss von Geld auf das subjektive Wohlbefinden ab – diese Daten sind von 2010 und auf die USA bezogen … (4)

Materialismus – ein Weg ins Unglück: Menschen, die stark materialistisch orientiert sind, erleben tendenziell weniger Glück und Zufriedenheit und erleben weniger soziale Bindungen und innere Werteausrichtung. (5)

Je Dollar, desto doller**:** Der Zusammenhang zwischen Einkommen und Zufriedenheit variiert kulturell; in westlichen Länder zeigt sich da eine stärkere statistische Verbindung als in nicht westlichen. (6)

Müde Milliarden**:** Menschen gewöhnen sich mit der Zeit an höhere Einkommen, sodass monetär bedingte Zuwächse im Wohlbefinden mit der Zeit wieder nachlassen. (7)

Stabiler lebt sich’s besser**:** Finanzielle Sicherheit hängt in Entwicklungsländern stärker mit dem subjektiven Wohlbefinden zusammen als das absolute Einkommen. (8)

Spende Zufriedenheit – dir selbst: Freiwilliges Engagement und Spenden führen zu höheren Glücksgefühlen als reine Konsumausgaben. (9)

Werte sind was wert: Starke Ziele für das eigene Leben tragen stärker zum Wohlbefinden bei als ein hohes Einkommen. (10)

„Ich mach’s nicht (nur) fürs Geld“****: Der Einfluss von Einkommen auf Glück ist stärker, wenn das Einkommen aus erfüllender Arbeit stammt, die positive Identität und soziale Verbindungen fördert. (11)

Schulden schlagen aufs Gemüt: Die Analyse von 65 Studien in einer Metaanalyse zeigt eine deutliche Korrelation zwischen Verschuldung und psychischen Gesundheitsproblemen, insbesondere Depression und Angstzuständen. (12)

Resiliente Sparer**:** Menschen mit Ersparnissen weisen höhere Resilienzwerte auf und können im Durchschnitt besser mit Lebenskrisen umgehen, unabhängig von der absoluten Höhe der Ersparnisse. (13)

Finanzstress ist ungesund – buchstäblich: Eine 10-jährige Längsschnittstudie über den Zusammenhang zwischen finanziellem Stress und körperlicher Gesundheit zeigt signifikante Auswirkungen auf das Immunsystem und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. (14)

Mir das meiste – macht dich unglücklich: Daten von Oishi und Kollegen aus 54 Ländern zeigten, dass höhere generelle Einkommensungleichheit mit geringerer individueller Lebenszufriedenheit korreliert. Auch eine Erklärung dafür, warum die skandinavischen Länder im jährlichen Glücksranking so weit vorn sind … (15)

Wer weniger hat, gibt mehr: Aus einer Serie von Experimenten geht hervor, dass Menschen mit niedrigerem sozioökonomischen Status proportional mehr für wohltätige Zwecke spenden und mehr prosoziales Verhalten zeigen als wohlhabendere Personen. (16)

Glücklichere Menschen sparen mehr**:** Daten von 1833 JapanerInnen legen nahe, dass mehr spart, wer im Vorjahr glücklicher war. (17)

❓Wie unglücklich oder glücklich macht Dich Geld?

Mit oder ohne Geld: Ich wünsche einen glücklichen Wochenstart!

PS: Du machst/Ihr macht/Sie machen das gut!

___________________

(1) Dunn, E. W., Aknin, L. B., & Norton, M. I. (2014). Prosocial spending and happiness: Using money to benefit others pays off. Current Directions in Psychological Science, 23(1), 41-47.

(2) Clark, A. E., Fleche, S., Layard, R., Powdthavee, N., & Ward, G. (2018). The origins of happiness: The science of well-being over the life course. Princeton University Press.

(3) Boven, L., & Gilovich, T. (2003). To do or to have? That is the question. Journal of Personality and Social Psychology, 85(6), 1193-1202.

(4) Kahneman, D., & Deaton, A. (2010). High income improves evaluation of life but not emotional well-being. Proceedings of the National Academy of Sciences, 107(38), 16489–16493.

(5) Kasser, T., & Ahuvia, A. C. (2002). Materialistic values and well-being in business students. European Journal of Social Psychology, 32(1), 137-146.

(6) Oishi, S., Diener, E., Lucas, R. E., & Suh, E. M. (1999). Cross-cultural variations in predictors of life satisfaction: Perspectives from needs and values. Personality and Social Psychology Bulletin, 25 (8), 980-990.

(7) Brickman, P., Coates, D., & Janoff-Bulman, R. (1978). Lottery winners and accident victims: Is happiness relative? Journal of Personality and Social Psychology, 36(8), 917-927.

(8) Howell, R. T., & Howell, C. J. (2008). The relation of economic status to subjective well-being in developing countries: A meta-analysis. Psychological Bulletin, 134(4), 536-560.

(9) Harbaugh, W. T., Mayr, U., & Burghart, D. R. (2007). Neural responses to taxation and voluntary giving reveal motives for charitable donations. Science, 316(5831), 1622-1625.

(10) Ryff, C. D., & Singer, B. (1998). The contours of positive human health. Psychological Inquiry, 9(1), 1-28. </div>

(11) Wrzesniewski, A., McCauley, C., Rozin, P., & Schwartz, B. (1997). Jobs, careers, and callings: People’s relations to their work. Journal of Research in Personality, 31(1), 21-33.

(12) Richardson, T., Elliott, P., & Roberts, R. (2013). The relationship between personal unsecured debt and mental and physical health: A systematic review and meta-analysis. Clinical Psychology Review, 33(8), 1148-1162.

(13) Brown, S., Taylor, K., & Wheatley Price, S. (2016). Debt and distress: Evaluating the psychological cost of credit. Journal of Economic Psychology, 42, 642-657.

(14) Sturgeon, J. A., Zautra, A. J., & Okun, M. A. (2016). Associations between financial stress and interpersonal events: A daily diary study of middle-aged adults and their life circumstances. Psychology and Aging, 31(8), 872-885.

(15) Oishi, S., Kesebir, S., & Diener, E. (2011). Income inequality and happiness. Psychological Science, 22(9), 1095-1100.

(16) Piff, P. K., Kraus, M. W., Côté, S., Cheng, B. H., & Keltner, D. (2010). Having less, giving more: The influence of social class on prosocial behavior. Journal of Personality and Social Psychology, 99(5), 771-784.

(17) Mimura, Y. (2023). Save Today for a Happier Tomorrow: Associations Between Happiness and Financial Preparation in Japan. Journal of Happiness Studies, 24(3), 1261-1281.

Kommentare

Christian Thiele schreibt über Positive Leadership, Positive Psychologie, Führung, Wirtschaft & Management

Christian Thiele, 48, ist Vortragsredner, Coach, Teamentwickler und Trainer für Positive Leadership. Sein Podcast „Positiv Führen“ ist auf 🎧 positiv-fuehren.com/podcast zu hören, sein Buch "Positiv Führen" ist bei Wiley erschienen. (Ski-)Bergsteiger, (meist) zuversichtlicher Patchworkvater. 

Artikelsammlung ansehen