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Bist Du außerhalb Deiner Arbeitszeiten erreichbar? ©gettyimages

Muss ich ständig erreichbar sein? 11 Tipps zum Abschalten!

Die ständige Erreichbarkeit wird in unserer modernen Arbeitswelt zunehmend zum Problem, vor allem unter Führungskräften. Doch diese befinden sich im Zwiespalt: Viele Betroffene leiden unter dem fehlenden Abschalten, möchten aber zeitgleich ständig erreichbar sein. Wieso?

Kaum eine Entwicklung hat die Welt in den vergangenen Jahren so verändert wie die Digitalisierung. Doch jede Medaille hat zwei Seiten und demnach hat auch diese nicht nur Vorteile, sondern auch den einen oder anderen Nachteil mit sich gebracht. So angenehm das Leben mit Smartphones, Social Media und Co. auch sein mag, so stressig ist es zugleich.

Viele Menschen schalten wortwörtlich nicht mehr ab – weder das privates Handy noch das geschäftliche. Die Folge: Du bist Tag und Nacht für Deinen Arbeitgeber erreichbar, auch nach Feierabend, am Wochenende oder sogar im Urlaub. Gerade bei 18- bis 36-Jährigen ist dies enorm verbreitet; betroffen von der ständigen Erreichbarkeit sind vor allem Führungspersönlichkeiten.

„Kann“ oder ein „Muss“? Ständige Erreichbarkeit in Führungspositionen

Aus rechtlicher Sicht darf Dein Arbeitgeber keine ständige Erreichbarkeit verlangen. Prinzipiell darfst Du das (Geschäfts-) Handy also außerhalb der offiziellen Arbeitszeiten getrost ausgeschalten. Doch wie immer im Leben, gibt es von jeder Regel auch Ausnahmen. Eine dieser Ausnahmen ist die Rufbereitschaft.

Jedoch ist es auch zulässig, in Arbeitsverträgen individuelle Regelungen zur Erreichbarkeit über das Geschäftshandy zu vereinbaren. In der Praxis wird diese Ausnahme vor allem bei Arbeitsverträgen für Führungspositionen genutzt. Durch das höhere Gehalt soll der Mehraufwand quasi abgegolten werden. Doch selbst wenn die ständige Erreichbarkeit nicht explizit im Arbeitsvertrag festgelegt wurde, gehört sie in vielen Unternehmen schlichtweg zum guten Ton. Wer in der Hierarchie aufsteigen möchte, ist stets erreichbar. Punkt.

Hallo „Burnout“: Die Kehrseite der ständigen Erreichbarkeit

Auf den ersten Blick ist die ständige Erreichbarkeit auch nicht weiter schlimm. Ein fünfminütiges Telefonat zerstört nicht direkt den ganzen Urlaub und das kurze Checken der E-Mails vor dem Einschlafen frisst nur wenige Sekunden Zeit. Auf den zweiten Blick hat die ständige Erreichbarkeit aber eine nicht zu unterschätzende Kehrseite. Sie verhindert das Abschalten auf einer geistigen Ebene und damit notwendige Entspannungszeiträume. Die Betroffenen sind stets ganz oder teilweise mit dem Kopf bei der Arbeit und bewegen sich dadurch auf einem ständig erhöhten Stresslevel.

So fühlen sich Führungspersonen durch die ständige Erreichbarkeit gehetzt und beträchtlichen Mehrbelastungen ausgesetzt. Schlimmstenfalls führt das bis hin zu Erschöpfungszuständen, Depressionen oder einem Burnout-Syndrom.

Besonders häufig betroffen sind davon jene Führungskräfte in einer Zwischenposition zwischen Beschäftigten und höheren Vorgesetzten. Sie tragen auf der einen Seite bereits eine Menge Verantwortung, haben auf der anderen Seite aber noch nicht genügend Einfluss, um Ansprüche wie eine Einschränkung der Erreichbarkeit durchzusetzen. Sie wollen also schlichtweg nicht abschalten – aus Angst vor dem Kontrollverlust oder negativen Auswirkungen auf ihren weiteren hierarchischen Aufstieg. Sie befürchten, ein falsches Signal zu senden, wenn sie hin und wieder absent sind, und dadurch nicht weiter befördert zu werden.

Wie berechtigt solche Befürchtungen sind, ist stets vom Einzelfall abhängig. Interessant ist zudem, dass viele Führungskräfte schlichtweg erreichbar sein wollen. Sie möchten überhaupt nicht „verzichtbar“ sein. Es gibt also viele Gründe, weshalb Führungskräfte erreichbar sein möchten oder müssen.

Tipps für Führungskräfte: Wege aus der Erreichbarkeits-Falle

Neben den gesundheitlichen Aspekten gibt es noch zahlreiche weitere Argumente gegen die ständige Erreichbarkeit. Negative Effekte auf das Familienleben der Betroffenen oder im unternehmerischen Kontext eine schlechte Vorbildfunktion. Ist der·die Chef·in ständig zu erreichen, gehen nämlich viele Mitarbeiter·innen davon aus, dass selbiges auch von ihnen verlangt wird.

Folgen wie mehr Krankheitsfälle oder eine schlechtere Arbeitsatmosphäre aufgrund des hohen Stresspegels in der Belegschaft sind dadurch alles andere als unrealistische Szenarien. Was kannst Du also tun, um die Erreichbarkeit einzuschränken – egal, ob diese ausdrücklich oder nur implizit verlangt wird?

  1. Reflektiere erst einmal Deinen eigenen Umgang mit der Erreichbarkeit. Wann und wie bist Du erreichbar?

  2. Entwickle nun Zielvorgaben gemäß Deiner eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Wann und wie möchtest Du zukünftig erreichbar sein – und vor allem: wann nicht?

  3. Anschließend solltest Du ebenfalls hinterfragen, in welchem Ausmaß Du die stetige Erreichbarkeit von Deinen Kolleg·innen verlangst. Was erwartest Du also von Dir selbst und was von Deinem Team?

  4. Analysiere die Gründe für Deine ständige Erreichbarkeit: Wird diese verlangt? Oder setzt Du Dich selbst unter Druck? Hast Du Angst vor einem Kontrollverlust? Oder genießt Du das Gefühl der Unverzichtbarkeit?

  5. Triff klare Absprachen mit Deinem Team. Welchen Umgang mit der Erreichbarkeit setzt Du voraus? Was erwarten Dein Team?

  6. Was bist Du im Gegenzug zu leisten bereit? Wer kann und soll Dich außerhalb der Arbeitszeiten wie kontaktieren und bei welchen Problemstellungen? Welche alternativen Lösungen beziehungsweise Ansprechpartner·innen gibt es?

  7. Mach Dich verzichtbar, indem Du Deine Mitarbeiter·innen zur Eigenständigkeit ermutigst. Das fördert nicht nur Dein Team, Du verbesserst damit auch das Betriebsklima. Gleichzeitig wirst Du dadurch entlastet.

  8. Sei ein Vorbild, indem Du keine ständige Erreichbarkeit von Deiner Belegschaft erwartest und diese bei jeder Kleinigkeit außerhalb der Arbeitszeiten kontaktierst.

  9. Triff zudem klare Absprachen mit Dein Vorgesetzten. Was wird von Dir erwartet? Welche Regeln und Kompromisse gibt es? Kannst Du für gewisse Fachbereiche oder Zeiträume eine Vertretung organisieren? Welche Verpflichtungen ergeben sich aus Deinem Arbeitsvertrag und welche aus der im Unternehmen gängigen Praxis? Halte Dich unbedingt an diese Absprachen!

  10. Plane vorausschauend und stelle dadurch sicher, dass während Deiner Abwesenheit so wenig Probleme, Unklarheiten oder Fragen auftauchen, welche eine Kontaktaufnahme notwendig machen.

  11. Verteile die Verantwortlichkeiten, benenne zuständige Vertretungen und kommuniziere klar Deine „Gesprächszeiten“ beziehungsweise Kanäle. Beispielsweise, wenn Du im Urlaub zwar erreichbar bist, jedoch nur via E-Mail und nicht telefonisch.

Prinzipiell gilt also: Je klarer Deine Kommunikation und je besser Deine Vorbereitung, umso weniger musst Du außerhalb der Arbeitszeiten erreichbar sein. Dennoch sind die Erwartungen an Führungskräfte je nach Unternehmen verschieden. Sollte die Belastung zu groß werden, ohne dass Du einen Kompromiss vereinbaren kannst, bleibt Dir auf lange Sicht leider meist nur eine Wahl: Entweder Du riskierst Deine Gesundheit durch die ständige Erreichbarkeit oder Deine Karriere, indem Du eben doch hin und wieder einmal abschalten!

Stimmt das? Gibt es ein "entweder oder zwischen" Gesundheit und Karriere? Schreib es uns in die Kommentare!

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