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Gerd Altmann/Pixabay

Nachhaltiges Wirtschaften: Warum immer mehr Unternehmen auf Social Business setzen

Vorangehen statt mitlaufen: Was Öko-Pioniere anders machen

Werden Vertreter kleiner und mittelständischer Unternehmen von Veranstaltern eingeladen, fragen sich die meisten im Vorfeld: Was macht Sinn? Wie nachhaltig und glaubwürdig ist der Veranstalter? Welche konkreten Mehrwerte sind damit für die Teilnehmenden und das Unternehmen verbunden? Auch die investierte Arbeitszeit wird hinterfragt, denn wer zu Vorträgen fährt, ist oft einen ganzen Tag unterwegs und muss nacharbeiten.

Deshalb gehen immer mehr Unternehmen verstärkt dazu über, ihre Leistungen in Rechnungen zu stellen. Wenn beispielsweise Lothar Hartmann, Nachhaltigkeitsmanager beim Öko-Versender memo AG in Greußenheim, gebeten wird, Vorträge zu halten oder Workshops durchzuführen, ist das nicht mehr kostenlos wie noch vor einigen Jahren. Wer eine Leistung erbringt und Wissen vermittelt, sollte auch entsprechend honoriert werden – ob es sich um einen freien Berater oder einen Unternehmensvertreter handelt (bei memo fließt das Geld in interne Nachhaltigkeitsprojekte).

Es ist heute auch nicht mehr so, dass Veranstaltungen nur eine „Werbefläche“ für Unternehmen sind. Die wirklich guten und nachhaltigen Firmen haben das auch nicht nötig – sie lassen über sich sprechen. Oder sie entwickeln Konzepte, die Außenkommunikation und Beratung am Ort ihres täglichen beruflichen Wirkens ermöglichen. Dazu gehört auch der Outdoorausrüster VAUDE, der andere Unternehmen auf ihrem Weg zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Organisation unterstützen möchte. Durch die Gründung der „VAUDE Academy für nachhaltiges Wirtschaften“, die von Lisa Fiedler geleitet wird, können interessierte Unternehmen, Organisationen, Schulen und Hochschulen vom Erfahrungsschatz des Unternehmens profitieren.

„In der Wirtschaft verankert sich zunehmend die Erkenntnis, dass Nachhaltigkeit heute eine moderne und essenzielle Business-Kompetenz ist. Wir bekommen sehr viele Anfragen von Unternehmen, die uns als Best Practice-Beispiel sehen und einen Einblick in unsere Art des Wirtschaftens gewinnen möchten“, sagt Antje von Dewitz, Geschäftsführerin des familieneigenen Unternehmens VAUDE Sport GmbH & Co. KG in Tettnang.

Das Unternehmen arbeitet seit über einem Jahrzehnt konsequent daran, die komplette Organisation ganzheitlich und systematisch mit Rücksicht auf Mensch und Umwelt auszurichten und ist damit sehr erfolgreich. „Wir nehmen wahr, dass immer mehr Konsumenten mit gutem Gewissen konsumieren möchten und deshalb Marken suchen, denen sie vertrauen können. Daher können es sich Unternehmen auf Dauer nicht mehr leisten, auf Nachhaltigkeitskompetenz zu verzichten“, so von Dewitz.

Das ist mit vielen Vorteilen verbunden:

• Reisen für Unternehmensvertreter entfallen

• Vermittlung der eigenen Expertise und Erfahrungen

• Vermittlung von konkreten Umsetzungsbeispielen in der Praxis

• Lernen im Dialog

• ehrlicher Austausch auf Augenhöhe

• Werbung für das eigene Unternehmen

• Ausbau der Stakeholder-Beziehungen.

Die Nachhaltigkeitsakademie wurde als ein Social Business gegründet.

Das bedeutet, dass der Fokus auf dem gesellschaftlichen Nutzen liegt – erwirtschaftete Gewinne werden direkt in das Geschäftsfeld reinvestiert und dafür genutzt, das Bildungsangebot für Schulen und Hochschulen weiterzuentwickeln. Der Aufbau der VAUDE Academy wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) seit Mai 2020 für zwei Jahre mit Fördermitteln unterstützt. Das Academy-Angebot wird individuell zugeschnitten und kann sowohl persönlich als auch digital stattfinden.

Es umfasst Vorträge, Workshops sowie individuelle Beratungen und richtet sich an Unternehmen, berufliche Netzwerke und Organisationen. Es reicht von konkreten, individuellen Maßnahmen über die Gestaltung einer nachhaltigen Unternehmensstrategie bis hin zur Einführung von Nachhaltigkeits-Managementsystemen. Wichtige Bausteine wie Führungsverständnis, eine vertrauensvolle Firmenkultur und die ganzheitliche Einbindung von Mitarbeitenden in den Transformationsprozess stehen ebenfalls im Fokus. Neben dem Wissenstransfer für Unternehmen gibt es auch Angebote für Schulen, Hochschulen sowie gemeinnützige Vereine und Initiativen, die sich für Themen rund um eine faire und menschenwürdige Textilindustrie, umweltfreundliche Materialien und Kreislaufwirtschaft oder eine Betriebsführung bei VAUDE interessieren.

Aktuell wird in Zusammenarbeit mit der Universität Mannheim und der Mannheim Business School ein Massive Open Online Course zum Thema Transformation zum nachhaltigen Wirtschaften erstellt. Mit der Hochschule Neu-Ulm gibt es eine Lehr-Fallstudie mit dem Schwerpunkt Klimastrategie. Um das Thema Nachhaltigkeit für junge Menschen erlebbar zu machen, entsteht zudem ein gemeinsames Projekt mit dem Deutschen Alpenverein (DAV) und der Albrecht von Dewitz Stiftung.

Anstifter zur Nachhaltigkeit

Viele Veranstalter und Unternehmen nutzen auch die Vorträge des Unternehmers und Autors Matthias Krieger, um Impulse zu schaffen und so die Motivation, Begeisterung, Kundenbeziehung, Eigeninitiative und –engagement nachhaltig zu steigern. In seinen Vorträgen beschäftigt er sich u. a. mit folgenden Themen: Talente finden, entwickeln und binden, Energie für Morgen – Die Kraft der Sonne auch bei Nacht, Zeiten der Begeisterung, Ziele als Wegweiser, Innovationen + Werte als Basis für den (Unternehmens-) Erfolg, Chancen im Baugewerbe, Zinsen im Keller! Einnahmen im Keller! Stiftungsprojekte im Keller?

Die Honorare seiner Vorträge fließen komplett in die Dagmar + Matthias Krieger Stiftung, die junge Talente in den Bereichen Sport, Kultur und Bildung unterstützt. Die Intention der Stiftung ist Gemeinnützigkeit und das Wohl der Gesellschaft. Der DMK Award für nachhaltiges Bauen wird seit 2010 von der Dagmar + Matthias Krieger Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Krieger + Schramm ausgelobt. Damit wird das Ziel verfolgt, das Thema Nachhaltigkeit sowie eine zukunftsorientierte und umweltbewusste Bauweise in die Breite zu tragen. Engagierte Architekten, Planer und Projektentwickler sowie Hochbauämter/ Stadtplanungsämter werden gefördert. Teilnahmeberechtigt sind alle Projekte (Neubau oder Umbau/Ausbau von Bestandsimmobilien). Insgesamt wird ein jährliches Preisgeld von über 6.000 Euro ausgelobt. Die Bewertung durch eine unabhängige Jury erfolgt anhand der Kriterien ökologische Qualität, ökonomische Qualität, soziokulturelle und funktionale Qualität, technische Qualität, Prozessqualität. Der Preis wurde bislang jährlich und zukünftig jedes zweite Jahr ausgelobt. Um die Gewinnerprojekte zu präsentieren, wird nach jedem DMK Award eine Ausstellung an einem öffentlichen Ort wie z.B. Stadtplanungsamt, Rathaus in deutschen Großstädten durchgeführt.

Die Beispiele zeigen, dass es heute für uns nicht nur darum geht, über Probleme zu reden, sondern sich vor allem handfest zu engagieren. Handfest - das bedeutet: begreifbar, sofort und zupackend.

Weiterführende Informationen:

Antje von Dewitz: MUT STEHT UNS GUT! Nachhaltig, menschlich, fair – mit Haltung zum Erfolg. Benevento Verlag, Salzburg, München 2020.

Matthias Krieger: Die Lösung bist Du! Was uns wirklich voranbringt. BusinessVillage Verlag, Göttingen 2011.

Kommentare

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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