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Natürlich wohnen: Was wir für saubere Raumluft tun können

Das Zuhause ist für die meisten Menschen ein Ort der Entspannung, der Ruhe und des Wohlbefindens. Problematisch sind allerdings Schadstoffbelastungen, die von Baustoffen, technischen Geräten, Einrichtungsgegenständen und verwendeten Materialien ausgehen.

Viele Produkte können Lösungsmittel, Stäube und andere flüchtige Verbindungen freisetzen. Das Thema Allergien wird immer wichtiger. Die WHO stuft sie sogar als ernst zu nehmende Gesundheitsgefährdung ein. Neben Heuschnupfen rücken neben Pollen auch Tierhaare, Stau, Hausstaubmilben und Schimmel als Verursacher in den Fokus. Einer der wichtigsten Aspekte für gesundes Wohnen ist deshalb saubere Raumluft. Nachfolgend ausgewählte Vorschläge zur Wohngesundheit.

Bodenbeläge

Massives Parkett besteht aus gewachsenem Holz, ist allerdings aufwändig zu pflegen und teuer. Deshalb greifen heute die meisten zu Fertigparkett. Allerdings besteht es wie Laminat aus Verbundmaterial. Grundträger ist eine Sperrholz-, Span- oder Faserplatte mit einem Gegenzugfurnier aus dem Parkettholz. Auf ihr klebt imprägniertes Fotopapier – das zum Schutz mit einer durchsichtigen Kunstharzschicht übergossen wird – mit der gewünschten Holzstruktur. Laminat hat im Gegensatz zu unversiegeltem Holz, das bei hoher Luftfeuchtigkeit Wasserdampf aufnimmt und bei Trockenheit die Feuchtigkeit wieder abgibt, keinen positiven Einfluss auf das Raumklima. Auch ist die Treibhausgasbilanz über den gesamten Lebenszyklus fünfmal höher als bei Parkett, das sich mehrfach schleifen lässt (Laminat muss nach zehn Jahren ausgewechselt werden). Holzfasern oder Furniere für Laminat bzw. Parkett sollten aus nachhaltiger Holzwirtschaft stammen (mindestens FSC-Siegel).

Eine natürliche Alternative zu früheren PVC-Böden ist Linoleum, das vollständig aus natürlichen Stoffen besteht. Der Gewebeträger ist aus Jute und das Obermaterial aus Leinöl, Holz oder Korkmehl. Noch nachhaltiger sind Korkböden. Kork ist natürlichen Ursprungs, und bei der Herstellung ist keine Abholzung nötig. Chemie ist bei der Produktion ebenfalls kaum notwendig. Positive Eigenschaften sind außerdem die wasserabweisende Oberfläche, antibakterielle Aspekte und die Langlebigkeit der besonderen Baumrinde. Neben seinen schalldämmenden Eigenschaften ist Kork durch seine Elastizität und Wärmedämmfähigkeit zu empfehlen.

In den vergangenen Jahren hatte der Teppichboden keinen leichten Stand, denn er galt für viele als Inbegriff deutscher Spießbürgerlichkeit. Inzwischen ist er wieder da. Europaweit gibt es heute zahlreiche Akteure in der Teppichbranche, darunter viele Traditionsunternehmen wie der niederländische Hersteller Desso, das deutsche Traditionsunternehmen Vorwerk und das fast 300 Jahre alte Unternehmen Balsan mit Hauptsitz im französischen Arthon. Interface, ein Hersteller modularer Bodenbeläge, ist seit 1994 führend in den Bereichen Nachhaltigkeit und Innovation. Nachhaltige Teppiche bestehen beispielsweise aus hochwertiger, ungefärbter Premium-Schafschurwolle, die aus kontrolliert biologischer Tierhaltung hergestellt ist und einen Teppichrücken aus Bio-Baumwolle hat (Quelle: memolife). Sie sorgen für ein gesundes Wohnklima und eine wohlige Atmosphäre.

Farben

Viele Lehmfarben zum Anrühren bestehen aus atmungsaktiven Tonmaterialien und sind für normale Wände geeignet. Lehmfarbe ist ohne Konservierer und Kunststoff-Bindemittel, sie lässt die Wände diffusionsoffen und atmungsaktiv. Bio-Wandfarbe mit Naturpigmenten sind in der Regel für alle Wände geeignet, ebenso Kalkfarbe

Innendämmung

Bisher werden für die Innendämmung häufig Polystyrol oder Mineralwolldämmplatten eingesetzt. Dabei gibt es eine Vielzahl von ökologisch und gesundheitlich unproblematischen Varianten, die auch in ihrer Klimabilanz entscheidende Vorteile haben. Neben dem Einsatz von Kalziumsilikat oder Vulkanstein werden auch Holzfasern, Hanf, Zellulose, Kork oder sogar Stroh und Schafwolle verwendet. Diese Materialien sorgen zugleich für ein besseres Raumklima.

Luftreiniger

Luftreiniger können vorbeugend eine Lösung sein, denn ihrem Filter landen Schadstoffe, Viren und Allergene sowie Gerüche. Zusätzlich kann die Luftfeuchtigkeit stabilisiert werden, was entscheidend zu einem gesunden Raumklima beiträgt. Intelligente Wohnraumlüftungssysteme (in einigen Fällen förderungsfähig) steigern die Luftqualität mit einem eingebauten Filtersystem. Die in der Luft enthaltenen Allergene werden reduziert. Auch werden Energiekosten gespart.

Möbel und Einrichtungsgegenstände

Maßarbeit und Nachhaltigkeit sowie ressourcenschonende Fertigungstechniken gewinnen beim Möbelkauf immer mehr an Bedeutung – vor allem der Werkstoff Holz wird immer beliebter. Nachhaltigkeit in der Möbelbranche bedeutet, dass beispielsweise auf den Einsatz von Tropenhölzern verzichtet und dafür auf Holz aus verantwortungsvoller, heimischer Forstwirtschaft zurückgegriffen wird. Auch Einrichtungsgegenstände sollten möglichst aus naturbelassenen Materialien, gesundheitlich unbedenklich, nachweislich schadstofffrei sowie recyclingfähig, biologisch abbaubar sein und eine positive Energiebilanz aufweisen.

Reinigungsmittel

Viele ökologische Reinigungsmittel verzichten auf synthetische Konservierungsmittel, chlorchemische Zusätze und synthetische Duftstoffe. Auch werden viele Bio-Putzmittel, die zudem völlig ökologisch abbaubar sind, aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Nachhaltige Unternehmen setzen auf leistungsstarke Wirkstoffe aus der Natur wie Essig, Soda oder Orangenöl. Gleichzeitig wird auf umweltschädliche Chemikalien wie Phosphate, Borate, Formaldehyd, PVC oder halogenorganische Verbindungen verzichtet. Auch verwenden die meisten wieder verwertbare Verpackungen. Viele nachhaltige Produkte sind am EU-Umweltzeichen (Euroblume) zu erkennen. Stark saure oder stark alkalische Reiniger können bei unsachgemäßer Anwendung Hautreizungen oder sogar Verätzungen verursachen. Der Blaue Engel ist eine gute Entscheidungshilfe.

Tapeten

Es sollte vorab gut überlegt werden, welche Wand mit einer Tapete beklebt wird, denn alles, was auf den Putz aufgetragen wird, kann unter Umständen die Wand versiegeln. Das kann – je nach Material – dazu führen, den Feuchtigkeitstransport zu unterbinden, was wiederum schlecht fürs Raumklima ist. Kleister, der auf organischem Material basiert, kann ein Nährboden für Schimmel sein.

Vliestapeten bestehen aus Textilfasern und Zellulose. Chemisch unbehandelt kann hier von einer umweltfreundlichen Variante gesprochen werden. Bei den verwendeten Bindemitteln sollten allerdings keine Acrylate zum Einsatz kommen. Bei Textiltapeten ist es ähnlich. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, setzt Naturtapeten ein, die zu hundert Prozent aus natürlichen Materialien bestehen und keine gesundheitsschädlichen Stoffe enthalten.

Zimmerpflanzen

Zimmerpflanzen sind natürliche Reiniger, denn sie filtern Schadstoffe aus der Luft. Zu den weiteren Vorteilen gehören:

  • Verbesserung des Raumklimas durch Sauerstoffproduktion und Feinstaubbindung,

  • Senkung der Raumtemperatur im Sommer und Bekämpfung der trockenen Luft im Winter,

  • Förderung der psychischen und physische Gesundheit,

  • Gewährleistung einer beruhigenden Atmosphäre und Stressreduzierung,

  • Steigerung der Lebensqualität.

Bereits in den 1990er-Jahren fand die NASA heraus, dass Pflanzen Schadstoffe wie Formaldehyd, Benzol oder Trichlorethylen aus der Luft filtern. Laut der Nasa Clean Air Study gehören dazu Arten wie Einblatt, Efeu, Grünlilie, Gummibaum, Birkenfeige, Fensterblatt und Bogenhanf. Diese nachtaktive Wüstenpflanze nimmt auch nachts CO2 auf und versorgt die Schlafenden gleichzeitig mit frischem Sauerstoff. Auch gehört Bogenhanf zu den Pflanzen, die am meisten Schadstoffe aus der Luft filtern (Quelle: K+S Marktplatz).

Es gibt über 30 Farnarten, von denen Nephrolepis exaltata die beliebteste Art ist. Die auch als Schwertfarn bekannte Pflanze eignet sich für Büros, Wohnzimmer und Kinderzimmer, da aufgrund der vielen Blätter die Luftfeuchtigkeit im Raum erhöht wird. Auch die immergrüne Goldfruchtpalme (Dypsis lutescens), die ursprünglich aus Madagaskar kommt und zur Familie der Palmengewächse (Arecaceae) gehört, eignet sich für Büros als Sicht- und Schallschutz.

Kommentare

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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