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©Getty Images/Guido Mieth

Neue Studie zum Homeoffice entlarvt das größte Problem für Arbeitnehmer

Dass die Corona-Krise die Arbeitswelt in Deutschland verändert hat, ist offensichtlich. Viele Arbeitnehmer·innen arbeiten plötzlich ganz oder zumindest teilweise in den eigenen vier Wänden. Weniger offensichtlich ist jedoch, was diese Veränderung bei den Betroffenen innerlich bewirkt. Dieser Frage ist eine neue Studie von Steelcase auf den Grund gegangen – mit durchaus überraschenden Ergebnissen.

Dass das Homeoffice vor allem aus Arbeitnehmer·innensicht zahlreiche Vorteile mit sich bringt, dürfte für die meisten Menschen nicht die große Überraschung sein. Auch in der Studie wurden diese Vorteile von zahlreichen Befragten in den Vordergrund gestellt. Dabei waren es vor allem die wegfallenden Pendlerwege (50 Prozent), die fehlenden Ablenkungen (37 Prozent) und die bessere Work-Life-Balance (37 Prozent), die als positiv empfunden wurden. Trotzdem ist nicht eingetreten, was viele Personen durch die Pandemie erwartet haben, nämlich der flächendeckende Wunsch, auch nach der Krise im Homeoffice arbeiten zu dürfen. Im Gegenteil: 59 Prozent der Befragten und damit deutlich mehr als die Hälfte möchte so bald wie möglich wieder ins Büro zurückkehren. Angesichts dieser Zahl stellt sich die Frage nach dem Warum?

Auch auf diese Frage liefert die neue Studie eine Antwort: Isolation. Diese stellt für die Arbeitnehmer·innen im Homeoffice das Hauptproblem bei der Arbeit in den eigenen vier Wänden dar. 38 Prozent der Befragten aus Deutschland fühlen sich demnach im Homeoffice isoliert; und mit diesem Empfinden sind sie keinesfalls alleine. Da Steelcase im Rahmen der Studie rund 32.000 Teilnehmer·innen aus zehn verschiedenen Ländern befragt hat, lassen sich die Zahlen international vergleichen. Das überraschende Ergebnis lautet: In zehn von zehn Ländern ist die Isolation das Hauptproblem im Homeoffice. Betroffen sind somit nicht nur Angestellte in Deutschland, sondern auch in Australien, China, Frankreich, Indien, Kanada, Mexiko, Spanien, Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Vor allem in Australien, Mexiko und Spanien überwog die Isolation die weiteren genannten Nachteile um das Doppelte.

So viele Vorteile das Homeoffice mit sich bringen mag, so viele Schattenseiten hat es auch, wie das Gefühl der Isolation deutlich macht. Doch diese Art von Testlauf, welcher durch die Pandemie quasi erzwungen wurde, hat noch weitere Schwächen der Heimarbeit ans Licht gebracht. Schwächen, die infrage stellen, ob es sich tatsächlich um das Arbeitsmodell der Zukunft handelt, wie oftmals propagiert wird. Deutsche Arbeitnehmer·innen haben beispielsweise die längere Entscheidungsfindung (23 Prozent), einen Rückgang der Produktivität (19 Prozent) sowie einen Rückgang des Engagements (18 Prozent) bemängelt. Letztere lassen sich sogar in Zahlen messen: Im Homeoffice arbeiteten die US-Amerikaner·innen während der Corona-Krise um 14 Prozent weniger engagiert und um zwölf Prozent weniger produktiv. Auch Deutschland ist zuhause weniger engagiert und produktiv, beweisen die Zahlen; jedoch weist es im Ländervergleich die geringsten Einbußen auf.

Dieser Rückgang kann nicht flächendeckend auf eine geringere Motivation der Angestellten oder sogar Faulheit geschoben werden, sondern die Gründe liegen stattdessen in der Arbeitsumgebung. Die Arbeit im Homeoffice mache oftmals aufgrund der schlechten Ergonomie, der Ablenkung oder dem schwierigen Einrichten der Arbeitsumgebung weniger Spaß und sei daher weniger produktiv, so die Ergebnisse der Studie. Nur zwei Prozent der Befragten können sich daher auf lange Sicht die ausschließliche Arbeit im Homeoffice vorstellen. Für 98 Prozent wird stattdessen nach der Pandemie das Büro wieder als Arbeitsstätte wichtig sein – und bleiben. Doch auch dort ist essentiell, dass die Arbeitgeber·innen die Wünsche ihrer Angestellten verstehen und erfüllen. Die Studie liefert hierbei einige wichtige Erkenntnisse: Sicherheit sei demnach am Arbeitsplatz für die Arbeitnehmer·innen eines der Hauptbedürfnisse. Aber auch Zugehörigkeit, Komfort und Produktivität wurden von zahlreichen Befragten genannt.

… wann, wo und wie sie arbeiten. Auch dieser Wunsch nach (mehr) Kontrolle wurde von einer Mehrheit genannt. Bislang haben aber nur 38 Prozent der Studienteilnehmer·innen hierzu die Möglichkeit. 72 Prozent erwarten hingegen, nach der Pandemie maximal einen Tag pro Woche im Homeoffice arbeiten zu können. In dieser Hinsicht lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt zumindest ein positives Fazit ziehen: Obwohl vor der Corona-Krise nur 54 Prozent der deutschen Führungskräfte mit mehr Flexibilität für die Arbeitnehmer·innen rechneten, wenn es um ihre zukünftige Arbeitsgestaltung geht, sind dies mittlerweile 91 Prozent. Die Chancen stehen somit gut, dass die Probleme, welche durch die „plötzliche“ Heimarbeit ans Tageslicht befördert wurden, zu konkreten Verbesserungen des Arbeitsmodells führen ¬– und somit zur echten Chance werden, damit das Homeoffice in Zukunft (noch) attraktiver für beide Seiten wird.

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