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„New Work ist längst nicht mehr nur etwas für Besserverdienende“ sagt Richard David Precht auf der NWX22 - Nils Hasenau

New Work ist mehr als Homeoffice – auf Sinnsuche mit Richard David Precht

„Wir verwandeln uns von der Arbeits- zur Sinngesellschaft“, lautete eine der wichtigsten Thesen von Richard David Precht auf der NWX22, dem größten Festival zur Zukunft der Arbeit im deutschsprachigen Raum. New Work ist nicht mehr nur den Besserverdienenden vorbehalten.

Die Corona-Krise hat die Arbeitswelt nachhaltig verändert und dabei nicht nur bereits bestehende Trends verstärkt, sondern auch zu so mancher neuer Erkenntnis geführt. Ein solcher Aha-Moment war sicherlich, dass auch jene Berufsgruppen nicht mehr zurück in ihre alten Jobs wollen, für die typische Arbeitsmodelle der New Work wie das Homeoffice nicht infrage kommen.

Pflegekräfte sind hierfür ein klassisches Beispiel, ebenso wie Service-Mitarbeiter·innen, Produktionshelfer·innen oder LKW-Fahrer·innen – und damit ist die Liste noch lange nicht zu Ende. Auch jetzt, nach der Krise, ist der Transformationsprozess also keinesfalls abgeschlossen. Im Gegenteil: Er fängt gerade erst an, machte der Philosoph und Bestellerautor Richard David Precht in seiner NWX-Keynote am 20. Juni in der Hamburger Elbphilharmonie deutlich.

Der Sinn in der Arbeit wird immer wichtiger

Der Wandel zur Sinngesellschaft resultiert laut Precht vor allem aus dem technologischen Fortschritt. Denn jene Arbeit, die nicht gerne gemacht wird, aber schlichtweg erledigt werden muss, wird zunehmend von Maschinen übernommen.

Das erlaubt den Menschen zumindest in der Theorie, weniger zu arbeiten und sich dabei vor allem jenen Aufgaben zu widmen, die ihnen wirklich Spaß bereiten. Der Sinn hinter der Arbeit rückt dadurch in den Vordergrund und lässt das Thema auch für Unternehmen immer wichtiger werden, vor allem angesichts des Fachkräftemangels.

Richard David Precht ist sich daher sicher, dass der Transformationsprozess noch lange nicht beendet, und nach der Corona-Krise kein „Zurück zum Normal“ möglich ist.

Stattdessen wünschen sich die Menschen mehr Sinn in ihrer Arbeit und das erfordert ein Umdenken aus der Arbeitgeberperspektive. Arbeitsplätze attraktiver gestalten und dabei auch immaterielle Faktoren in den Vordergrund stellen, lautet in diesem Zuge die Devise. Flexible Arbeitsmodelle wie das Homeoffice sind dabei schon längst kein Einzelfall mehr und auch nicht mehr ausreichend, um sich von der Konkurrenz abzuheben; um tatsächliche New Work zu offerieren.

Nicht jeder will oder „kann“ Homeoffice

Den Mitarbeiter·innen eine Homeoffice-Regelung anzubieten und damit den Transformationsprozess für beendet zu erklären, ist laut Precht also zu kurz gedacht. Denn er weiß: Es gibt viele Menschen, die nicht im Homeoffice arbeiten möchten oder dort schlichtweg nicht zurecht kommen. Auch ist nicht in jedem Beruf die Arbeit in den eigenen vier Wänden möglich, wie die genannten Beispiele verdeutlicht haben.

Diese These stützten im Rahmen der NWX22 auch Kununu-CEO Nina Zimmermann, die Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Dr. Jutta Rump und Moderator und Unternehmer Dr. Michael Trautmann im Diskussions-Panel „Wieviel „New“ braucht work?“. Sie waren sich einig, dass eine Mitarbeiterzentrierung in Zukunft für jedes Unternehmen unverzichtbar wird, um gestärkt aus der aktuellen sowie jeder weiteren Krise hervorzugehen.

Einzig Textilunternehmer Wolfgang Grupp ist ein Verfechter klassischer Arbeitsmodelle. Er wünscht sich seine Angstellten vor Ort und sieht in der Präsenzarbeit zahlreiche Vorteile. Auf diese Weise sehe er alle, „auch, ob jemand telefoniert und ich ihn anrufen kann".

Ganz uneinig waren sich die Panel-Teilnehmer·innen diesbezüglich nicht, schließlich kann das Homeoffice nicht die einzige Lösung sein, wenn es um die Frage geht, wie Arbeit in Zukunft aussehen sollte.

New Work kann und sollte alle betreffen

In der modernen Sinngesellschaft bedeutet New Wok also nicht mehr nur Homeoffice und ist auch kein Thema, das ausschließlich Topverdienenden oder Büromitarbeiter·innen vorbehalten ist. Stattdessen müssen auch für jene Menschen, die nicht im Homeoffice arbeiten können oder wollen, neue, ja bessere Arbeitsbedingungen geschaffen werden.

Dem Sinn der Arbeit kommt dabei eine zentrale Rolle zu und erfordert ein Umdenken auf der immateriellen Ebene wie zum Beispiel der Unternehmenskultur. Aber auch materielle Faktoren, wie moderne Raumstrukturen, flexiblere Arbeitszeiten oder eine effizientere Zusammenarbeit im Team, müssen neu gedacht und abhängig von den individuellen Möglichkeiten offeriert werden.

New Work ist also nicht nur eine örtliche Verlagerung des Arbeitsplatzes, sondern ein komplettes Umdenken, was Arbeit eigentlich ist und wie sie aussehen kann.

Der Transformationsprozess ist noch lange nicht beendet

Im Zuge der Entwicklung zu einer Sinngesellschaft wird die New Work zunehmend zu einem Thema für die breite Masse und damit auch für die Unternehmen unumgänglich, um der aktuellen Kündigungswelle – „The Big Quit“ – proaktiv zu begegnen.

Das Homeoffice ist dabei nicht das Nonplusultra, sondern nur eine von vielen Maßnahmen, um bessere Arbeitsbedingungen zu kreieren, in denen die Mitarbeiter·innen einen Sinn finden und in die sie gerne zurückkehren.

Moderne Bürokonzepte, technologische Unterstützung oder neue Führungskonzepte sind in diesem Zuge sinnvolle Ansätze, die wie Zahnräder eines Uhrwerks ineinandergreifen müssen, um tatsächliche New Work für alle zu ermöglichen.

Das bedeutet aber nicht, dass alte Werte wie finanzielle Sicherheit ausgedient haben, wie sie Wolfgang Grupp im Panel vertrat. Die Vermutung liegt daher nahe, dass es immer mehr hybride Modelle geben wird, beispielsweise mit Pflicht- und Wahltagen im Büro oder durch den Einsatz neuer Technologien in der Pflege, um nur zwei von vielen Möglichkeiten zu nennen.

New Work ist demnach mehr als nur Homeoffice, es ist ein Wandel im Zeitgeist. Genau das müssen die Unternehmen im aktuellen Transformationsprozess verstehen und gemäß der individuellen Möglichkeiten sowie Grenzen umsetzen.

Was bedeutet für Dich New Work, falls Du nicht im Homeoffice arbeiten kannst oder willst? Wie wichtig ist der Sinn in Deiner Arbeit für Dich und welche Lösungen würdest Du Dir in Zukunft wünschen? Wir sind gespannt auf Deine Meinung in den Kommentaren.

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📖 Highlights der New Work Experience

🎬 Trigema-Chef Grupp zu New Work: "Bei uns muss etwas geleistet werden"

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