Navigation überspringen
article cover
Paradoxien schaffen eine explosive Mischung

Paradoxien machen Führung spannend

Entscheidungen können das Gegenteil von dem auslösen, was beabsichtigt war, oder ungewollte negative Auswirkungen haben. Und zwar automatisch, manchmal unauflösbar. Dann wird aus einem Widerspruch ein Paradoxon. Die Betrachtung von Paradoxien kann uns zu einem tieferen Verständnis eines Themas führen. Und den Widerspruch zumindest transparent machen.

Das aktuelle Beispiel für inhärente Widersprüche ist das Thema Homeoffice und hybride Arbeitswelten: Die Freiheit, flexibel den eigenen Platz zum Arbeiten zu wählen, begrenzt die Möglichkeiten, sich mit anderen Mitarbeitenden auszutauschen. Die Zeitersparnis durch weniger Arbeitswege führt zu mehr Zeit. Zugleich benötigen wir zusätzliche Zeit, um sich mit anderen Mitarbeitenden zu koordinieren. Ein spontaner Austausch ist im Homeoffice nicht möglich.

Führungskräfte können in dieser Situation natürlich intervenieren: Gemeinsam klare Regeln abstimmen, wann wer wo arbeitet, um den verschiedenen Bedürfnissen gerecht zu werden. Dieser Kompromiss schränkt wiederum die Flexibilität ein und führt – Überraschung! – zu neuen Widersprüchen und Spannungen. Denn die meisten „New Work“-Konzpte basieren auf nonterritorialem Arbeiten. Neue Aufgaben zur Koordination etc. entstehen, die nicht alle Beteiligte begeistern. Sie merken bereits: Führungskräfte sind mehr denn je gefordert, mit Widersprüchen umzugehen.

Akzeptanz und Transparenz der Nachteile

Das ist der erste Schritt als Führungskraft: Offenheit für die unvermeidbaren Paradoxien haben und die Paradoxien transparent machen. Im Gegensatz zu Problemen sind die meisten Paradoxien nicht lösbar. Vielmehr sind die Vor- und Nachteile zu bestimmen und zu benennen, wie im Beispiel Homeoffice und hybride Arbeitswelt. Die wechselseitigen Abhängigkeiten und mögliche Spannungen sind offenzulegen und offen anzusprechen.

Wesentliches Element ist die gemeinsame Reflexion und Abwägung im Team, vor allem bevor Entscheidungen getroffen werden, die absehbar erhebliche Nachteile besitzen. Wer gemeinsam weiß, was kommen kann, kann eigene Erwartungen anpassen und vorab den Umgang mit möglichen Spannungsfeldern vereinbaren. Beispiel: So unterstützen wir Kolleginnen und Kollegen, für die das Homeoffice mehr Belastung als Freiraum darstellt.

Der Einstieg kann sehr spielerisch erfolgen. Zeigen Sie, dass unsere Welt voller Widersprüche ist. Eindeutigkeit ist sogar eher die Ausnahme, eher Wunsch statt Wirklichkeit. Und unsere Sprache ist voller Paradoxe. Alle Kreter lügen, sagt der Kreter. Und lügt damit auch, oder? Paradoxe sind normal für uns alle. Wie die folgende Liste zeigt, die zum Schmunzeln und Nachdenken anregen soll.

Pradoxien sind Teil unseres Lebens
Pradoxien sind Teil unseres Lebens

Das Sowohl-als-auch-Denken lernen

Paradoxien können wir meistens nicht auflösen, und sie verschwinden nicht einfach. Dadurch können Führungskräfte absehbare Paradoxien nutzen. Denn widersprüchliche Wirkungen sind Teil vieler Veränderungen – und häufig vorhersehbar. Wie bei den Regelungen für das Homeoffice und hybriden Arbeitsmodellen. Also können wir vorausschauend die Spannungen bestimmen und mögliche Konflikte erkennen. Die passende Transformation kann eingeleitet, bevor die Widersprüche akut werden.

Die Methode dafür ist die Szenariotechnik. Die Grundlage dafür ist ein (Zeit-)Raum zur Reflexion und zum Experimentieren. Und nicht sofort Lösungen zu suchen, die widerspruchsfrei ohnehin kaum möglich sind. Der Effekt ist, dass die eigene Toleranz für Widersprüche einer Entscheidung und auch die Akzeptanz für Spannungen unter den Mitarbeitenden steigen. Denn die größte Herausforderung ist, wie wir ein Problem ansehen. Nicht das Problem an sich.

Die Szenariotechnik bedeutet, die gewünschte künftige Wirklichkeit aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Und das möglichst konkret: Wie der Arbeitsalltag oder neue Arbeitsabläufe wirken, auf uns und andere. Die Widersprüche werden sofort sichtbar. Und der Umgang mit dem jeweiligen Dilemma und den möglichen Spannungen kann eingeübt werden, also das Sowohl-als-auch-Denken.

Gerne zeige ich Ihnen, wie die Szenariotechnik umgesetzt wird – und zwar für die eigene Person oder im Team. Schreiben Sie mir hier auf XING eine Nachricht. Oder nutzen Sie meinen Kontakt.

Kommentare