Person-Job-Fit: Die Suche nach dem Perfect Match
Der Begriff Person-Job-Fit steht dafür, dass Person und Tätigkeit bestmöglich aufeinander abgestimmt sind oder einfach ausgedrückt: zueinander passen. Ein guter Fit ist nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Mitarbeiter von großer Bedeutung. Denn wenn der Fit nicht gegeben ist, führt das zu Unzufriedenheit, Stress und schlechten Ergebnissen.
🔎 Person-Job-Fit: Die Passung zwischen den Fähigkeiten einer Person und den Ansprüchen des Jobs
Ein guter Fit hat eine hohe Passung. Das bedeutet, die Fähigkeiten einer Person entsprechen den Ansprüchen des Jobs in einem hohen Maße. Bei einem schlechten Fit findet sich eine hohe Diskrepanz zwischen Vermögen und Anspruch oder auch den Vorstellungen vom Job und dem tatsächlichen Tätigkeitsbereich.
Der Person-Job-Fit spielt in der Eignungsdiagnostik und im Bewerbungsprozess eine bedeutende Rolle. Unternehmen versuchen, durch einen hohen Fit geeignete Kandidaten zu identifizieren und Stellen bestmöglich zu besetzten.
Der Person-Job-Fit ist ein entscheidendes Kriterium für die Arbeitszufriedenheit
Die Frage nach einem perfekten oder auch bestmöglichen Match stellt sich heute nicht nur aus der Sicht des Arbeitgebers, sondern vielmehr aus Sicht der Bewerber und auch Mitarbeiter. Es geht heute nicht mehr nur darum, ob die Fähigkeiten den Anforderungen des Jobs entsprechen. Es geht darum, ob der Job den persönlichen Vorstellungen und Erwartungen entspricht.
Zentral stehen hierbei folgende Fragen
📌 Wie können Job und Privatleben vereinbart werden?
📌 Welche Möglichkeiten der persönlichen Weiterbildung gibt es?
📌 Welche Möglichkeiten der Partizipation und Mitbestimmung sind gegeben?
Doch nicht nur zwischen Person und Job sollte es passen. Ein perfektes Match wird erst dann erzielt, wenn die Person auch in das Arbeitsumfeld passt. Anders ausgedrückt: Wenn der Job im Bezug auf die Tätigkeit passt, aber die Person und das Unternehmen nicht zueinander passen, dann geht die Rechnung nicht auf.
Die Unternehmenskultur ist ein entscheidendes Kriterium für die Attraktivität von Unternehmen
Früher haben Unternehmen geprüft, ob Bewerber in das Unternehmen passen. Sie waren auf der Suche nach dem für sie besten Fit. Heute ist es so, dass Bewerber hinterfragen, ob das Unternehmen zu ihnen passt. In diesem Zusammenhang spielen die Unternehmenswerte, die Unternehmensführung und die Unternehmenskultur eine entscheidende Rolle. Gefragt ist ein hoher Person-Environment-Fit.
Person-Environment-Fit beschreibt die grundsätzliche Passung von Person und Arbeitsumfeld. Der Person-Job-Fit ist ein Bestandteil davon.
Dem Person-Environment-Fit sind neben dem Person-Job-Fit folgende Passungsfrage untergeordnet:
Wie hoch ist der Person-Group-Fit?
Wie hoch ist der Person-Supervisor Fit?
Wie hoch ist der Person-Organisation-Fit?
🏢 Person-Organisation-Fit: Die Passung von Person und Organisation
Bei einem guten Fit stimmen die Werte oder auch Ziele von Person und Organisation in einem hohen Maße überein. Es kommt dadurch zu einer hohen Identifikation mit dem Unternehmen, die Person fühlt sich dem Unternehmen stark verbunden. Der Vorteil für das Unternehmen ist ein hohes Engagement und ein geringes Fluktuationsrisiko.
👫 Person-Group-Fit: Die Passung von Person und Team sowie Kollegen
Ein hoher Fit ist die Grundlage für eine gute Zusammenarbeit. Das gilt sowohl für das direkte Team als auch für die Zusammenarbeit mit anderen Kollegen oder Vorgesetzten. Wenn es zwischenmenschlich nicht passt, dann sind Konflikte und schlechte Stimmung programmiert. Die Effizienz nimmt ab, die Motivation sinkt und die Arbeitsunzufriedenheit steigt. Ein schlechtes Klima sorgt für schlechte Stimmung und schlechte Ergebnisse.
🤝 Person-Supervisor-Fit: Die Passung zwischen Person und Vorgesetzten
Entscheidend für das Verhältnis zwischen Person und Vorgesetzten ist die Beziehungs- und Kommunikationsstruktur. Tragfähige Beziehungen setzten Vertrauen, Respekt und gegenseitige Wertschätzung voraus. Eine offene, persönliche und vertrauensvolle Kommunikation ist hierfür unabdingbar. Top-down hat heute kaum noch Bestand. Es geht vielmehr darum sich aufeinander einzulassen, um in einem ergebnis- und lösungsorientierten Miteinander zu arbeiten.
Unternehmen und Arbeitgeber befinden sich auf dem Prüfstein
Spannend ist hierbei folgende Verschiebung: Während die Frage nach der Passung früher primär ein Kriterium von Unternehmen war, ist es heute so, dass Unternehmen auf dem Prüfstein sitzen. Nicht mehr nur das Unternehmen überprüft und hinterfragt die Passung ihrer Mitarbeiter, sondern Mitarbeiter und potenzielle Bewerber überprüfen, ob das Unternehmen ihren Anforderungen und Erwartungen entspricht.
Die Anforderungen und Erwartungen an den Job sind gewachsen. Gesucht wird heute nicht mehr nur nach einem sicheren Arbeitsplatz, vielmehr nach einer Tätigkeit, die der Person entspricht und die persönliche Selbstverwirklichung unterstützt. Dem sicheren Job wird eine Tätigkeit vorgezogen, die sinnstiftend ist. Die Person und die Frage nach einer möglichst ganzheitlichen Passung ist hierbei entscheidend. Für Unternehmen ist ein Umdenken gefragt. Zentral stehen heute nicht mehr die eigenen Interessen, sondern die Interessen der Mitarbeiter und Bewerber. Um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, braucht es mehr als monetäre Anreize. Es braucht die Bereitschaft sich auf die Mitarbeiter einzulassen. Denn nur so kann es gelingen Mitarbeiter langfristig zu binden und für das Unternehmen zu begeistern.
Die Passung von Person und Tätigkeit, Organisation sowie Umfeld ist von großer Bedeutung. Denn, wenn der Fit nicht sitzt, wird Arbeit zur Belastung und löst Konflikte aus. Ein schlechter Fit sorgt für eine hohe Fluktuation. Hier wird deutlich, dass tragfähige Arbeitsbeziehungen unabdingbar und ein wechselseitiges Geschehen sind. Von Arbeitgebern und Unternehmen ist gefordert das Gegenüber ernst zu nehmen und ganzheitlich zu betrachten. Ich sehe diese Entwicklung als durchaus positiv. Denn letztlich ist ein Unternehmen nur so stark wie seine Mitarbeiter. Daher ist es von elementarer Bedeutung Mitarbeiter nicht nur anzuwerben, sondern ihnen ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten. Mit allem, was dazu gehört und vor allem in der Annahme ihrer Bedürfnisse, Fähigkeiten und Interessen. Denn genau das ist die Basis für eine gute Zusammenarbeit. Es entspricht einem Win-Win für alle Beteiligten & so klappt es auch mit dem bestmöglichen Fit.
Du merkst, dass dein Job nicht zu dir passt?
Dann ist es wichtig, dass du dich ehrlich damit auseinandersetzt. Es ist wie in einer schlechten Beziehung: Wenn Haltung, Interessen und Bedürfnisse einander nicht entsprechen, dann passt es nicht. Da hilft es auch nicht dem Gegenüber Vorwürfe zu machen oder krampfhaft zu versuchen die Situation zu verändern. Wenn es nicht passt, dann passt es nicht. Da gibt es nur eine Lösung:
Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende… 😅
Der Wahrheit ehrlich zu begegnen kann für alle Beteiligten schmerzhaft sein. Doch es bringt wenig die Augen davor zu verschließen. Denn in der Regel wird es mit der Zeit nicht besser, sondern schlechter. Bevor du vorschnell eine Entscheidung triffst, solltest du deinen Fit überprüfen.
Fit-Check: Passt dein Job zu dir?
Beantworte schriftlich folgende Fragen:
Was passt besonders gut zu dir?
Was passt überhaupt nicht?
Was fehlt dir?
Beantworte die Fragen für jeden der hier vorgestellten Passungs-Bereiche
Person-Job-Fit
Person-Organisation-Fit
Person-Group-Fit
Person-Supervisor-Fit
Person-Environment-Fit
Umso genau du die Fragen beantwortest, desto mehr Klarheit erhältst du. Liste alle Schnittstellen und Diskrepanzen auf. Benenne sie klar und in deinen Worten. Du kannst aus deinen Ergebnissen ein Scoring erstellen:
📌 Wie hoch ist dein Fit auf einer Skala von 0-10?
Wenn du den Eindruck hast, dass dein Job nicht zu dir passt, ist es wichtig offen darüber zu sprechen. Sowohl im Bezug auf die vorhandenen Schnittstellen als auch die Diskrepanzen. Es gilt dann zu entscheiden, wie und ob die Diskrepanzen zu überwinden sind.
Wie hoch ist dein Scoring?
Welche Bedeutung hat der Fit für dich?
Welche Kriterien sind für dich entscheidend?
Teile deine Erfahrungen oder Fragen gern im Kommentar!
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Quellen:
Kristof, A. L. (1996) Person-organization fit: An integrative review of its conceptualizations, mesasurement, and implications. Personnel Psychology, 49, 1-49.
Kristof-Brown, A.L., Zimmermann, R. D., & Johnson, E. C. (2005). Consequences of individuals`fit at work: A meta-analysis of person-job, person-organization, person-group, and person-supervisor fit. Personnel Psychology, 58, 281-342.
Allen et al. (2007) Web-based recruitment: Effects of information, organizational brand, and attitudes toward a web site on applicant attraction. Journal of Applied Psychology, 92, 1696-1708.
Felser, G. (2010). Personalmarketing. Göttingen: Hogrefe.