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Photovoltaik: Immer mehr Unternehmen setzen auf eine unabhängige und nachhaltige Energieversorgung

Diese Technologie ist dezentral nutzbar - von kleinen Solaranlagen bis zu großen Freiflächenanlagen. „Die in Deutschland installierte Photovoltaik-Leistung setzt sich aktuell zu etwa zwei Dritteln aus Dachanlagen und einem Drittel aus Freiflächenanlagen zusammen“ (Umweltbundesamt). In Deutschland soll bis 2030 der Bruttostromverbrauch zu mindestens 80 Prozent aus Erneuerbaren Energien gedeckt werden. Dazu braucht es allerdings eine Steigerung der Photovoltaik-Kapazitäten sowie fortgesetzte technologische Weiterentwicklungen. Unternehmen wie der schwäbische Druckluft- und Pneumatikspezialisten Mader mit Sitz in Leinfelden bei Stuttgart haben schon früh erkannt, dass der Aufbau von Eigenerzeugungsanlagen, vor allem Photovoltaik, in Bezug auf Klimaschutz sinnvoll und wirtschaftlich ist: Ende 2017 setzten die beiden Inhaber und Geschäftsführer die personellen Weichen für die Zukunft und beriefen die Millennials Stefanie Kästle und Marco Jähnig in die Geschäftsleitung des Unternehmens. Ein Jahr zuvor wurde die Entscheidung für den Kauf eines Grundstücks mit Bestandsgebäude im Nachbarort Echterdingen getroffen. Die rund 5 000 Quadratmeter große Halle wurde nach energetischen Gesichtspunkten saniert und das Bürogebäude entkernt. Danach folgte die Erweiterung des Bürogebäudes um einen Neubau und die Revitalisierung des Bestandsgebäudes. Die Photovoltaikfassade deckt heute 70 Prozent des eigenen Energiebedarfs. Auch der NWB-Verlag bezieht seinen Ökostrom von einer verlagseigenen Photovoltaik-Anlage.

„Dachflächen sind genug vorhanden, aber: Die Dächer und Großmärkte waren vormals nicht dafür konzipiert, eine PV aufzunehmen. Die Dachlasten geben das nicht her oder die Dachqualität ist zu schlecht, sodass eine PV erst nach der nächsten Dachsanierung möglich ist. Außerdem ist der Lebenszyklus einer PV-Anlage mit >20 Jahren viel länger als die übliche Mietvertragsdauer der Großmärkte, sodass das Vermieter- Mieter- Dilemma offenbar wird“, sagt Vice President Energy Management bei METRO PROPERTIES. Das bestehende und rechtlich vertretbare Potenzial soll weiter genutzt und bis 2030 mindestens 50.000 kWp installiert werden. Bislang sind bereits mehr als 60 Großmärkte mit einer Leistung von über 20.000 kWp geschafft, sodass das Ziel wohl schon weit vor 2030 erreicht werden kann. „Die neuen Großmärkte werden per se mit PV bestückt, wenn das die Geographie und das Baurecht hergeben“, so Schulze. Mittlerweile wurden in Österreich, Spanien, Deutschland, Niederlande, Ungarn, Italien, Frankreich, Bulgarien, Türkei, Indien und Pakistan PV-Anlagen installiert. „PV sorgt dafür, dass auf dem ungenutzten Dach, auf dem allerdings teilweise auch Solartubes oder Rauchabzugsanlagen, Lichtbänder oder anderes technisches Gerät stehen, auf Dauer erneuerbare Energie erzeugt und im Großmarkt direkt ohne Netzeinspeisung verbraucht werden kann.“

Der Mehrbedarf an Strom durch die Kälteanlagen im Sommer deckt sich mit der Produktionslinie der PV, die auch im Sommer die höchste Produktion erreicht. Von den rund 700 Großmärkten werden insgesamt nur 30 bis 40 % geeignet sein, eine PV statisch und wirtschaftlich zu tragen und zu betreiben. „Aus dem theoretischen Potenzial von 120.000 kWp werden wir aber mehr als die bis 2030 avisierten 50.000 kWp nutzen können“, sagt der Energieexperte. Hier bedarf es einer engen Kooperation mit der Industrie: In vielen Ländern kauft die METRO sogenannte PPA (der Industriepartner erstellt die PV-Anlage und betreibt diese, und das Unternehmen kauft den auf seinem Dach erzeugten Strom zum Eigenverbrauch). Auch das Photovoltaik-Leasingunternehmen Enpal bietet Solarstromanlagen an. Sein Produkt ermöglicht es Kunden ebenfalls, ihre Stromkosten durch eine Solaranlage und eine grüne Allinclusive-Energielösung zu reduzieren.

Doch wenn man die Bereitschaft, „über ökologische Dinge nachzudenken, konsequent weiterführt, wird man irgendwann schätzen lernen, dass man sich mit Photovoltaik unabhängiger macht“, sagt Stefanie Kästle, Mitglied der Geschäftsführung bei Mader. Eine unabhängige und nachhaltige Energieversorgung bildet heute das Rückgrat der europäischen Volkswirtschaft. Die Energiewende - der Ausstieg aus der atomaren und fossilen Energiewirtschaft und eine 100 Prozent-Energieversorgung durch erneuerbare Energien - ist eines der wichtigsten Vorreiterprojekte des gesellschaftlichen Transformationsprozesses zu einem nachhaltigen Wirtschaften.

  • Nora Sophie Griefahn und Tim Janßen: Klimaneutral – und dann?

  • Helen Landhäußer: Klimaneutralität durch Digitalisierung – von der Transformation analoger Technologien und GreenTech Unicorns.

  • Olaf Schulze: Zero Emission 2040 – METRO auf dem Weg zur Klimaneutralität.

Alle enthalten in: Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.

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Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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