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Dein Gehirn geht sofort in Alarmbereitschaft, sobald du vor großen Gruppen reden musst? © Getty Images/Klaus Vedfelt

Redeangst: So überwindest du deine Furcht vor Meetings und Präsentationen

Die Angst, vor anderen zu sprechen, ist weit verbreitet. Die Schauspielerin Yvonne de Bark erklärt sechs einfache Tricks, mit denen Du Deine Unsicherheit überwinden kannst.

Frage der Woche:

In großen Runden fällt es mir schwer, vor allen Kolleg·innen zu sprechen. Was kann ich tun, um selbstsicher zu wirken?  
Susanne, XING Nutzerin
Yvonne de Bark ist studierte Schauspielerin und Top-Expertin zum Thema Körpersprache und Wirkung
Yvonne de Bark ist studierte Schauspielerin und Top-Expertin zum Thema Körpersprache und Wirkung

Liebe Susanne, 

Egal ob Vortrag, Meeting oder Präsentation: Jeder kennt dieses angespannte Gefühl vor dem Moment, in dem wir plötzlich im beruflichen Rampenlicht stehen. Vor allem wenn Vorgesetzte dabei sind, ist die Anspannung bei vielen noch mal größer. Aber auch ein kleiner Vortrag vor Kolleg·innen kann einem schon mal den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Die Redeangst ist laut Umfragen unsere größte Angst, noch vor der Angst vor dem Tod. Das liegt daran, dass unser Steinzeitgehirn in diesem Moment aufschreit: „Wenn ich jetzt nicht von dieser Gruppe akzeptiert werde, werde ich vom Stamm ausgestoßen und wenn ich allein bin, bin ich dem Säbelzahntiger schutzlos ausgeliefert.“

Sechs Tipps, mit denen Du Deine Unsicherheit überwindest

1. Dein pochendes Herz hörst nur Du

Wenn Du nach Deinem Vortrag Feedback einholen würdest, wie nervös Du gewirkt hast, wirst Du immer weitaus weniger nervös eingeschätzt, als Du Dich gefühlt hast. Als ich mit meinem Sohn als Begleitperson bei einer TV-Talkshow war, fragte ich ihn danach, wie nervös ich von eins bis zehn gewirkt habe. Er sagte: „Ne zwei maximal.“ Ich aber war innerlich bei einer zehn. Glaub mir, das Pochen Deines Herzens hörst nur Du allein.

2. Denk an etwas, was danach passiert

In dem Moment, in dem wir vor der Gruppe reden müssen, ist unser Gehirn in Alarmbereitschaft. Für unser neurologisches System gilt dann: Rennen, kämpfen, erstarren oder Anschluss zur Gruppe finden. Du kannst dieses System aber austricksen und in den Normalmodus zurückkehren: Denke an etwas, dass nach Deinem Vortrag passieren wird. Das kann ein Treffen mit Freunden sein, ein Film, den Du Dir abends anschauen möchtest oder sonst irgendetwas. Somit überlistest Du Dein Gehirn und teilst ihm mit, dass Du in diesem Moment auf keinen Fall sterben wirst. Denn danach kommt ja noch etwas. Neurowissenschaftlich belegt reduziert dieser Gedanke deine Nervosität um 30 Prozent.

3. Baue Dein Adrenalin ab

Große Anspannung spült einen Hormoncocktail von Adrenalin und Cortisol in unser System. Früher, also in der Steinzeit, war das notwendig, um in Sekundenschnelle in höchste Leistungsbereitschaft gesetzt zu werden. Heute müssen wir in einem Meeting nicht mehr körperlich kämpfen, sondern müssen höchst konzentriert sein. Wie kannst Du jetzt das Adrenalin und Cortisol schnell abbauen, damit es dich nicht beim Denken hindert? Auch hier hilft ein kleiner Trick: Hüpfe vor dem Termin 20–30 Sekunden lang auf der Stelle. Achte aber bitte darauf, dass du nicht unmittelbar vor dem Termin hüpfst, sonst kommst du hechelnd in Dein Meeting.

4. Gib Deinem Gehirn eine Pause

Das macht Dich nur noch nervöser. Gehe in den letzten 15 Minuten vor dem Termin nicht immer wieder Deine Präsentation durch. Gönne Deinem Gehirn stattdessen eine kurze Auszeit; es wird deine vorbereiteten Inhalte problemlos abrufen können. Und eines ist sicher: Was du nicht vorbereitet hast, wirst Du auch in den 15 Minuten vor dem Meeting nicht mehr aufholen können.

5. Denke Dir: Die finden mich gut

Die Angst, bewertet zu werden, macht viele Menschen vor einer Präsentation nervös. Auch diesen Gedankengang kannst Du austricksen. Sag Dir über die anderen: „Du findest mich gut.“ Stell Dir dabei vor, dass Du Deinen Zuhörern mit Deinem Wissen liebevoll ein Geschenk gibst und sie deswegen gar nicht anders können, als Dich gut zu finden.

6. Versuche nicht, perfekt zu sein

Kleine Fehler machen sympathisch. Kein Mensch mag perfekte Menschen. Kleine Fehler machen sympathisch. Sei lieber ein bisschen mehr, wie Du bist, anstatt wie jemand anders sein zu wollen. Du bist genug, so wie Du bist.

Körpersprache und Co.: So wirkst du selbstsicher

Achte im Meeting unbedingt auf Deine Körpersprache. Denn auch so sendest du nonverbale Signale an die übrigen Teilnehmer·innen. Auch hier können Kleinigkeiten eine große Wirkung entfalten. 

  1. Verzichte darauf, Dein Laptop als Mauer zwischen Dich und Deine Kolleg·innen zu stellen.

  2. Höre aktiv zu, das heißt, habe eine aufrechte Sitzhaltung und nicke ab und zu bestätigend, halte Blickkontakt mit dem Sprechenden.

  3. Vermeide es, mit Gegenständen zu spielen oder an deinen Fingern zu knibbeln. Das wirkt unsicher und nervös.

Abschließend ein kleiner Tipp, wenn Du zu Wort kommen willst:

Nutze die Fischmaultaktik. Hebe die Hand und öffne den Mund, so als ob Du nach Luft schnappst. Das signalisiert dem Gegenüber, dass Du etwas sagen möchtest. 

Ich hoffe, Du gehst mit diesen Tipps etwas lockerer und entspannter in Deinen nächsten Termin. Du wirst sehen: Schritt für Schritt wird Dein Gehirn lernen, mit diesen Situationen anders umzugehen, und Du wirst Deine Unsicherheiten und Ängste abbauen.

Dabei wünsche ich Dir viel Erfolg!

Yvonne de Bark

Was hilft Dir, Deine Unsicherheit in Meetings zu überwinden?

Wer schreibt hier?

Yvonne de Bark gehört zu den Top-Expert·innen zum Thema Körpersprache und Wirkung. Die studierte Schauspielerin und Hochschuldozentin ist eine der gefragtesten Spezialistinnen für nonverbale Kommunikation in Deutschland, unter anderem bei ntv, WDR und RTL. Sie unterstützt Vorstände in DAX-Unternehmen, schult Politiker·innen und hält Seminare für alle, die analog und digital sicher auftreten und ihre Wirkung zielgerichtet einsetzen wollen. Sie ist internationale Top-Speakerin und erfolgreiche Autorin von elf Büchern.

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