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Noch mal. Und noch mal. Und noch mal kommunizieren – hilft als ChefIn

Sag’s noch einmal, ChefIn. Noch mal. Und noch mal: zur Kraft der Wiederholung

Wie du rüberkommst als Führungskraft, hat auch mit den aktuellen Charts zu tun. Noch mal: Wie du rüberkommst als Führungskraft, hat auch mit den aktuellen Charts zu tun. Und damit es klar wird: Wie du rüberkommst als Führungskraft, hat auch mit den aktuellen Charts zu tun. Wieso?

Songs mit einem sich oft wiederholenden Refrain oder anderen stark repetitiven Mustern kommen schneller in die Top 40 der amerikanischen Single-Charts und steigen schneller an die Spitze der Hitlisten auf als jene, die das nicht tun (Nunes et al 2023). Eine Studie aus Nürnberg legt nahe, dass in den vergangenen 50 Jahren Songs immer simpler und repetitiver geworden sind (Parada et al 2024).

Das scheint aber nicht nur für Musik zu gelten – denken wir nur an die Kraft der Wiederholung in Werbebotschaften („Mein Haus, mein Auto, mein Boot“), in der Lyrik („Blaukraut bleibt Blaukraut …“), in der Malerei (Claude Monets gut 250 Seerosenbilder – und überhaupt der komplette Andy Warhol).

Wiederholung kann Vertiefung, Verstärkung und Verdeutlichung bedeuten.

Wenn zum Beispiel oft genug behauptet wird, dieser Newsletter sei richtig gut, dann glauben es immer mehr Menschen. Vor allem, wenn oft genug behauptet wird, dieser Newsletter sei richtig gut.

Nicht nur, aber auch für die LäuferInnen unter dem geneigten Publikum: „I think certain types of processes don’t allow for any variation. If you have to be part of that process, all you can do is transform — or perhaps distort — yourself through that persistent repetition, and make that process a part of your own personality“, schreibt Haruki Murakami in seinem großartigen Buch über sein Leben und sein Laufen. (Murakami 2009)

Und was hat das mit deiner Führung zu tun?

Eine Studie, die fast 3000 Kommentare aus Leadership Assessments untersucht hat, zeigt etwa: Führungskräfte werden mit zehnfach größerer Wahrscheinlichkeit dafür kritisiert, dass sie zu wenig, als dass sie zu viel kommunizieren. Wer als ChefIn zu wenig wiederholt, wird der Studie zufolge auch als weniger kompetent und weniger empathisch wahrgenommen (Flynn/Lide 2023). Und eine qualitative Untersuchung an 13 Managern in 6 verschiedenen Firmen ergab: ChefInnen, die bewusst redundant an ihre Mitarbeitenden kommunizieren, bekommen ihre Projekte schneller und erfolgreicher erledigt (Neeli & Leonhardi 2011).

Gerade in Zeiten der Kanalüberflutung – Briefpost hier, E-Mail da, Teams-Chat hier, Slack-Feed da – scheint zumindest gemäßigte Wiederholung eine erfolgreiche Führungsstrategie zu sein. Gerade für formell oder hierarchisch nicht direkt Vorgesetzte – und die werden nach meiner Erfahrung in den Unternehmen immer mehr mit all ihrem Projektgeschäft, ihren Matrix- und Crossfunktionalitäten etc.


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Menschen müssen eher erinnert als erleuchtet werden. Erst da, wo du fürchtest zu nerven, bringst du deine Leute ins Begreifen.

Winston Churchill zum Beispiel, die Rede am 4. Juni 1940 vor dem britischen Unterhaus, die wohl berühmteste Rede seines Lebens, die vielleicht wichtigste Rede in der jüngeren Geschichte Europas:

„We shall fight on the beaches, we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills …“ Die Wiederholung verstärkte in den Ohren seiner Zuhörerschaft seine Entschlossenheit und seine Überzeugung im Kampf gegen das NS-Regime – ähnlich wie Martin Luther King in seiner fast schon songmäßigen „I have a dream“-Rede. (Lancaster 2015)


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Auf dem Golfplatz, beim Klavierlehrer, beim Vokabelnpauken oder in der Boulderhalle ist uns die Wiederholung vertraut. (Vielleicht auch beim Lesen von Newslettern, die du richtig, richtig, richtig gut findest …) Aber in ihrer Führungsrolle sind viele ChefInnen, das kriege ich in Coachings oft mit, von Wiederholung genervt: „Muss ich das denen jeden Tag neu erklären?“ oder „Der hat das doch schon fünf Mal von mir gehört!?“ oder „Das muss die doch inzwischen begriffen haben!?“.

Viele Leaders wollen tendenziell eher Neues tun, Impulse geben, nach vorn gehen als zurück und in Dauerschleife. Frischer Wind statt abgestandener Parolen, und das kann ich auch nachvollziehen.

Vielleicht fürchten Führungskräfte, die tendenziell nicht die Langsamsten von Begriff sind, ja auch, sie könnten andere und sich selbst langweilen, wenn sie die gleichen Botschaften immer wieder wiederholen. Das obige Forschungsergebnis spräche dagegen: Wiederholende und überkommunizierende Führungskräfte werden eher als transparent und kümmernd wahrgenommen – habe ich hier gern noch mal wiederholt!


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Wenn also in deiner Organisation – vielleicht ja sogar durch dich – wieder und wieder und immer wieder die gleichen Geschichten erzählt werden, der Gründungsmythos, jene Krise damals oder diese Herausforderung dann und dann, dann kann dies offenbar auch gerade in Zeiten des Wandels für Stabilität und Orientierung sorgen (Dailey & Browning 2014).

Du musst deshalb ja nicht gleich fünf Mal „Ti amo“ auf der Weihnachtsfeier singen, „Zehn kleine Jägermeister“ beim Betriebsausflug oder „Giveitawaygiveitawaygiveitawaynow“ auf der Vertriebstagung.

Obwohl – wieso eigentlich nicht?

PS: Du machst, ihr macht, Sie machen das gut!

PPS: Du machst, ihr macht, Sie machen das gut!

PPPS: Du machst, ihr macht, Sie machen das gut!

LITERATUR

Dailey, S. L., & Browning, L. (2014). Retelling stories in organizations: Understanding the functions of narrative repetition. Academy of management review, 39(1), 22-43.

Flynn, F. J., & Lide, C. R. (2023). Communication miscalibration: The price leaders pay for not sharing enough. Academy of Management Journal, 66(4), 1102-1122.

Lancaster, S., & Lancaster, S. (2015). Repetition. Repetition. Repetition. Winning Minds: Secrets From the Language of Leadership, 160-164.

Murakami, H. (2009). What I talk about when I talk about running: A memoir. Vintage.

Neeley, T., & Leonardi, P. (2011). Effective managers say the same thing twice (or more). Harvard Business Review, 89(5), 38-39.

Nunes, J. C., Ordanini, A., & Valsesia, F. (2015). The power of repetition: Repetitive lyrics in a song increase processing fluency and drive market success. Journal of Consumer Psychology, 25(2), 187-199.

Parada-Cabaleiro, E., Mayerl, M., Brandl, S., Skowron, M., Schedl, M., Lex, E., & Zangerle, E. (2024). Song lyrics have become simpler and more repetitive over the last five decades. Scientific Reports, 14(1), 5531.

Kommentare

Christian Thiele schreibt über Positive Leadership, Positive Psychologie, Führung, Wirtschaft & Management

Christian Thiele, 48, ist Vortragsredner, Coach, Teamentwickler und Trainer für Positive Leadership. Sein Podcast „Positiv Führen“ ist auf 🎧 positiv-fuehren.com/podcast zu hören, sein Buch "Positiv Führen" ist bei Wiley erschienen. (Ski-)Bergsteiger, (meist) zuversichtlicher Patchworkvater. 

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