Navigation überspringen
article cover
SAP-Chef Klein will Investitionen in strategische Wachstumsbereiche verlagern, vor allem Künstliche Intelligenz. - Foto: Bert Bostelmann / bildfolio für Handelsblatt
Premium

SAP streicht 8000 Stellen und will sich auf KI fokussieren

Walldorf. SAP steht erneut vor einem Konzernumbau: Der Softwarehersteller streicht wegen einer Fokussierung „auf zentrale strategische Wachstumsbereiche“ weltweit rund 8000 Stellen. Ziel sei, dass die „Qualifikationen und Ressourcen den zukünftigen Geschäftsanforderungen auch weiterhin gerecht werden“, hieß es am späten Dienstagabend in einer Mitteilung. Bereits im Vorjahr hatte der Konzern das Personal um 3000 Positionen reduziert.

Trotz der Stellenstreichungen soll die Belegschaft stabil bleiben. Aufgrund von Investitionen, insbesondere in Künstliche Intelligenz (KI) für Unternehmen, erwartet das SAP-Management für 2024 eine ähnliche Personalstärke wie derzeit – zum Jahresende verzeichnete der Softwarehersteller rund 107.600 Vollzeitstellen.

„Mit dem geplanten Transformationsprogramm verlagern wir verstärkt Investitionen in strategische Wachstumsbereiche, in erster Linie in KI“, erläuterte Vorstandssprecher Christian Klein in der Mitteilung. Die Technologie soll sowohl in den Produkten des Konzerns als auch zur Verbesserung der internen Effizienz zum Einsatz kommen.

SAP-Aktie steigt auf Rekordhoch

Die Folgen für die Belegschaft benannte SAP nicht im Detail. Der Konzern betonte, dass bei den „meisten“ Stellen „Freiwilligenprogramme und interne Umschulungsmaßnahmen zum Tragen kommen“. Er bezifferte aber nicht, wie viele Mitarbeitende ihre Jobs verlieren werden. In Deutschland sind Kündigungen wegen einer Beschäftigungssicherung praktisch ausgeschlossen, in anderen Ländern aber nicht.

Die Restrukturierungskosten schätzt SAP auf rund zwei Milliarden Euro, die zum Großteil im ersten Halbjahr erfasst werden. 2024 soll das Programm einen geringen finanziellen Effekt haben, 2025 aber durch Effizienzsteigerungen 500 Millionen Euro zum operativen Gewinn beitragen.

Die Aktionäre reagierten auf die Ankündigung positiv – zumal SAP parallel Geschäftszahlen und Prognosen veröffentlicht hatte, die oberhalb der Analystenschätzungen lagen: An der Frankfurter Börse stieg der Kurs am Mittwoch kurz nach Eröffnung des Handels um rund 7,5 Prozent auf mehr als 160 Euro, ein Rekordhoch.

Das SAP-Management hat eine Stärkung der Profitabilität versprochen. Nach der Umstellung des Geschäftsmodells auf Cloud-Dienste sollen der bereinigte operative Gewinn und der Free Cashflow wieder zweistellig wachsen. „Um die Ziele zu erreichen, brauchen wir einen Produktivitätszuwachs – da ist noch einiges an Transformation erforderlich“, sagte Finanzchef Dominik Asam im Mai 2023.

Jetzt Handelsblatt Premium zum Vorteilspreis sichern - Zum Angebot

Kosten pro Mitarbeiter sollen sinken

Die nun angekündigte Umstrukturierung soll dazu beitragen. So konsolidiert SAP die Einheiten, die in den einzelnen Geschäftsbereichen und Landesgesellschaften das Tagesgeschäft steuern, in einer zentralen Einheit mit mehreren Tausend Mitarbeitern. Ziel sei es, „organisatorische Synergieeffekte zu nutzen“, hieß es in der Mitteilung.

Ein weiterer Effekt dürfte sich durch die Veränderung in der Struktur der Belegschaft ergeben: Wenn ältere SAPler mit hohen Gehältern den Konzern verlassen und jüngere Bewerber zu geringeren Konditionen eingestellt werden, sinken die Kosten pro Mitarbeiter.

Investieren will SAP vor allem in die neue Generation Künstlicher Intelligenz, die wie ChatGPT mit Sprache, Bildern und Programmcode umgehen kann. Der Softwarehersteller hat beispielsweise im Herbst den digitalen Assistenten Joule angekündigt, der auf Geschäftskunden zielt.

Während Microsoft mit der Technologie bereits Geld verdient und den „Copilot“ für Bürosoftware neuerdings sogar an Verbraucher vermarktet, muss SAP viele Produkte allerdings erst zur Marktreife bringen. Die Einführung ist für die nächsten Monate angekündigt. Die Höhe der zusätzlichen Investitionen schlüsselte der Konzern nicht auf.

Auch intern kommt die Technologie zum Einsatz. Der Softwarehersteller hat nach Handelsblatt-Informationen den Programmierassistenten von Github getestet – es besteht die Hoffnung, dass Entwickler bei der Erstellung von Code zehn bis 30 Prozent Zeit sparen. Parallel läuft ein Pilotprojekt mit dem Copilot für die Bürosoftware von Microsoft. In der IT-Branche gilt es bislang allerdings als schwierig, die Effekte der KI-Assistenten zu quantifizieren.

Gewinn übertrifft Erwartungen

Was dem SAP-Management Rückenwind geben dürfte: Nach einem starken Jahresabschluss hat der Dax-Konzern 2023 die Erwartungen der Analysten erfüllt oder übertroffen. Der Umsatz stieg um sechs Prozent auf 31,2 Milliarden Euro, maßgeblich getrieben vom Cloud-Geschäft, das um 20 Prozent auf 13,7 Milliarden Euro zulegt, währungsbereinigt sogar um 23 Prozent.

Zudem zeigten die Bemühungen um Effizienz Wirkung: Der operative Gewinn stieg währungsbereinigt um 13 Prozent auf 8,721 Milliarden Dollar, deutlich mehr als in den Reports der Analysten. Dieses Wachstum sei „trotz des ungünstigen gesamtwirtschaftlichen Umfelds“ gelungen, sagte SAP-Finanzchef Dominik Asam.

Im laufenden Jahr soll das Cloud-Geschäft weiter an Dynamik gewinnen: Der Manager stellte ein Plus von 24 bis 27 Prozent auf 17 bis 17,3 Milliarden Euro in Aussicht. Das Betriebsergebnis soll in einer Spanne zwischen 7,6 und 7,9 Milliarden Euro liegen, was einem Zuwachs von 17 bis 21 Prozent entspricht. Mit diesen Zielsetzungen übertraf SAP die Erwartungen der meisten Analysten.

Jetzt Handelsblatt Premium zum Vorteilspreis sichern - Zum Angebot

SAP streicht 8000 Stellen und will sich auf KI fokussieren

Premium

Diese Inhalte sind für Premium-Mitglieder inklusive

Der Zugang zu diesem Artikel und zu vielen weiteren exklusiven Reportagen, ausführlichen Hintergrundberichten und E-Learning-Angeboten von ausgewählten Herausgebern ist Teil der Premium-Mitgliedschaft.

Premium freischalten

Handelsblatt schreibt über Substanz entscheidet

Das Handelsblatt ist das führende Wirtschaftsmedium in Deutschland. Rund 200 Redakteure und Korrespondenten sorgen rund um den Globus für eine aktuelle, umfassende und fundierte Berichterstattung. Über Print, Online und Digital kommunizieren wir täglich mit rund einer Million Leserinnen und Lesern. NEU: Diese Seite bietet Premium-Mitgliedern eine Auswahl der besten Artikel vom Handelsblatt direkt hier.

Artikelsammlung ansehen