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Schwer verdaulich: Der Klimakiller Fleisch

Allein die fünf größten Fleisch- und Milchkonzerne stoßen so viele schädliche Klimagase aus wie der größte Ölmulti der Welt. Zudem gibt es einen Zusammenhang zwischen Fleischproduktion und der Entstehung von Pandemien. Diese und weitere Informationen finden sich im neuen Fleischatlas 2021 des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), der Einblicke in die Produktionsbedingungen der Fleischindustrie gibt sowie den fatalen Missbrauch von Antibiotika in der Tierzucht zeigt sowie die verheerenden Folgen des Pestizideinsatzes im Futtermittelanbau.

• Etwa 14,5 Prozent der vom Menschen verantworteten klimaschädlichen Treibhausgase gehen heute auf das Konto tierischer Produkte.

• Beim Wasserverbrauch liegt die Fleischproduktion weit vorn: Für ein Kilogramm Rindfleisch fallen mehr als 16.000 Liter an.

• Die Fleischproduktion erfolgt immer mehr industriell in Massentierhaltungssystemen, was mit dem Einsatz großer Mengen von Antibiotika verbunden ist (70 Prozent des Antibiotikaverbrauchs gehen weltweit auf das Konto der landwirtschaftlichen Tierhaltung).

• Durch den Einsatz von Pestiziden und mineralischen Düngern erleiden jährlich drei bis fünf Millionen Bäuerinnen und Landarbeiter Vergiftungen (davon enden jährlich etwa 220.000 tödlich).

• Die Produktion von Pestiziden und Mineraldünger verbraucht zudem viel Erdöl. Auch deshalb ist der Treibhausgasausstoß im ökologischen Landbau viel geringer als in der konventionellen Landwirtschaft, weil er weitgehend ohne Agrochemikalien auskommt.

„Wir sollten uns wieder auf natürliche Maßnahmen besinnen“, bemerkt Claudia Silber vom Ökoversender memo AG. „Immer mehr Menschen sind gegen den Einsatz von Pflanzengiften“, sagt die Leiterin der Unternehmenskommunikation, die beispielsweise auf die BioRegion Mühlviertel in Österreich verweist. Es basiert auf einem Regionalentwicklungsprojekt, das eine tiefgreifende und umfassende Verankerung der biologischen Landwirtschaft, der biologischen Lebensmittelproduktion und einer nachhaltigen Lebensweise zum Ziel hat. „Die BioRegion ist nicht nur eine Marke, sondern auch ein starkes Netzwerk, das Betriebe, die sich den Grundsätzen des biologischen Landbaus verschrieben haben, weit über die landwirtschaftliche Urproduktion hinausbegleitet.“

Die im Februar veröffentlichte Studie Food System Impacts on Biodiversity Loss des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und der Denkfabrik Chatham House weist nach, dass Naturzerstörung und Artensterben vor allem auf die intensive Landwirtschaft zurückzuführen sind. Der Verlust von Lebensräumen und biologischer Vielfalt ist dramatisch. Gefordert wird deshalb eine Umstellung der weltweiten Ernährung auf pflanzliche statt auf tierische Eiweißträger.

Bislang ist nur die Generation Z bereit, ihren Fleischkonsum einzuschränken.

Von den 15- bis 29-jährigen geben 40 Prozent an, wenig Fleisch zu essen, 13 Prozent ernähren sich ausschließlich vegetarisch oder vegan (doppelt so viele wie im Gesamtdurchschnitt der Bevölkerung). Der Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft, des traditionellen Lebensmittelhandwerks und der regionalen Arten- und Sortenvielfalt sind genauso wichtig wie eine faire Entlohnung für zukunftsfähig arbeitende Erzeuger sowie die Wertschätzung und der Genuss von Lebensmitteln. Dazu gehört es beispielsweise, einmal in der Woche gutes Fleisch zu essen, statt jeden Tag Billigwürste in sich hineinzustopfen. Das ist für viele Menschen überzeugender als ein Verbot. Dass Fleisch so billig verkauft wird, ist auch für den Autor Michael Nast unverständlich. Weil unsere Freiheit die Freiheit des Konsums ist, plädiert er an seine Leser: „Wenn wir klüger einkaufen, wenn wir nachdenken, bevor wir einkaufen, wenn wir gewisse Produkte nicht mehr kaufen, zwingen wir die Hersteller dazu, umzudenken.“ Unser täglicher Konsum kann dazu beitragen, eine andere Wirtschaftsweise langfristig zu entwickeln.

Weiterführende Literatur:

Hans R. Herren: So ernähren wir die Welt. Rüffer & Rub Sachbuchverlag GmbH, Zürich 2016.

Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.

Michael Nast: Vom Sinn unseres Lebens. Und andere Missverständnisse zwischen Ost und West. Edel Germany GmbH. Hamburg 2019.

Claudia Silber und Alexandra Hildebrandt: Gut zu wissen... wie es grüner geht: Die wichtigsten Tipps für ein bewusstes Leben. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.

Kommentare

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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