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©VladaKarpovich/Pexels

So dahergesagt oder ernst gemeint. Die Generation 50+ im Kampf um einen Job

Seit über 20 Jahren berate ich nun Menschen, die sich beruflich verändern wollen oder müssen. Vor ca. 15 Jahren habe ich mich unter anderem auf die Generation 50 + fokussiert, ohne jedoch die anderen Generationen aus den Augen zu lassen. Nach wie vor halte ich Vorträge an Schulen um den jungen Menschen die Berufswelt da draußen, außerhalb der geschützten Schule ein wenig vorzustellen. Dies jedoch nur am Rande.

Meine Generation, die Menschen zwischen 45 und 67, liegen mir ganz besonders am Herzen, da auch ich Mitglied dieser Gesellschaft bin. In den vielen Gesprächen, Coachings und den Entwicklungen der gemeinsamen, individuellen Bewerbungs- und Kommunikationsstrategien, erlebe ich immer wieder Einstellungen und Denkweisen, die einem Bewerbungsprozess schaden, ihn sogar beenden können.

Hier einige Beispiele, nicht um zu diskreditieren, sondern um zu unterstützen und Mut zu machen. Mut für eine Generation, die enormes geleistet hat und immer noch mitmischen, bewegen und begeistern möchte. Jeder, der das Gegenteil behauptet, lügt. Sorry, aber ich bin ein Mann der klaren Worte, und so sieht es nun mal aus. Und bevor jetzt der eine oder andere aufschreit, nicht überall ist es so. Sie, die Aufschreier und Aufreger, sind natürlich nicht gemeint.

Das Thema Nr. 1 meiner Generation ist natürlich das Alter

Wir sind so alt, wie wir sind, das ist nun mal Fakt. Wir können und nicht jünger machen, und die Jungen können sich nicht älter machen. Also ist wohl die beste Einstellung, unser Alter zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen. Eine andere Wahl haben wir nicht. Und Sie kennen doch die Aussage: „Man ist so alt, wie man sich fühlt“ oder „50 ist das neue 30/40“. Also gut, von mir aus. Das Alter kann ein Prädikat für Erfahrung, Know-how und Qualität sein. Es sollte jedoch nie als Entschuldigung herangezogen oder wie eine Monstranz im Bewerbungsprozess vorgezeigt werden.

Leider tun dies einige Kandidat:innen. Sie sprechen in nicht selten entscheidenden Gesprächen immer wieder ihr Alter an. Leider meist nicht als Positiv- sondern als Negativbeispiel. Sätze wie: „Ich bin halt schon 55/60“ sind zwar wahr, aber in der Regel keine Eigenschaft mit der Sie ins Gespräch gehen sollten. Und doch tun es einige. Hinterfragt man diese Aussage, hört man oft „ich wollte nur ehrlich sein“ oder „ich wollte mein Alter klar ansprechen“. Das ist gut gemeint, aber es ist kein Argument. Denn es geht nicht um einen guten alten Wein, sondern um Sie. Wie alt Sie sind, kann ich in der Regel in Ihrem Lebenslauf nachlesen. Also bitte lassen Sie das und beginnen damit Ihre Qualifikation, Ihr Engagement, Ihren Einsatzwillen, Ihr Knowhow, Ihre Erfahrung, Ihre erfolgreichen Projekte, Ihre Weiterentwicklung, Ihre Motivation und Ihren Bezug zum Unternehmen und der Aufgabe in die Waagschale zu werfen. Denn das sind die wertvollen Informationen mit denen das Unternehmen und Ihre Gesprächspartner:innen arbeiten können.

Wecken Sie bitte keine schlafenden Hunde, in dem Sie Ihr Alter ins Rennen bringen. Denn genau diese Menschen sitzen dann bei mir und erzählen mir, dass sie aufgrund ihres Alters nichts mehr finden oder nicht eingestellt wurden. Das mag stimmen, aber wer hat das Alter ins Spiel gebracht. Nicht immer die Unternehmen und deren Vertreter. Manchmal stellen wir uns auch selbst unsere Fallen in die wir reintappen. Danach wundern wir uns, dass es nicht geklappt hat, oder dass wir reingetreten sind.

Das Thema Nr. 2 meiner Generation ist die Selbstständigkeit

Oftmals ist sie eine Kurzschlusshandlung aufgrund vermeintlicher persönlicher Alternativlosigkeit. Wenn ich für jedes Mal, wo ich den Satz: „Dann mache ich mich halt selbständig“ gehört habe, einen Euro bekommen hätte, dann wäre ich heute ein sehr reicher Mann. Der Neu- und Umorientierungsprozess der Generation 50+ kann hart, zäh, schwer, unfair, langatmig, zermürbend, niederschmetternd, erschöpfend, quälend und manchmal aussichtslos erscheinen, aber er führt in den allermeisten Fällen zum neuen Job.

Trotzdem geben immer wieder Klient:innen auf und kommen mit einer möglichen Selbständigkeit als „letzten Strohhalm“, an den sie sich klammern. Oftmals, ohne sich über diese Form der Arbeit informiert zu haben. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich finde eine selbstständige oder freiberufliche Tätigkeit eine sehr gute Idee. Aber sie will sehr gut überlegt sein. Ein Klient, der keine vertriebliche Affinität hat, wird sich schwertun. Selbständigkeit bedeutet Planung, Berechnung, Erstellung eines Portfolios, Kosten, Startkapital, Steuern, Businessplan und vieles mehr. Mal eben schnell Selbständig gemacht kann ein Schuss sein, der nach hinten losgeht und die Person dadurch noch tiefer in den Abgrund reißt. Also bitte ein klares „JA“ zur möglichen Selbständig-/Freiberuflichkeit oder interimistische Tätigkeit. Ein klares „NEIN“ als letzter Ausweg oder gar Torschlusspanik.

Sie können viel mehr und werden gebraucht. Der Markt öffnet sich immer mehr für die Generation 50+, also genau für Sie. Unternehmen denken mit und um. Der demografische Wandel, Fachkräftemangel und vieles mehr spielt Ihnen in die Karten. Nutzen Sie diese Entwicklung und geben sich nicht auf. Und denken Sie ruhig einmal über eine professionelle Begleitung und Unterstützung nach.

Wir bei HAPEKO sind offen für diese wertvolle Generation, das sieht man an mir, denn ich habe mit 56 Jahren einen wunderbaren und kollegialen Arbeitsplatz gefunden, an dem Wertschätzung aktiv gelebt wird. Dafür bin ich dankbar und freue mich auf jeden Tag. Und ja, wir vermitteln auch meine Generation an unsere geschätzten Kunden.

Erlauben Sie mir noch einen Hinweis in eigener Sache. Am 14. Juni 2023 halte ich auf dem Fachkräfteforum der Wirtschaftsförderung Bodenseekreis, in der Irishalle in Eriskirch einen Vortrag zum Thema: "Generation 50+, wenn Fachkräfte auf den Fachkräftemangel treffen." Wenn Sie Zeit und Lust haben, freue ich mich, Sie dort zu sehen.

Hier der Link zum Event:

https://www.wf-bodenseekreis.de/news-events/veranstaltungen/veranstaltungs-detail/fachkraefteforum-lebensphasenorientierte-personalpolitik-als-chance-zur-fachkraefteakquise-und-bindung/

Gern stehe ich für bundesweite Vorträge, Podiumsdiskussionen und Fachgespräche zur Verfügung. Sprechen Sie mich jederzeit hier an.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und bitte bleiben Sie gesund.

Herzlichst

Michael H. Hahl

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MICHAEL HANS HAHL schreibt über Generation 50+, Veränderungsprozesse, Perspektiven im Unternehmen, Markt-/Kommunikationsstrategie

Herzlich Willkommen, ich bin Michael Hans Hahl, Sparringspartner für Prozesse, Matching, Wege und generationsübergreifendes Arbeiten. Seit fast 20 Jahren berate, coache, trainiere und spreche ich über die Themen Karriere, Personal, Jobchancen. Die Generation 50+ liegt mir dabei besonders am Herzen.

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