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Recruiter-Regel: Nicht nur senden, sondern auch mal empfangen (©getty images)

So hoch sollte dein Redeanteil im Bewerbungsgespräch sein (und ich sollte öfter die Klappe halten)

Gerade im Job – vor allem im Bereich Personal und Recruiting – gibt es diese goldene Regel, die ich mir immer wieder in Erinnerung rufen muss: Weniger reden, mehr zuhören.

Als Recruiterin ist es mein Job, den Menschen wirklich kennenzulernen, der vor mir sitzt oder am anderen Ende der Leitung spricht. Was macht ihn aus? Was treibt ihn an? Das erfahre ich nur, wenn ich zuhöre und den Bewerber reden lasse. Klingt simpel, oder?

Aber manchmal ist’s gar nicht so leicht. Schließlich schwirren mir als Recruiterin ständig tausend Gedanken durch den Kopf – und da muss ich mich oft selbst zurückpfeifen und denken: „Muss ich das jetzt wirklich sagen?“ 🌱

Denn, ganz ehrlich, nicht alles, was mir spontan in den Kopf schießt, sollte auch direkt raus. Manchmal reicht’s vollkommen, einfach mal zu nicken und zu zeigen: „Joa, ich bin noch da, ich hör dir zu.“

Es muss nicht immer gleich die nächste Frage oder der nächste Kommentar sein – oft ist es viel wertvoller, dem Gegenüber Raum zu geben, damit er oder sie sich entfalten kann. Denn letztlich will ich doch herausfinden, wer der Mensch vor mir wirklich ist. Und das schaffe ich nur, wenn ich mich selbst etwas zurücknehme.

Ein kleines Recruiting-Geheimnis, das ich euch verraten kann: In einem Vorstellungsgespräch sollte der Kandidat rund 70% der Zeit reden, und der Recruiter maximal 30%. Ja, richtig gehört! Das ist die Faustregel, an die ich mich halte – oder zumindest versuche, mich zu halten. 🌱 Denn am Ende des Tages will ich ja nicht nur Lebenslauf und Stationen abklappern, sondern herausfinden, was diesen Menschen einzigartig macht. Und dafür muss ich ihm oder ihr die Chance geben, sich wirklich zu zeigen.

In einem Vorstellungsgespräch sollte der Kandidat 70 % der Zeit reden.

Was nützt es, wenn ich das Gespräch dominiere und alles kommentiere? Dann weiß ich am Ende nur, was ich denke – aber nicht, was der Bewerber denkt. Und das bringt uns beide nicht weiter.

Warum ist Zuhören im Personalwesen so wichtig?

Weil ich als Recruiterin nicht nur einen Job zu vergeben habe – ich habe eine Mission. Und die besteht darin, die besten Menschen für die richtigen Stellen zu finden. Doch um diese Menschen zu entdecken, muss ich tiefgründig verstehen, was sie suchen, was sie motiviert und wo sie hinwollen. Das schaffe ich nicht, wenn ich ständig rede.

Im Recruiting geht es nicht nur darum, die besten „Skills“ oder „Erfahrungen“ zu finden – es geht um Menschen. Und jeder Mensch bringt seine eigene Geschichte, seine eigene Persönlichkeit mit. Wenn ich zu viel rede, verpasse ich diese Details, die den Unterschied machen. Also: Mund halten, Ohren auf! 🙌

Ein anderer Grund, warum ich als Recruiterin öfter die Klappe halten sollte? Missverständnisse. Manchmal habe ich im Kopf eine super clevere Antwort oder ein Feedback, das ich unbedingt loswerden will – und dann passiert’s: Der Bewerber interpretiert es völlig anders. Da hilft dann auch kein nachträgliches „Das war nicht so gemeint…“. Da wäre Schweigen wirklich Gold gewesen. 😅

Lustigerweise gibt’s bei uns im Heimatort auch ein Sprichwort, das genau dazu passt: „Laber net, Schweine labern ach net.“ Ein kleiner Reminder an mich selbst, dass es manchmal besser ist, einfach mal nichts zu sagen. 😄 Woher ich komme? Tja, wer weiß’s?

Also, zurück zum Thema: Zuhören ist im Personalwesen und Recruiting das A und O. Nicht nur Fragen stellen, sondern auch die Antworten wirklich wirken lassen. Denn erst dann kann ich herausfinden, ob der Mensch vor mir in die Position passt – oder ob es noch eine ganz andere, viel bessere Möglichkeit für ihn oder sie gibt, an die wir beide noch gar nicht gedacht haben.

Nicht nur Fragen stellen, sondern auch die Antworten wirklich wirken lassen.

Ich gebe zu: Ich habe schon oft gedacht, „Hätte ich mal die Fr*sse gehalten!“. Gerade in Bewerbungsgesprächen, wo ich mich im Nachhinein frage: „War das jetzt wirklich hilfreich?“ Oft hätte das Gespräch einen ganz anderen Verlauf nehmen können, wenn ich dem Bewerber einfach mehr Raum gelassen hätte. Aber hey, aus Fehlern lernt man – und ich übe mich immer wieder darin, besser zuzuhören und weniger zu labern.

Hattest du auch schon so’n Moment á la „Hätte ich lieber einfach mal die Kresse gehalten!!?"

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Ika Amonath schreibt über Employer Branding, Recruiting Insider, Personalvermittlung, Job & Karriere

Recruiting und Ika = 🤝 Ika hat nicht nur einen Podcast und schreibt spannende Artikel: Vielmehr vermittelt sie Fach- und Führungskräfte per Direktansprache für verschiedene Branchen, hilft in Fragen zu Personal Branding wie Employer Branding und genießt an ihrem Job, das kein Tag gleich ist.

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