The future is emotional
Wie Zukunftskompetenzen die Führungsarbeit herausfordern.
Digitalisierung, Fachkräftemangel und demografischer Wandel treiben die Transformation in der Arbeitswelt voran. Zusammen mit den langfristig noch immer nicht abzusehenden wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise, Inflation, kriselnder Wirtschaft und nicht zuletzt dem Krieg Russlands gegen die Ukraine befindet sich die Arbeitswelt zurzeit in einer volatilen Ausnahmesituation mit unbekanntem Ausgang. Es stellt sich die Frage, welche Skills angesichts dieser unsicheren Zeiten notwendig sind, um künftig darin zu bestehen.
Persönliche Kompetenzen sind gefragt
Führungskräfte und andere Leistungsträger in Unternehmen zeichnen sich vor diesem Hintergrund heute nicht nur durch Sachverstand aus. Vielmehr sind persönliche Kompetenzen wie Initiative, Empathie und soziales Gespür wichtig. Ob eine Person eine gute Führungskraft ist, hängt laut Studien in hohem Maße von ihren emotionalen Kompetenzen und weiteren überfachlichen Fähigkeiten ab.
Dabei ist Empathie nicht mit emotionaler Intelligenz gleichzusetzen. Während Empathie die Fähigkeit beschreibt, zu erkennen, was andere Menschen fühlen, beinhaltet emotionale Intelligenz auch die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung, Selbstregulierung, soziale Kompetenz sowie intrinsische Motivation. Emotional intelligent zu agieren und dabei gesellschaftsfähig zu bleiben, betriebswirtschaftlich zu denken und sozialverträglich zu handeln, ist das Spannungsfeld, in dem sich jede Führungskraft bewegt.
Voraussetzung: emotionale Intelligenz
Gerade in unseren volatilen Zeiten ist emotionale Intelligenz als Voraussetzung für Future Skills der Schlüssel zum Erfolg von Unternehmen. Die Digitalisierung und neue Technologien automatisieren zunehmend Routineaufgaben. Dies führt bei Mitarbeitenden zu Verlustängsten. Gleichzeitig kommen sie aufgrund der erhöhten Geschwindigkeit, mit der Prozesse ablaufen, an ihre Belastungsgrenze. Nicht jeder Mitarbeiter ist offen für Neues oder kann sich auf Veränderungen schnell einstellen. Das führt zu Stressreaktionen, die Energiereserven schnell aufbrauchen. Dies wiederum wirkt sich negativ auf die eigene Wahrnehmung und den Umgang mit anderen im sozialen Umfeld aus.
Je höher die emotionale Intelligenz eines Mitarbeiters ist, desto stärker sind dessen Selbstreflexion, Selbstmanagement, soziales Bewusstsein, Beziehungsmanagement und Kommunikationsgeschick ausgeprägt, was die Negativspirale umso besser aufhält. Diese Fähigkeiten gelten daher als erfolgskritische Zukunftskompetenzen.
Jedoch zielen Personalprozesse bisher oft nicht darauf ab, diese Fähigkeiten zu entwickeln oder Kandidaten danach im Bewerbungsprozess auszuwählen. Wie können HR-Verantwortliche erkennen, dass ein Bewerber oder eine Bewerberin über diese Future Skills verfügt oder Mitarbeitende die notwendigen Kompetenzen für eine Führungsrolle aufweisen?
Die gute Nachricht ist, dass auf emotionaler Intelligenz beruhende Skills wie das Streben nach lebenslangem Lernen, die Offenheit für Neues, Veränderungsbereitschaft, Durchhaltevermögen und Resilienz messbar sowie meist erlern- und trainierbar sind. Dies lässt sich jedoch nicht nur durch künstliche Intelligenz, Spiele oder Tests bewerkstelligen. Vielmehr müssen die Skills auch von Personalverantwortlichen richtig eingeschätzt und mit der Unternehmenskultur und ihrer Erwartungshaltung in Einklang gebracht werden.
Es gibt zahlreiche Tools, die dabei helfen, diesbezüglich eine professionelle und objektive Grundlage für ein Gespräch mit einem Bewerber oder einer Mitarbeiterin zu schaffen.
Persönliche Eigenschaften und Verhalten
Jeder Mensch hat spezifische Stärken und Schwächen. Doch die Kenntnis bestimmter persönlicher Eigenschaften sagt zunächst wenig darüber aus, wie sich die jeweilige Person verhält. Denn es kommt immer darauf an, was der Einzelne aus seinen persönlichen Eigenschaften macht.
Menschen agieren dann am besten, wenn das, was sie tun, im Einklang mit ihren persönlichen Eigenschaften steht. Aus diesem Grund suchen sie sich „zu ihnen passende“ Situationen aus (wie etwa eine bestimmte Arbeitsstelle), eignen sich Ressourcen an, mit deren Hilfe sie Anforderungen bewältigen können, oder gestalten ihre Arbeitsstelle um. In Change- oder Transformationsprozessen gehen Personalberater daher stets der Frage nach, was der oder die Mitarbeitende von der Führungskraft benötigt, um den Wandel zu bewältigen.
Future Skills analysieren und fördern
Future Skills wie Neugierde, Streben nach lebenslangem Lernen, Selbstreflexion undVeränderungsbereitschaft lassen sich anhand der Motivatoren, also der Antriebsfaktoren einer Person, erkennen. Führungskräfte, die danach streben, Wissen zu erwerben, theoretische Kenntnisse auszubauen, den Dingen auf den Grund zu gehen, neugierig und selbstreflektierend sind, verzeichnen entsprechend hohe Werte.
Emotionale Intelligenz macht den Unterschied
Der EQ-Report ist geeignet, Future Skills zu evaluieren. Das Konzept der emotionalenIntelligenz geht auf den Psychologen Daniel Goleman zurück, der in seinem Werk „Emotional Intelligence“ (1995) postulierte, dass sich 90 Prozent der Unterschiede zwischen Leistungsträgern und durchschnittlichen Mitarbeitern in einem Unternehmen anhand des emotionalen Intelligenzquotienten (EQ) der Personen erklären lassen.
Der EQ-Report wird mit einem onlinebasierten Testverfahren erstellt und analysiert die emotionale Intelligenzeiner Person, also ihre Fähigkeit, Emotionen wahrzunehmen, zu verstehen und gezielt anzuwenden, um die Interaktion zu verbessern und dadurch die Produktivität zu steigern. Der Report gibt Einblicke in die intrapersonale und die interpersonale emotionale Intelligenz. Die intrapersonale Intelligenz bezieht sich auf das eigene innere Erleben; die interpersonale Intelligenz auf den Umgang mit anderen Personen. Der emotionale Intelligenzquotient wird dabei in fünf Segmente unterteilt: Motivation, Selbstwahrnehmung, Selbstregulierung, soziale Wahrnehmung und soziale Regulierung. Die Analyse macht deutlich, in welchen Bereichen Defizite vorhanden sind und inwieweit der EQ durch Training oder Coaching erhöht werden kann.
Die EQ-Analyse gibt Werte in allen fünf Segmenten an (Quelle: Scheelen Institut).
Umsetzung der Analyseergebnisse
In der Praxis geschieht es häufig, dass Mitarbeiter oder Bewerberinnen mit der Analyse und deren Auswertung allein gelassen werden. Fehlinterpretationen, Missverständnisse und mangelnde Nachhaltigkeit sind die Folgen. Ob der Einsatz solcher Tools erfolgreich ist oder nicht, entscheiden die Interpretationsgespräche der fachlich geschulten Person mit dem jeweiligen Bewerber oder der Mitarbeiterin. Sie bringen die Ergebnisse in Relation zueinander und betten sie in den Gesamtkontext ein.
Die Zukunft liegt in unseren Emotionen
Wissen ist in den Unternehmen zur Genüge vorhanden, jedoch wandeln sich die Berufsbilder und die Anforderungen vor allem an die Führungskräfte permanent. Um dem gerecht zu werden, müssen Unternehmen die nötigen Future Skills bei ihren Mitarbeitenden weiterentwickeln.
Die Zukunft liegt in unseren Emotionen, denn im Zeitalter der digitalen Disruption wird immer klarer, dass gesellschaftlicher Wandel über Gefühle, Kommunikation und Beziehungen läuft.
Der positive Umgang mit Emotionen und die emotionale Intelligenz werden somit zur wertvollsten Ressource für Unternehmen.
Tipp: Welche Rolle der EQ auch bei der Gewinnung von Talenten spielt, erfährst Du bei der Lunch Session am 20.9.2024 mit mir. Hier geht es zur Anmeldung.