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Porsche. Rund 1000 Stellen sind bei Porsche in Deutschland aktuell ausgeschrieben. - Imago
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Top-Zusatzleistungen und bis zu 7900 Euro Jahresbonus: Wer bei Porsche aufsteigen will, muss viel leisten

Rund tausend freie Stellen gibt es aktuell beim Stuttgarter Autohersteller. Was Mitarbeiter und das Unternehmen selbst über Porsche als Arbeitgeber sagen.

In dieser Serie beleuchten wir bekannte Arbeitgebermarken von Unternehmens- und Mitarbeiterseite. Diesmal geht es um Porsche.

Topgehälter und Aufstiegschancen: In Arbeitgeberrankings ist Porsche stets vorn mit dabei. Zu Beginn des Jahres landete das Unternehmen in einer Studie von „Stern“ und Statista auf Platz sieben der beliebtesten Arbeitgeber Deutschlands, beim Marktforschungszentrum Trendence war dieses Jahr die Bronzemedaille drin.

Der Sportwagenhersteller beschäftigte im vergangenen Jahr knapp 37.000 Mitarbeiter – 32.700 davon in Deutschland. Aktuell hat er hierzulande rund 1000 Stellen ausgeschrieben, die meisten davon in Beratung, IT und Entwicklung. Aber auch in Verkauf, Werkstatt und Verwaltung sind Stellen vakant.

Wir haben mit einem langjährigen Mitarbeiter aus der Entwicklung und einem ehemaligen Praktikanten bei Porsche gesprochen und Informationen von einem Unternehmenssprecher eingeholt. Sie erzählen, wie der Bewerbungsprozess bei Porsche läuft, was der Autokonzern seinen Mitarbeitern zahlt, welche Zusatzleistungen Angestellte einstreichen und wie sie aufsteigen können.

Wie läuft die Bewerbung bei Porsche ab?

Das sagt das Unternehmen: Wie so häufig gibt es auf diese Frage keine eindeutige Antwort. „Das hängt stark von der jeweiligen Stelle ab“, erklärt Matthias Rauter, Pressesprecher Personal und Förderprojekte bei Porsche. „In den meisten Fällen läuft die Auswahl regulär über mehrere Gesprächsrunden, teilweise setzen wir auch Fallstudien oder strukturierte Auswahlverfahren ein.“

Wichtig sei dem Unternehmen dabei, dass der Bewerbungsprozess ein gegenseitiges Kennenlernen ist. „Das Match muss für beide Seiten passen“, betont der Sprecher.

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Das sagen die Mitarbeiter: Paul Klein* hat ein sechsmonatiges Pflichtpraktikum im Vertrieb gemacht. „Meine Bewerbung lief ganz klassisch über das Karriereportal“, sagt er. Im Anschluss folgten mehrere Gesprächsrunden mit seinen potenziellen Vorgesetzten.

Klingt nach viel Aufwand für einen Praktikumsplatz, aber: „Da ging es nicht in erster Linie darum, eine bestimmte Fähigkeit unter Beweis zu stellen“, sagt er. „Ich musste vielmehr zeigen, dass ich mich für die Marke begeistere.“ Der gesamte Prozess zog sich bis zur Zusage etwa einen Monat hin.

Jonas Meier*, der seit mehreren Jahren in der Entwicklung arbeitet, hat seine Vorstellungsgespräche als „relativ entspannt“ erlebt. Er weiß aber, dass das bei einigen seiner Kollegen anders war. „In manchen Interviews waren HRler dabei, die die Bewerber unter Druck gesetzt haben“, sagt er. „Sie wollten austesten, wie die Personen mit Stress umgehen können.“ Von einem Assessment-Center habe er bislang nichts mitbekommen.

Wie hoch ist das Gehalt?

Das sagt das Unternehmen: Die Porsche-Gehälter richten sich nach den Tarifverträgen der Industriegewerkschaft Metall. Laut der Gewerkschaft gibt es bei der Porsche AG allerdings andere Entgeltstufen als darin abgebildet. Wer bei Porsche arbeitet, dürfte also über einen Haustarifvertrag besser verdienen als darin vorgesehen.

In den Positionen darüber gilt der übertarifliche Bereich, wo wiederum nach Aufgaben und Personalverantwortung abgestuft wird. So verdient ein Entwicklungsingenieur in Vollzeit bei Porsche laut der Arbeitgeber-Bewertungsplattform Kununu im Durchschnitt 77.000 Euro Bruttojahresgehalt. Diese Angabe speist sich aus 75 Bewertungen auf der Plattform.

Außerdem zahlte das Unternehmen in den vergangenen Jahren einen freiwilligen Bonus, der für alle Mitarbeiter – unabhängig von Gehaltsstufe und Tätigkeit – gleich hoch ausfiel. In diesem Jahr belohnte Porsche seine Mitarbeiter mit einem Bonus von bis zu 7900 Euro. Das seien 50 Euro mehr als im Vorjahr, hieß es im April vom Unternehmen.

Das sagen die Mitarbeiter: Entwickler Jonas Meier geht in Sachen Gehalt etwas mehr ins Detail: „Porsche hat ein System mit 14 Stufen.“ Im Ingenieursbereich steige man normalerweise bei P8 ein, berichtet er. Mit jeder Stufe steigt das Gehalt um etwa 300 Euro, innerhalb einer Stufe sei es aber noch mal nach Punkten gegliedert. „Die werden in den Jahresgesprächen verteilt.“

Wie viele Punkte man bekommt, hängt dabei vom Vorgesetzten ab. „Die Führungskräfte haben eine bestimmte Punkteanzahl, die sie auf ihre Abteilung verteilen“, sagt Meier. Große Gehaltssprünge bringe ein hoher Punktestand nicht, wer aber genügend gesammelt habe, steige in die nächste Stufe auf. „So zumindest die Theorie“, sagt der Entwickler.

Seine persönliche Beobachtung: „Wenn der Vorgesetzte einem wohlgesonnen ist, kann man mitunter aber auch direkt eine Stufe springen.“ Hinzu kommt ein 13. und 70 Prozent eines 14. Monatsgehalts sowie der jährliche Bonus. „In den vergangenen Jahren waren das immer knapp fünfstellige Beträge“, sagt Meier.

Mitarbeiter ab dem vierten Jahr bekommen ihm zufolge den vollen Bonus, vorher gibt es die Sonderzahlung anteilig. Ansonsten ist die Bonuszahlung bei Porsche für alle tariflich Angestellten aber gleich, bestätigt Meier die Unternehmensangabe.

Die übertariflichen Mitarbeiter erhalten „einen üppigeren Bonus“, sagt Meier. Nach den P-Stufen folgen nämlich noch zwei weitere Stufen: der „Managementkreis“ und der „Obere Managementkreis“.

Darunter fallen Teamleiter und Personen, die Personalverantwortung haben. „In diesen Stufen arbeitet man nach Vertrauensarbeitszeit“, sagt Meier. „Theoretisch könnten diese Personen also auch mal einen Tag frei nehmen.“ In der Praxis führt es aber eher dazu, dass die übertariflichen Mitarbeiter regelmäßig mehr als 40 Stunden die Woche arbeiteten, so zumindest der Eindruck des Entwicklers.

Welche Benefits gibt es bei Porsche?

Das sagt das Unternehmen: Auf seiner Website wirbt der Automobilhersteller mit „flexiblen Arbeitszeiten und Möglichkeiten zu Homeoffice, Jobsharing und Sabbatical“. Es gibt eine Betriebsrente, betriebliche Gesundheitsvorsorge, Dienstfahrräder und ab einer bestimmten Gehaltsgruppe und Firmenzugehörigkeit auch die Möglichkeit zum Fahrzeugleasing. Die Stammbelegschaft profitiert zudem von eine Arbeitsplatzgarantie bis 2030, wie ein Sprecher erklärt.

Das sagen die Mitarbeiter: „Was Zusatzleistungen angeht, bleiben bei Porsche keine Wünsche offen“, sagt Entwickler Jonas Meier. Einen Firmenwagen gebe es zwar erst in Managementpositionen mit Personalverantwortung, die Leasingkonditionen für Porsche- und Volkswagenmodelle seien aber außergewöhnlich gut.

Auch Ex-Praktikant Paul Klein schwärmt von den Zusatzleistungen, insbesondere von der Kantine und den Möglichkeiten des Netzwerkens – und das, obwohl Praktikanten nur bedingt an externen Veranstaltungen teilnehmen dürften.

Wie kann man bei Porsche aufsteigen?

Das sagt das Unternehmen: „Porsche ist bekannt dafür, die überwiegende Mehrheit seiner Führungskräfte aus den eigenen Reihen zu entwickeln“, sagt Unternehmenssprecher Rauter. Mitarbeiter können „höchst individuelle Entwicklungspfade“ und „maßgeschneiderte Angebote“ je nach Karrierephase erwarten.

Als Beispiel nennt er eine Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und das Führungskräfteprogramm Executive Leadership Garage (ELG), bei dem „Führungskräfte unterschiedlicher Managementebenen einen einzigartigen Einblick ins Mindset des Silicon Valleys“ bekommen.

Das sagen die Mitarbeiter: Jonas Meier hat das anders erlebt, berichtet er. Der Entwickler wünscht sich laut eigener Aussage etwa, dass seine Führungskraft ihm öfter aktiv Weiterbildungen vorschlägt, Auslandsaufenthalte ermöglicht oder ehrliches Feedback zu Verbesserungspotenzialen gibt.

„Das ist kaum passiert“, sagt er. „Wenn ich mich weiterentwickeln wollte, musste ich das selbst anregen.“ Je nach Engagement der Führungskraft werde die Initiative dann unterstützt. Wer aufsteigen will, muss überdurchschnittlich viel leisten, so der Eindruck des Entwicklers. „Unser Workload ist sehr hoch.“

* Beide Personen wollen anonym bleiben, daher hat die Redaktion ihre Namen geändert.

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