Trends und Herausforderungen in der Bau- und Immobilienbranche: Schwerpunkt EU-Taxonomie
In Europa ist eine wachsende Nachfrage von Investoren nach gründen Gebäuden zu verzeichnen (deutlich über dem globalen Durchschnitt von 50 Prozent). Bis 2030 und darüber hinaus kann die Kreislaufwirtschaft laut Prognos-Schätzungen bis zu 75 Millionen Tonnen CO2e-Äquivalente zusätzlich einsparen. Die rahmensetzenden Maßnahmen beziehen sich vor allem auf:
Bauen und Wohnen (z.B. Förderung von Wohnraumeffizienz, Instandhaltung, Sanierung von Altbauten anstelle von Neubau)
Verbraucher (z.B. Ausbau und Stärkung von Carsharing und öffentlichem Personenverkehr, Getrennthaltung von Wertstoffen, Substitution von Kunststoff durch Papier)
Industrie und Gewerbe (z.B. Lebensdauerverlängerung von Elektro- und Elektronikgeräten, Einsatz von Schrotten für die Stahlerzeugung).
Es sollten allerdings nicht nur normativen Anforderungen erfüllt werden – vielmehr bedarf es einer bereichsübergreifenden Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure und einer intensiven Beschäftigung mit der EU-Taxonomie, die für die Bau- und Immobilienwirtschaft immer relevanter wird – von der Finanzierung bis zur Projektentwicklung, vom Bauhandwerk bis zur Nutzung. Peter Bachmann, der gemeinsam mit Fabian Wiesler das Unternehmen CircularSkills leitet (es bietet unabhängige, praxisnahe Lösungen für die Bau- und Immobilienwirtschaft, die anschlussfähig an die EU-Taxonomie sind), verweist darauf, dass die EU-Taxonomie kein "Nice-to-have" ist, sondern Pflicht für Banken, Investoren und berichtspflichtige Unternehmen: „Investitionen und Finanzierungen richten sich zunehmend nach ESG-Kriterien – nur taxonomie-konforme Projekte erhalten bevorzugte Kreditkonditionen. Zudem sind Unternehmen, die Taxonomie-Kriterien erfüllen, langfristig profitabler und regulatorisch abgesichert.“
Investoren, Planer, Handwerker und Hersteller benötigen gezielte Hilfestellungen bei der Umsetzung. Sein Credo: „Kein Fachchinesisch, sondern klare Anleitungen!“ In einem Haufe-Interview verwies er kürzlich darauf, dass die „europäische Beamtensprache“ ein schnelles Umdenken eher ausbremst. Es sei wichtig, dass die Produkte betrachtet werden. Das macht CircularSkills zum Beispiel mit dem TÜV-zertifizierten Taxonomie-Scan. Damit werden Potenziale in den Bereichen Wohn- und Materialgesundheit, Kreislaufführung, Dekarbonisierung, soziale Standards und Biodiversität identifiziert. Auch diese Fragen spielen eine wichtige Rolle: Wie lässt sich dies rechtssicher ausschreiben und gegenüber dem Investor oder Finanzierer dokumentieren? Wie sieht die Fügetechnik aus? Wie werden die Produkte auf der Baustelle am Ende gefügt? Sind die Produkte verfügbar? Die Kunden, mit denen CircularSkills arbeitet, sind vorwiegend Familienunternehmen, die in Dekaden denken. „Jemand, der schauen muss: 'Was für eine Auswirkung hat das morgen auf den Aktienkurs, was ich heute mache?', der denkt und handelt anders – und tut sich manchmal schwer.“ (Peter Bachmann)
EU-Taxonomie? "Was ist das? Und oh, das nervt!" 3 Fragen an Peter Bachmann
Zukunft Stadt: Die globale und lokale Bedeutung von SDG 11. Wie die sozialökologische Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft gelingen kann. Handlungsempfehlungen – Chancen – Entwicklungen. Hg. von Alexandra Hildebrandt, Matthias Krieger und Peter Bachmann. SpringerGabler. Berlin, Heidelberg 2025.