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Um Schimmels willen! Was wir für ein gesünderes Wohnklima tun können

Aber schadet das Sparen und Herunterdrehen der Heizung am Ende nicht unserer Gesundheit? Bei zu niedriger Raumtemperatur kann sich schnell Schimmel bilden, auch können sich Legionellen rasch vermehren, wenn die Wassertemperatur im Kessel zu stark gesenkt wird. Das Bundesumweltamt empfiehlt mindestens 55 Grad bei der Vorlauftemperatur im Heizkessel. Hier können Legionellen am besten abgetötet werden. Die Regler-Temperatur am Trinkwasser-Erwärmer sollte mindestens 60 Grad betragen, damit die Wassertemperatur im Leitungssystem nicht auf unter 55 Grad sinkt. Bei Temperaturen zwischen 20 und 45 Grad können sich Bakterien in Warmwasserleitungen schneller vermehren. Besonders achtsam sollte man bei älteren Leitungen sein: Über die Aufnahme von Aerosolen können Bakterien beim Menschen unterschiedliche Krankheitsbilder verursachen (grippeähnliche Beschwerden, Lungenentzündungen etc.). Wie hoch sollte die Temperatur in Innenräumen eingestellt sein? Das Umweltbundesamt empfiehlt eine Mindesttemperatur von 19 Grad. Optimal wäre eine Tagestemperatur, die zwischen 19 und 22 Grad liegt. Was unter 16 Grad liegt, bedingt das Schimmelrisiko. Beim Schlafen genügen 17 bis maximal 19 Grad. Für die Luftfeuchtigkeit gilt ein Fenster von 35 bis 65 Prozent als ideal.

Auch nicht ausreichende Lüftung kann zur Entstehung von Schimmel führen: Innerhalb von 72 Stunden entwickeln sich Pilzsporen zu lebendigen Kulturen, die allgegenwärtig sind. Weitere Ursachen können bauliche Einflussgrößen wie Risse im Mauerwerk, Rohrbrüche, Havarien, aufsteigende Feuchte in Wänden, ungenügendes Austrocknen bei Neubauten oder nach Baumaßnahmen oder Wasserschäden sein. Besonders schimmelanfällig sind Bad, Küche und Schlafzimmer. Natürliche Baustoffe wie Holz weisen eine höhere Anfälligkeit für Schimmelbefall auf als mineralische Baustoffe. Ein Fenster aus Aluminium ist zwar nicht „nachhaltig“, doch durch geringe Emissionen und Resistenz gegen Schimmelbefall wohngesund. Ein ökologisches Holzfenster ist auch nicht per se emissionsfrei, denn es muss mit Pflegemitteln behandelt werden und kann schimmeln, wenn es über einen längeren Zeitraum zu feucht wird.

„Schimmelpilze sind ein natürlicher Teil unserer belebten Umwelt und ihre Sporen sind daher auch in allen Innenräumen vorhanden. Zum einen gelangen sie bei Lüftungsvorgängen aus der Außenluft in den Innenraum und werden mit Staub und Schmutz an Kleidung und Schuhen in Gebäude eingetragen. Schimmelpilze, die mit bloßem Auge nicht sofort erkennbar sind, können aber auch aufgrund von erhöhter Feuchte auf Materialien im Innenraum wachsen und dadurch auch in der Innenraumluft auftreten“, sagt Matthias Krieger, Matthias Krieger ist Geschäftsführer der Krieger + Schramm GmbH & Co. KG, der hier den Bereich „Wohngesundes Bauen“ schon vor Jahren zur Chefsache gemacht hat. Der Baudienstleister und Projektentwickler handelt während der gesamten Bauphase präventiv. Auch er verweist darauf, dass ein Schimmelbefall durch das Wachstum von Schimmelpilzen in Innenräumen ein hygienisches Problem darstellt, „zumal bei Schäden in Gebäuden teils andere Schimmelpilzarten dominieren als in der natürlichen Umgebung.“

Einige Schimmelarten sind sogar toxisch für den menschlichen Organismus und können zu schweren Erkrankungen wie Allergene und Atemproblemen, Kopfschmerzen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, kognitive Störungen, depressive Verstimmungen, gesteigerte Nervosität und Reizbarkeit, Schwindel- und Gleichgewichtsstörungen oder Herzrhythmusstörungen führen. Es muss zwar nicht jeder schwer erkranken, doch gibt es beispielsweise einen nachweislichen Zusammenhang zwischen dem Aufenthalt in von Schimmel belasteten Räumen und der Verschlimmerung von Asthma. Die Ausbreitung von Schimmel hängt auch von vielen Faktoren ab wie Dämmung, Gebäudetyp und Nutzung ab.

Die wichtigsten Tipps:

  • Flure und Nebenräume können etwas kühler gehalten werden.

  • Richtiges Lüften ist extrem wichtig, um der Schimmelbildung vorzubeugen: Mehrmals täglich stoßlüften, Fenster im Winter nicht dauerhaft gekippt lassen.

  • Wäsche sollte auf dem Balkon oder in einem Trockenraum im Keller getrocknet werden.

  • Vor allem Außenwände sollten nicht mit massiven Möbeln zugestellt werden, weil dies dazu führt, dass die Heizungsluft schlecht hindurchkommt.

  • Auf Materialien, auf denen sich Schimmelpilze ausbreiten können wie Holz, Holzwerkstoffe, Papier, Pappe, Karton, Tapeten, Gummi, Kunststoffe, Teppichböden, Kleber für Fußbodenbelag, Mineralwolle, Farben, Lacke, Leder, Textilien, Zement und Beton sollten, sollte besonders geachtet werden.

  • Putze und Farben auf Kalk-Basis sorgen für Atmung, können Schadstoffe abbauen und schimmelhemmend wirken. Bei Putzen werden mineralische Varianten von vielen Baubiologen bevorzugt. Für das gesunde Wohnen sind Lehmputze, Kalkputze sowie Luftkalk/Stumpfkalkputze empfehlenswert.

  • Wohngesundheit (nicht nur) in der Corona-Pandemie: Das Wichtigste über Schimmel

  • Unsichtbare Krankmacher in Innenräumen – was tun?

  • Ausgezeichnet wohlfühlen. Mit K + S Wohngesund Bauen. Hg. von Krieger + Schramm. Dingelstädt 2022.

  • Julia Erbersdobler: Kaputtsparen. In: Süddeutsche Zeitung (19:/20.11.2022), S. 59.

  • Gesünder Bauen und Wohnen – Ratgeber für Baufamilien und Renovierer. Hrsg. von Johannes Schwörer und PeterBachmann. Fachschriften Verlag, Fellbach 2018.

  • Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.

  • Matthias Krieger: Praxiswissen Eigentumswohnung: Was Sie vor dem Kauf einer Neubauwohnung wissen sollten. BusinessVillage Verlag, Göttingen 2020.

  • Um Schimmels Willen: Feuchteschäden in Wohnräumen und soziale Lage. Hg. Gesundheitsamt Bremen, Abteilung Gesundheit und Umwelt. Bremen 2007.

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Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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