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Vier-Tage-Woche: Aussicht auf mehr Freizeit (Foto: getty images / EMS-FORSTER-PRODUCTIONS)

Vier-Tage-Woche im Check: 80 Prozent wollen sie – aber warum warnen Experten davor?

Sie ist der Jobtraum vieler Arbeitnehmer, aber Arbeitsmarkt-Experten bleiben skeptisch. Diese Argumente gegen die Vier-Tage-Woche solltest Du kennen.

Ein XING Insider-Beitrag

Wie viel Arbeit ist genug? In einer sich stetig wandelnden Arbeitswelt, in der der Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte immer intensiver wird, sind flexible Arbeitszeitmodelle zu einem wichtigen Faktor geworden, um talentierte Mitarbeiter anzuziehen und zu halten. Unternehmen sehen sich konfrontiert mit dem Wunsch der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach mehr Flexibilität und einer besseren Work-Life-Balance. Eine der viel diskutierten Alternativen zu herkömmlichen Arbeitszeitmodellen ist die Vier-Tage-Woche.

81 Prozent der Erwerbstätigen wünschen sich die Vier-Tage-Woche.

Die Idee, die wöchentliche Arbeitszeit auf vier Tage zu verkürzen, gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die Menschen sehnen sich nach einer ausgewogenen Aufteilung zwischen Beruf und Privatleben, um Zeit für Familie, Hobbys und persönliche Entwicklung zu haben. Laut einer aktuellen Studie der Hans-Böckler-Stiftung wünschen sich rund 81 Prozent der Erwerbstätigen eine Vier-Tage-Woche. 73 Prozent davon wollen die Arbeitszeitverkürzung allerdings nur bei gleichem Lohn.

Die Wahrheit über die 4-Tage-Woche: Expertenstreit und gespaltene Meinungen

Doch so sehr sich die Vier-Tage-Woche zum Wunschtraum für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entwickelt: Viele Expertinnen und Experten bleiben skeptisch. Das sind die Standpunkte ausgewählter XING Insider.

👩‍💻 Standpunkt 1: Die Vier-Tage-Woche ist nur etwas für Leute, die am Laptop arbeiten.

Frank Thelen, bekannter deutscher Unternehmer und Investor, spricht sich in seinem XING Insider-Artikel für flexible Arbeitszeitmodelle aus, um „mehr Menschen für unsere Arbeitswelt zu begeistern.“ Die Vier-Tage-Woche jedoch als „Standardmodell“ vorzuschlagen, hält er für einen Irrweg. Die deutsche Wirtschaft werde dadurch noch weiter zurückfallen, prognostiziert der Tech-Investor.

„Ich persönlich werde auch zukünftig lieber mehr als weniger arbeiten.“ 
Frank Thelen

„Eingefordert wird dies und das Recht auf Homeoffice von einer kleinen glücklichen Elite, die am Notebook arbeiten kann“, so der Tech-Experte. „Für Pflegepersonal, Bäcker, Ärzte, Landwirte, Restaurants, Hotels und Co. ist Remote Work keine Option.“ Für diese Berufsgruppen wünscht sich Thelen bessere Arbeitsbedingungen. Die Vier-Tage-Woche sei für sie aber nicht die Lösung.

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🌞 Standpunkt 2: Wer zufrieden im Job ist, braucht keine Vier-Tage-Woche.

Ingo Hamm,Professor für Wirtschaftspsychologie, ist ebenfalls skeptisch gegenüber der 4-Tage-Woche. Weniger Büro, mehr Homeoffice und weniger Arbeitstage hält er für „Pseudo-Lösungen“, die das eigentlich Problem verschleiern: den schleichenden Verlust der Zufriedenheit mit der eigentlichen Arbeit. Er argumentiert: „Wenn Arbeit wirklich Mist ist, dann ist Mist, von fünf auf vier Tage reduziert, immer noch Mist.“ 

„Wir brauchen nicht weniger, sondern bessere Arbeit.“
Prof. Dr. Ingo Hamm

Als Rezept für Traumjobs zieht Ingo Hamm ein wissenschaftliches Modell von Hackman und Oldman heran: „Danach macht wirklich jede Arbeit Sinn und glücklich, sofern sie als Ganzes oder in wesentlichen Teilen fünf Voraussetzungen erfüllt.

  • Anforderungsvielfalt: Sie verlangt verschiedene Fähigkeiten und Talente. 

  • Ganzheitlichkeit: Sie wird „vollständig“ und mit sichtbarem Ergebnis ausgeführt.

  • Bedeutsamkeit: Sie hat Einfluss auf das leben oder die Arbeit anderer.

  • Autonomie: Sie lässt Freiraum, Unabhängigkeit und Entscheidungsspielraum. 

  • Feedback: Sie beinhaltet Informationen bezüglich der Erledigung und Ergebnisse.

So erkläre es sich auch, dass 92 Prozent der befragten Handwerker in einer IKK-Studie angeben, dass sie ihren Beruf als sinnhaft empfinden – aber nur 50 Prozent der Durchschnittsarbeitnehmer.

🦥 Standpunkt 3: Keiner will mehr irgendetwas leisten.

Jochen Mai, Karriereexperte und Autor, fragt sich in seinem Insider-Artikel: „Wenn die experimentelle Einführung einer Vier-Tage-Woche zu der Erkenntnis führt, dass das zu keinerlei Produktivitätsverlust führt, sagt das dann nicht etwas Negatives über die bisherige Produktivität aus?“ Er zieht anonyme Umfragen von Karrierebibel heran, in denen rund 30 Prozent der Befragten zugeben, an einem normalen Arbeitstag „nicht mehr als 4 Stunden“ zu arbeiten. Weitere 30 Prozent „nicht mehr als 6 Stunden“. 

Freizeitmaximierung ist die neue Karriere.
Jochen Mai

Die Befürchtung des XING Insiders und Karrierebibel-Gründers: Diese „Wohlstandsverteidigung“ könne Deutschland schon bald auf die Füße fallen.

Was hältst Du von der Vier-Tage-Woche? Schreib Deine Meinung in die Kommentare.

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