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Steile Karriere: Prost schafft es vom Kfz-Mechaniker zum geschäftsführenden Gesellschafter eines Unternehmens - ©Liqui-Moly

Vom Maurersohn zum Millionär: Warum für den Liqui-Moly-Chef Geben die Grundlage für Profit ist

Ernst Prost machte den Schmiermittelhersteller aus Ulm zu einem Global Player. Der kantige Unternehmer vergaß dabei nie, auch seine Belegschaft an seinem Reichtum teilhaben zu lassen. Im Februar 2022 geht Prost in den Ruhestand. Was wir von ihm lernen können.

Ernst Prost, ehemaliger Firmenchef und Noch-Geschäftsführer des Schmiermittelherstellers Liqui Moly, ist ein Urgestein unter den mittelständischen Unternehmern in Deutschland. Sein Unternehmen bezeichnet er als Familie, seine Beschäftigten als Mitunternehmer•innen, die auch von den Erträgen profitieren sollen. Vom Prokuristen bis zum Pförtner bekamen unter seiner Führung alle am Jahresende eine „Siegesprämie“, die in guten Zeiten schon einmal bei 11.000 Euro liegen konnte. Aber auch in Krisen hielt Prost Kurs. Anstatt Personal in der Corona-Krise in Kurzarbeit oder in die Arbeitslosigkeit zu schicken, sprach Prost seinen Mitarbeitenden eine Jobgarantie aus und zahlte weiter Prämien. Warum? „Weil sich das lohnt und sich so gehört“, sagte Prost 2020 im XING Interview. „Sparen bis das Blut spritzt – das ist für den Arsch!

Prost mag damit zunächst markige Worte finden, die gut klingen und Schlagzeilen machen. Wissenschaftliche Studien und Untersuchungen belegen aber, dass Unternehmen, die sich ernsthaft sozial engagieren, tatsächlich bessere Ergebnisse liefern als solche, die dies nicht tun. Im Februar 2022 geht Prost in den Ruhestand. Das Unternehmen hat er schon 2017 an die Würth-Gruppe verkauft. Zeit, sich von einem der bekanntesten Haudegen der deutschen Wirtschaft e****twas abzuschauen. Wir haben das Prinzip Prost für euch hier zusammengefasst.

Als Unternehmer war Prost schon immer ein Freund der klaren Worte. Wie Trigema-Chef Wolfgang Grupp gehört zu den Unternehmern, die bei der Werbung für ihre Produkte selbst in die Bütt gehen. Deshalb sind ihre Gesichter einer breiten Öffentlichkeit bekannter als sonst bei den eher zurückhaltenden schwäbischen Mittelständlern üblich. In Talkshow-Auftritten setzte Prost sich aber nicht nur für die eigene Firma, sondern auch für den Mindestlohn, einen höheren Spitzensteuersatz und die Einführung einer Vermögenssteuer ein. „Ich kann doch jetzt nicht nur meine Taschen voll Geld stopfen und die anderen, die mit mir diesen Weg gegangen sind, die genauso hart gearbeitet haben wie ich, einfach hinten runterfallen lassen“, erklärt Prost sein Engagement im Interview mit dem Deutschlandfunk. Auch privat folgt Prost dieser Maxime und gründete mit eigenem Kapital ausgestattete Stiftungen, die sozial-karitative Ziele verfolgt.

Erfolgreich ist, wer etwas für andere Menschen tut

Das soziale Mindset, das aus seinen Worten und Taten spricht, hat möglicherweise mit seinem Aufstieg aus so einfachen Verhältnissen zu tun. Sein Vater war Maurer, dies Mutter Fabrikarbeiterin. Er legte einen beruflichen Weg zurück vom Kfz-Mechaniker bis zum geschäftsführenden Gesellschafter eines Unternehmens, das heute nahezu 1.000 Beschäftigte hat und einen Jahresumsatz von über 600 Millionen Euro verzeichnet. Den Betrieb hatte er einst von seinem Arbeitgeber übernommen. „Diese 835 Menschen bei Liqui Moly haben mich durch ihre Arbeit reich gemacht. Und so ist es nur billig und recht, wenn diesen Menschen dann auch über Gewinnprämien, über vernünftige Löhne und Gehälter ein Teil des Gewinnes zufließt.“ Auf die Frage des Magazins „Secrets of Success“, was er als die wichtigsten Eigenschaften für erfolgreiche Menschen betrachte, antwortet er: „Weitsicht, Verständnis, Schaffenskraft und die Fähigkeit, etwas für andere Menschen zu tun. Man kann es auch Nächstenliebe nennen.“ Soziales Engagement ist für ihn die Grundlage für den eigenen Erfolg – und für den Erfolg anderer.

Positives Image – positive Wirtschaftsleistung

Dass ein Philanthrop nicht unbedingt selbstlos handelt, sondern mit dem Geben sehr wohl auch Nehmen verbindet, daraus macht Ernst Prost kein Geheimnis. Die steigenden Wachstumsraten der Verkäufe führt Ernst Probst auch auf das positive Image seines Unternehmens zurück. Seine Auftritte und markigen, zum Teil auch polarisierenden Worte, sind durchaus als PR zu verstehen – allerdings als eine authentische, die sich mit dem eigenen Werdegang und dem eigenen Handeln deckt. „Made in Germany und unser soziales Engagement kommen sehr gut an. Das bestätigt die Richtigkeit unseres Ansatzes“, erklärt Prost. Dass sich die Einsatzbereitschaft für die Gesellschaft auch fürs eigene Unternehmen auszahlt, hat u.a. eine Studie der Boston Consulting Group eindrucksvoll belegt. Dafür wurden mehr als 300 Unternehmen nach deren sozialem und umweltpolitischem Engagement befragt. Das Ergebnis zeigte, dass sich Firmen dadurch neue Themenfelder und Absatzmöglichkeiten erschlossen, die Kundenbindung und das Vertrauen der Kunden gestärkt wurden und die Attraktivität für junge Talente stieg. Insgesamt wirkte sich das Image des engagierten Unternehmens positiv auf die Wirtschaftsleistung aus.

Auch in deutschen Firmen ist diese Wirkung zu spüren, wie die Stiftung Familienunternehmen mit einer eigenen Untersuchung nachgewiesen hat. Überwältigende 78,7 Prozent verzeichnen eine spürbar höhere Mitarbeitermotivation und eine verbesserte Arbeitsatmosphäre. Auch eine Imageverbesserung (67%), die Veränderung der Bewerbungssituation (58,7%) sowie eine positive Berichterstattung (58,7%) sind für die befragten Unternehmen Faktoren, die mit dem gesellschaftlichen Engagement einhergehen. Die Steigerung der Unternehmenserlöse führten laut der Umfrage immerhin 24,4 Prozent auf ihren Beitrag für die Gesellschaft zurück. Wichtig dabei ist, das Außenwirkung und tatsächliches Handeln stimmig sind. Geben Unternehmen vor, sich besonders sozial zu engagieren und geraten durch Fehlverhalten in die Schlagzeilen, kann eine Gutmacher-Strategie schnell im Fiasko enden.

Corporate Social Responsibility (CSR) ist entsprechend nicht als schnellwirksame Sofortmaßnahme geeignet, sondern zahlt sich erst als langfristige Unternehmensstrategie aus. Dieses Austauschprinzip gilt nicht nur für ganze Organisationen. Es ist auch für jeden Einzelnen relevant. Der führende amerikanische Organisationspsychologe Adam Grant, bekannt durch sein Buch „Geben und Nehmen - Warum Egoisten nicht immer gewinnen und hilfsbereite Menschen weiterkommen“, formuliert dieses als eine Art Karma-Konzept.

„Wir müssen lernen, dass das Prinzip des Gebens nicht auf unmittelbarer Gegenseitigkeit beruht. Es ist vielmehr eine Art Kreislauf. Ich gebe und irgendwann wird auch mir wieder jemand begegnen, der mir zum Beispiel einen spannenden Geschäftspartner oder einen neuen Job vermitteln kann. Wir sollten nicht auf den direkten Austausch warten, sonst werden wir enttäuscht.“
Adam Grant

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XING Insider Bodo Jansen: Es geht um ehrliches Interesse an den Menschen

Wie wichtig die Unternehmenskultur für den Erfolg einer Organisation ist, musste XING Insider Bodo Janssen auf die harte Tour lernen. Nach einem Misstrauensvotum seiner Belegschaft, leitete der Inhaber der Upstalsboomer Hotel- und Freizeit GmbH eine Kehrtwende ein und startete eine radikale Wandlung, um das Unternehmen zurück in die Erfolgsspur zu führen. Dabei machte Janssen die Ausrichtung an den Fähigkeiten in der Leitungsebene fest. „Die sogenannte neue Führung hat weniger etwas mit neuen Methoden zu tun, sondern vielmehr mit einer Haltung, dem Bewusstsein, der Fähigkeit und auch Bereitschaft, Menschen dabei zu unterstützen, ihrer wahren Natur entsprechend ins Handeln zu kommen.“ Bei der neuen Führung gehe es nicht nur um das Gestalten neuer Methoden und eines attraktiven Arbeitsumfeldes, sondern vielmehr darum, Menschen aus der Abhängigkeit eines Unternehmens heraus in die Eigenverantwortung zu führen. „Und das setzt bei den Führenden ein genauso bedingungsloses wie ehrliches Interesse an der Entwicklung der im Team mitarbeitenden Menschen voraus.“

Gibt es Menschen, deren Lebensweg oder Karriere Dich besonders inspiriert haben? Was hast Du Dir von Ihnen abgeschaut? Was können wir alle von ihnen lernen? Schreib es uns in den Kommentaren und wir beleuchten das Erfolgsprinzip dahinter.

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