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Wer die Branche wechselt, sollte klar betonen, was der Wechsel für die neue Branche für Vorteile bringt. - Thank you to Razvan Chisu @unsplash.com

Von Branchenfremd zu Branchenfreund: Darauf solltest Du bei einem Branchen-Wechsel achten.

Ein Branchenwechsel sollte nie eine Notlösung sein. Vielleicht kannst Du dich in der neuen Branche erst richtig ausleben oder (verborgene) Talente zeigen. Das hier gilt es zu beachten!

In Corona Zeiten denken viele Menschen über so Einiges nach, unter anderem auch über einen Branchenwechsel. Der Wechsel in ein Unternehmen und eine Tätigkeit, die sicherer ist, vielleicht sogar besser bezahlt wird. Eine Branche in der ich mich ausleben oder mein (verborgenen) Talente zeigen kann.

Ein Branchenwechsel sollte allerdings nie eine Notlösung sein, dies müssen Sie in einem Gespräch unbedingt klar kommunizieren. Zeigen Sie, dass Sie sich mit Ihrer Erfahrung aus einer anderen Branche, ganz bewusst für einen Wechsel entschieden haben. Überzeugen Sie Ihren möglichen Arbeitgeber bereits in der Bewerbung. Begründen Sie, warum Sie den Jobwechsel vollziehen möchten. Mehr Gehalt scheidet als Motiv für einen Branchenwechsel aus, zumindest wenn man Sie um eine offizielle Erklärung für Ihre Absicht bittet.

Wichtig zu betonen: Wechsel ist nicht aus einer Laune heraus

Stellen Sie Ihr Licht auf keinen Fall unter den Scheffel und machen Sie sich nicht unnötig klein. Suchen Sie vielmehr Gemeinsamkeiten und Voraussetzungen für das neue Tätigkeitsfeld, die Sie nicht nur bereits mitbringen, sondern in denen Sie schon gute Erfahrungen gesammelt haben.

Zeigen Sie immer wieder deutlich, dass Sie die Branche nicht aus einer Laune heraus wechseln wollen. Auch ist es nicht ratsam, den Eindruck zu erwecken, dass Sie die neue Aufgabe einmal „ausprobieren“ möchten. Auf den Gedanken kommt sicherlich auch Ihr Gegenüber und hier gilt es gut und überzeugend zu argumentieren, um einen möglichen Verdacht in diese Richtung gleich im Keim zu ersticken.

Lassen Sie mich ganz ehrlich sein, eine Branche zu wechseln ist nicht ganz leicht. Noch immer gibt es viele Unternehmen, die den sogenannten „Stallgeruch“ von Ihren Bewerberinnen und Bewerbern erwarten, ja sogar zum Teil voraussetzen. Was in anderen Ländern möglich ist, ist hierzulande noch nicht selbstverständlich. Nichts desto trotz ist ein solcher Wechsel durchführbar, wenn Sie sich intensiv mit dem neuen Unternehmen und der neuen Aufgabe und Anforderung auseinandergesetzt haben und schlagkräftige, überzeugende, gerne auch begeisternde Argumente liefern können. In Abwandlung eines alten Sprichworts kann ich Ihnen nur den Rat geben, „Bereiten Sie sich auf den Job vor, den Sie wollen, nicht auf den, den Sie bereits haben.“

"Was wollen Sie denn bei uns?"

Eines der „Zauberworte“, wenn es um den Branchenwechsel geht, ist ganz klar die persönliche „Weiterentwicklung“. Zeigen Sie, dass Sie mit dem neuen Job in die neue Branche den nächsten, entscheidenden Schritt auf Ihrem ganz individuellen Berufsweg gehen möchten. Überzeugen Sie Ihre Gesprächspartner davon, dass Sie nicht nur dazu bereit sind, sondern sich bewusst für diesen Schritt entschieden haben.

Vor einigen Jahren habe ich Workshops für einen international bekannten Konzern in München geleitet. Eines Tages kam ein Teilnehmer zu mir und bat um ein Gespräch. Er berichtete mir, dass er auf der alljährlich stattfindenden internen Messe des Konzerns die Chance genutzt hätte, mit der Personalchefin eines ausstellenden Unternehmens ein Gespräch bezüglich eines neuen Jobs zu führen. Die Antwort der Dame lautete ungefähr so: „Unsere beiden Unternehmen haben doch gar nichts miteinander zu tun, das ist doch eine völlig andere Branche. Was wollen Sie denn bei uns?“

Trotz dieser recht burschikosen Aussage, gab sie meinem Teilnehmer die Möglichkeit, sich Gedanken zu machen und sich erneut bei ihr zu melden. Er fragte mich, „Was hätte ich ihr spontan antworten können?“ Ich teilte ihm mit, dass er eine Frage hätte stellen können. Die Frage lautete: „Wenn wir nichts gemeinsam haben, warum sind Sie dann Aussteller auf unserer internen Hausmesse?“ Ich empfahl meinem Teilnehmer genau diese Frage an die Personalchefin zu richten. Leider habe ich nie erfahren, ob er dies tat und wie die Antwort der Dame ausfiel.

Jedoch genau in dieser Geschichte liegt eine der wichtigsten Fragen, auf die ich Ihnen empfehle, sich hervorragend vorzubereiten. „Warum möchten Sie zu uns oder in diese Branche?“

Zu Beginn meiner Zeit als Karriere Berater, vor ca. 17 Jahren, gab mir ein gestandener Kollege einmal folgenden Satz mit auf den Weg, den ich bis heute nicht vergessen und stets verinnerlicht habe. Er sagte: "Von mir aus kann ein Bäcker plötzlich Kfz-Mechaniker werden. Jedoch muss er mir begründen können, warum er dies möchte."

Erlauben Sie mir, dass ich Ihnen ein paar interessante, möglichweise entscheidende Fragen mit auf den Weg geben.

Diese Fragen können Ihnen dabei helfen, zu überzeugen.

  • Warum möchten Sie in die neue Branche wechseln (bitte nicht, weil Sie in der Alten keine Jobs mehr finden)

  • Was wissen Sie über die neue Branche und was bringen Sie dafür mit?

  • Welche Ziele möchten Sie mit einem Branchenwechsel erreichen?

  • Welche Gemeinsamkeiten oder Überschneidungen gibt es zwischen der Branche aus der Sie kommen und Ihrer Zielbranche.

  • Welche Erfahrungen, welches Wissen können Sie in der anderen Branche einbringen?

  • Welche Soft Skills (Stärken) kann ich in der neuen Branche anwenden?

  • Welchen Mehrwert kann ich dem neuen Unternehmen bieten?

  • Wo kann ich mit meiner Erfahrung am besten unterstützen?

Ich stehe einem Branchenwechsel grundsätzlich positiv gegenüber und schließe mich dem Nachrichtenmagazin n-tv an, welches hierzu folgende Erklärung schrieb:

„Grundsätzlich gilt: Ein Branchenwechsel kann ein guter Weg sein, sich beruflich weiterzuentwickeln. Beschäftigte können so viel Neues lernen und mehr über die eigenen Stärken herausfinden. Das und der damit verbundene Perspektivwechsel bringen am Ende vielleicht sogar einen Motivationsschub für das Berufsleben.“ (Quelle: www.n-tv.de)

Ich wünsche Ihnen alles Gute, probieren Sie es gern aus, aber bitte versuchen Sie es unbedingt zu vermeiden, sich zu rechtfertigen. Sie brauchen ob des Branchenwechsels und der vorausgegangenen Idee, kein schlechtes Gewissen oder gar Angst zu haben. Sie machen nichts Falsch, ganz im Gegenteil, Sie denken mit, handeln gezielt und zeigen sich zukunftsorientiert (tolle Eigenschaften). Also bitte keine Entschuldigungen für Ihre Vorgehensweise und Bewerbung.

Viel Erfolg und bitte bleiben Sie gesund.

Herzlichst

Michael H. Hahl

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MICHAEL HANS HAHL schreibt über Generation 50+, Veränderungsprozesse, Perspektiven im Unternehmen, Markt-/Kommunikationsstrategie

Herzlich Willkommen, ich bin Michael Hans Hahl, Sparringspartner für Prozesse, Matching, Wege und generationsübergreifendes Arbeiten. Seit fast 20 Jahren berate, coache, trainiere und spreche ich über die Themen Karriere, Personal, Jobchancen. Die Generation 50+ liegt mir dabei besonders am Herzen.

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