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©Arnéll Koegelenberg/Adobe Stock

Von wegen guter Start: Wie Führungskräfte das Onboarding torpedieren

Ein misslungener Onboarding-Prozess kann große Folgen für neue Mitarbeiter und das gesamte Team haben. Hier die häufigsten Fehler von Führungskräften.

Es ist Annes erster Tag, und sie kommt voller Vorfreude ins Büro. Doch statt einer herzlichen Einführung wird sie mit widersprüchlichen Anweisungen und einem überquellenden Aufgabenbudget konfrontiert – ohne wirklich zu wissen, wie die ganze Sache hier läuft. Ihr Chef meint es gut und wirft sie direkt „ins kalte Wasser“, damit sie schnell ins Team findet. Leider wird das gut gemeinte Vorhaben für Anne eher zum frustrierenden Start: Statt klarer Strukturen fühlt sie sich verloren und unsicher.

Dieser Fall macht deutlich, wie wichtig ein durchdachtes Onboarding ist: Ein gelungener Start legt den Grundstein für eine langfristige Bindung und Zufriedenheit der Mitarbeiter. Der erste Eindruck ist entscheidend, um das Engagement zu fördern und das volle Potenzial neuer Kollegen zu entfalten. Wenn Führungskräfte jedoch ohne einen klaren Plan oder Unterstützung ins Onboarding eingreifen, kann das schnell zu Demotivation führen.

Die häufigsten Fehler beim Onboarding

1 | Ignorieren individueller Lernstile

Jeder Mitarbeiter lernt anders. Einige benötigen mehr Zeit, um sich in neue Aufgaben einzuarbeiten, während andere vielleicht schnell eine Vielzahl von Informationen aufnehmen können. Wenn Du als Führungskraft keine Rücksicht auf unterschiedliche Lernstile nimmst, kann das vor allem bei neuen Mitarbeitern zu großer Verwirrung führen.

2 | Direkte Verantwortungsübertragung

Mitarbeiter sollen sofort „liefern“ und sich eigenständig beweisen. Doch wenn Dein Mitarbeiter die Unternehmenskultur und die internen Abläufe noch nicht versteht, gerät er schnell in Schwierigkeiten. Statt Vertrauen aufzubauen, schürt der Leistungsdruck eher das Gefühl, alleingelassen zu sein.

3 | Dauerbeschallung statt gezielter Unterstützung

Die Intention, alles sofort und ausführlich zu erklären, erscheint hilfreich. Doch ein Übermaß an Informationen und Meetingrunden überfordert meist mehr, als dass es Orientierung gibt. Ohne gezielte Unterstützung und Pausen für neue Kollegen bleibt das Gelernte oft nicht hängen – und die anfängliche Motivation schwindet.

4 | Fehlende Erfolgserlebnisse

Ein häufiger Fehler ist es, neuen Mitarbeitern keine erreichbaren Erfolge zu ermöglichen. Wenn die Aufgaben sofort zu komplex oder umfangreich sind, können sie schnell das Gefühl bekommen, nicht zu genügen. Mit kleinen, erreichbaren Zielen kannst Du das Selbstvertrauen und die Motivation Deines Mitarbeiters stärken.

Versteckte Konsequenzen

Was auf den ersten Blick wie ein harmloser Fehler im Onboarding erscheint, kann langfristig schwerwiegende Folgen für das Unternehmen haben. Ein unstrukturierter oder überfordernder Start sorgt nicht nur für Frust bei neuen Teammitgliedern, sondern wirkt sich direkt auf die Produktivität und das gesamte Arbeitsklima aus.

1 | Produktivitätseinbußen

Als Führungskraft solltest Du wissen, dass ein hektisches und unstrukturiertes Onboarding die Einarbeitungszeit neuer Mitarbeiter erheblich verlangsamt. Sie haben Schwierigkeiten, sich das nötige Wissen anzueignen, und geraten schnell ins Hintertreffen. Aufgaben bleiben unerledigt oder müssen mehrfach erklärt werden – und das kostet wertvolle Zeit und Energie, die im Betriebsalltag dringend gebraucht werden.

2 | Kulturelle Entfremdung

Achte darauf, dass neue Mitarbeiter ausreichend Gelegenheit haben, sich schrittweise in das Team und die Unternehmenskultur einzufinden. Wenn sie diese Unterstützung nicht bekommen, können sie sich schnell isoliert fühlen. Fehlende Orientierung erschwert den Aufbau von Vertrauen und Zugehörigkeit, sodass der neue Mitarbeiter möglicherweise das Gefühl hat, ein Fremdkörper im Unternehmen zu sein.

3 | Steigende Fluktuation

Als Führungskraft solltest Du Dir bewusst sein, dass Mitarbeiter, die sich nicht richtig einleben können, irgendwann ihre Entscheidung, im Unternehmen zu bleiben, infrage stellen. Studien belegen, dass unzureichend unterstützte Startphasen einer der häufigsten Gründe für frühe Kündigungen sind. Ein chaotisches Onboarding belastet nicht nur den neuen Mitarbeiter, sondern kann auch dem Unternehmen langfristig wertvolle Ressourcen kosten. Daher ist es entscheidend, ein strukturiertes und unterstützendes Onboarding zu schaffen, um sowohl die Zufriedenheit der neuen Kollegen als auch die Stabilität Deines Teams zu sichern.

Die Kunst eines effektiven Onboardings

Ein gezieltes Onboarding ist mehr als eine bloße Formalität – es legt den Grundstein für langfristige Mitarbeiterbindung und Produktivität. Wenn Du als Führungskraft den Start Deiner neuen Kollegen bewusst gestaltest, schaffst Du die Basis für Vertrauen und Engagement. So wird der erste Eindruck tatsächlich ein voller Erfolg – für den Mitarbeiter und das Unternehmen.

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Kommentare

Henryk Lüderitz schreibt über Young Professionals, junge Führungskräfte, Leadership, Talente & High Potentials

Die Herausforderungen von Young Professionals kenne ich aus eigenerer Erfahrung: Bereits mit Anfang 20 war ich bei Vodafone in einem Talentprogramm. Es folgten Positionen als Projektleiter und Führungskraft. Nach 12 Jahren im Konzern arbeite ich jetzt als Trainer und Coach für Young Professionals.

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