Was Unternehmen zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) wissen sollten
Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) ist ein Standard für Transparenz über das Nachhaltigkeitsmanagement von Unternehmen, der von der Geschäftsstelle des Rates für Nachhaltige Entwicklung betreut wird. Er beschreibt die Mindestanforderungen für Unternehmen und Organisationen, was unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten zu berichten ist.
Seine Anwendung ist freiwillig und kostenlos für alle Unternehmen, die ihre Erklärung in der DNK-Datenbank veröffentlichen. Das DNK-Team prüft sie daraufhin, ob sie formal den Anforderungen des Kodex genügt. Es ist Unternehmen freigestellt, eine inhaltliche Prüfung durch einen unabhängigen Dritten vornehmen zu lassen. Die DNK-Erklärung ist allen Interessierten in einer kostenfreien Datenbank zugänglich.
Beschlossen wurde der DNK 2011 vom Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE), der erstmals im April 2001 von der Bundesregierung berufen wurde. Die Aufgaben sind die Entwicklung von Beiträgen für die Umsetzung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie, die Benennung von konkreten Handlungsfeldern und Projekten sowie Nachhaltigkeit zu einem wichtigen öffentlichen Anliegen zu machen. Zu den wichtigsten Zielgruppen für die DNK-Erklärungen, die möglichst kurz sein sollten (Richtwert zwischen 500 bis 3.000 Zeichen pro Kriterium) gehören Kundinnen und Kunden, zuliefernde Unternehmen, das eigene Management, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, politische Entscheidungsträger/-innen, Nichtregierungsorganisationen, Wissenschaft und Medien.
Der DNK stellt die Nachhaltigkeitsleistung von nationalen wie internationalen Organisationen und Unternehmen jeder Größe und Rechtsform dar und entstand in einem Dialogprozess mit zahlreichen Stakeholdern. Die globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) gewinnen als Bezugsrahmen in den Berichten an Bedeutung. Es gibt bereits eine Vielzahl von Berichtsstandards wie die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen, ISO 26000, Global Reporting Initiative (GRI) und den Global Compact der Vereinten Nationen (UN Global Compact). Der DNK schließt daran an, orientiert sich aber zusätzlich auch an der seit 2017 geltenden Berichtspflicht. Gleichzeitig reduziert er die teilweise komplexen Anforderungen auf das Wesentliche.
STRATEGIE (Wesentlichkeit, Vision und Ziele)
PROZESSMANAGEMENT (Regeln und Strukturen)
UMWELT (ökologische Aspekte der Nachhaltigkeit)
GESELLSCHAFT (soziale Aspekte der Nachhaltigkeit).
Der Abschnitt „Strategie“ ist für den Einstieg besonders wichtig, denn hier belegen Unternehmen, dass sie die wesentlichen Themen, Herausforderungen, Chancen und Risiken im Kontext der Nachhaltigkeit im Blick haben. Beschrieben wird, wie diese gewichtet werden, wie mit ihnen umgegangen wird und welche Ziele sich das Unternehmen setzt – entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Dieser Bereich ist die Basis für alle weiteren Fragen.
Ihre DNK-Erklärung ist umso glaubwürdiger, wenn sie belegen, dass zwar noch nicht alle Anforderungen erfüllt sind, aber die unternehmerische Kultur der Nachhaltigkeit gelebt wird. Der Anwenderkreis aus der Wirtschaft schätzen vor allem den pragmatischen Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung – vor allem solche, die auf diesem Gebiet noch keine oder wenig Erfahrung haben. Die meisten nutzen den DNK zur Erfüllung der Berichtspflicht, viele sehen aber auch einen großen Nutzen in der Steigerung ihrer Reputation und schätzen den niedrigschwelligen Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Der zeitliche Aufwand ist abhängig davon, wie tief Nachhaltigkeit im Unternehmen verankert ist, inwieweit Berichtsprozesse etabliert sind sowie die nötigen Daten und Fakten schon aufbereitet vorliegen. Laut Anwenderumfrage 2018 benötigen Unternehmen zur Erstellung und internen Abstimmung einer DNK-Erklärung im durchschnittlich 21,4 Arbeitstage (darunter fallen vor allem viele erstberichtende Unternehmen).
DNK-Erklärungen werden in einer Datenbank zentral und kostenlos veröffentlicht. Sie sprechen damit einen potenziell großen Kreis von Nutzern an. Durch technische Schnittstellen können Dritte die veröffentlichten Informationen direkt in ihre jeweiligen Bewertungssysteme übernehmen.
Stiftung eines konkreten Nutzens für den wettbewerblichen Vergleich
Entwicklung eines einheitlichen Verständnisses von Nachhaltigkeit im Unternehmen
Verbesserung der Sichtbarkeit und Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsleistungen und Stellenwert der Nachhaltigkeit im Kerngeschäft von Unternehmen und Organisationen
Ermöglichung einer umfassenderen Bewertung unternehmerischer Leistungs- und Zukunftsfähigkeit
Schaffung von Verbindlichkeit durch eine vergleichbare Darstellung der unternehmerischen Verantwortung
Unterstützung von Unternehmen bei der Erfüllung gesetzlicher Anforderungen und bei der Umsetzung eines integrierten, glaubwürdigen Nachhaltigkeitsmanagements
Die Erstellungs- und Abstimmungsprozesse der ersten DNK-Erklärung sind für viele Unternehmen – für die Nachhaltigkeit zwar zum Alltag gehört, die aber ihre Leistungen noch nicht ausreichend dokumentiert haben – zugleich Lernprozesse, in denen auch Zielkonflikte aufgelöst werden. Um den DNK zu erfüllen, erstellen Anwender eine DNK-Erklärung zu den 20 DNK-Kriterien und den ergänzenden nichtfinanziellen Leistungsindikatoren. Da sich alle Unternehmen auf die gleichen Kriterien beziehen, können auch Qualitätsunterschiede bei den Informationen schnell und mühelos erkannt werden.
Kriterien 1–4 zu STRATEGIE
Strategische Analyse und Maßnahmen
Wesentlichkeit
Ziele
Tiefe der Wertschöpfungskette
Kriterien 5–10 zu PROZESSMANAGEMENT
Verantwortung
Regeln und Prozesse
Kontrolle
Anreizsysteme
Beteiligung von Anspruchsgruppen
Innovations- und Produktmanagement
Kriterien 11–13 zu UMWELT
Inanspruchnahme von natürlichen Ressourcen
Ressourcenmanagement
Klimarelevante Emissionen
Kriterien 14–20 zu GESELLSCHAFT
Arbeitnehmerrechte
Chancengerechtigkeit
Qualifizierung
Menschenrechte
Gemeinwesen
Politische Einflussnahme
Gesetzes- und richtlinienkonformes Verhalten.
Die DNK-Erklärung kann nachträglich ergänzt werden. Einen regelmäßigen Abgabeturnus gibt es nicht. Es wird allerdings empfohlen, die DNK-Erklärung spätestens alle zwei Jahre zu erneuern. Unternehmen können mit dem DNK-Signet als Button von ihrer Website auf ihr Unternehmensprofil in der DNK-Datenbank verweisen.
Informationen zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK)
Geschäftsprozesse nachhaltig ausrichten: Was Unternehmen tun sollten
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: CSR und Nachhaltigkeitsmanagement richtig umsetzen: Die wichtigsten Schritte und Werkzeuge - mit zahlreichen Praxistipps und Mustervorlagen. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.
Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. SpringerGabler Verlag, Berlin, Heidelberg 2020.