Weichen stellen: Die ersten 100 Tage im Job entscheiden!
Die ersten 100 Tage im neuen Job sind ein bisschen wie Einschulung: viele unbekannte Kollegen, Namen und Abläufe, die man erst kennenlernen muss. Es gilt, die Kultur des Unternehmens zu inhalieren, Prozesse zu verstehen, Gruppendynamik und geheimen Spielregeln im neuen Job zu erkennen und zu dechiffrieren.
Laut Studien der Psychologinnen Vanessa Buote und Anne Wilson von der Wilfried Laurier Universität in Ontario braucht die Mehrheit der Arbeitnehmer zwischen zwei und drei Monate**,** bis sie im neuen Job wirklich angekommen ist. Das entspricht in etwa 100 Tagen.
Am Anfang steht die Probezeit
Nach dem Vertragsabschluss und Jobeinstieg folgt in der Regel die Probezeit. Die sollte dir keine Angst machen, denn du bist nicht der oder die Einzige, die geprüft wird: Die Probezeit gilt für beide Seiten! Heißt: Auch du kannst und solltest deinen neuen Arbeitgeber in den ersten 100 Tagen genau unter die Lupe nehmen und prüfen, ob ihr zusammenpasst und ob der neue Job wirklich dein Traumjob ist.
Behagt dir das Betriebsklima oder ist der Druck zu groß?
Werden die Versprechen aus dem Bewerbungsgespräch gehalten oder sieht der Job doch ganz anders aus?
Ich empfehle an der Stelle immer, eine Art Checkliste zu machen, was einem im neuen Job wirklich wichtig ist – und diese Liste dann im Laufe der kommenden Wochen mit Anmerkungen zu füllen beziehungsweise abzuhaken, was passt. So bekommst du mit der Zeit ein immer schärferes Bild davon, wie es in dem neuen Job wirklich zugeht und ob dir die Entwicklung gefällt und deinen Vorstellungen entspricht.
Das Schlimmste, was man in dieser Phase als Newcomer tun kann, ist abzutauchen – zu „ghosten“ – und erst wieder am ersten Arbeitstag aufzutauchen. Das dokumentiert nicht gerade hohes Interesse am Job und neuen Team.
Umgekehrt wird eher ein Schuh daraus: Versuche noch vor dem ersten Tag, den Kontakt zum neuen Arbeitgeber zu halten, bringe dich immer wieder in Erinnerung und vor allem in Erfahrung, wie der Onboarding-Prozess abläuft, wie du dich vorbereiten oder was du mitbringen kannst.
Je besser du darüber Bescheid weißt, welche Aufgaben und Herausforderungen auf dich zukommen, desto besser kannst du schon im Vorfeld mögliche Wissenslücken schließen oder dir schon erste Gedanken zur Problemlösung machen. Das Ziel ist ja gerade, dass deine erste Arbeitswoche möglichst reibungslos über die Bühne geht und du zugleich einen erstklassigen Eindruck hinterlässt.
Fünf Phasen prägen deine Karriere
Tatsächlich stellen die ersten 100 Tage im neuen Job die entscheidenden Weichen für eine zukünftige Karriere (in diesem Unternehmen). Sie zeigen dir aber auch, ob es eben nicht passt und du vielleicht noch einmal den Job wechseln solltest.
Insgesamt gibt es 5 entscheidende Phasen, die du in den ersten drei Monaten bewusst beeinflussen und nutzen kannst:
Sie beginnt noch vor dem ersten Arbeitstag. Und hier gilt es vor allem, wichtige Fragen und gegenseitige Erwartungen zu klären. Warte also nicht ab, sondern werde schon vorher aktiv. Das ist auch in deinem Interesse.
Die erste Woche ist durch den sog. Onboarding-Prozess geprägt (hoffentlich gibt es einen!). Bedeutet: Du lernst die neuen Kollegen, deinen Arbeitsplatz, die Abläufe und Aufgaben kennen. Das Wichtigste ist jetzt: Fragen stellen! Jede neue Kollegin, jeder neue Mitarbeiter genießt am Anfang Welpenschutz und darf Fehler machen (oder "dumme" Fragen stellen). Nutze das - lern den Laden kennen!
Der erste Monat ist ein bisschen wie Schaulaufen. Natürlich wollen auch die anderen jetzt "den" oder "die Neue" kennenlernen. Deshalb ist es jetzt wichtig, Einsatz zu zeigen, mitzumachen, gemeinsam Mittagessen zu gehen, Kontakte zu knüpfen (auch über die Abteilung hinaus!) und die heimlichen Spielregeln - die es in jedem Unternehmen gibt - kennenzulernen. Übrigens auch die heimlichen Spielführer! Auch die werden später noch wichtig.
Die ersten Phasen sind überstanden. Du hast dich eingelebt (oder auch nicht... Jobwechsel?) - und jetzt wird es Zeit, die zu positionieren und zu profilieren. Spätestens nach 2 Monaten haben die Kollegen genug Vertrauen aufgebaut, sodass du dich auch mal mit unpopulären Ideen oder Vorschlägen in Meetings Profil gewinnen kannst. Zeige deine Expertise, deine Erfahrungen und dein Fachwissen. Natürlich immer noch dezent und ohne andere zu düpieren - du bist immer noch in der Probezeit! Aber schon so, dass du an Kontur gewinnst und dein Mehrwert für die Firma sichtbar wird.
Nach 3 Monaten solltest du weiterhin mit frischen Ideen, Engagement und guten Leistungen glänzen. Gleichzeitig ist diese Phase eine erste Chance, eigene Projekte zu initiieren, um das eigene Profil noch mehr zu schärfen und zugleich nennenswerte Erfolge zu erzielen. Ganz entscheidend ist jetzt, das eigene Netzwerk auszubauen und auf den Radar wichtiger Entscheider zu gelangen.
Überdies solltest du spätestens jetzt mit deinem Vorgesetzten klare Ziele formulieren und Zielvereinbarungen treffen, um deine Fortschritte zu dokumentieren und gleichzeitig zu belegen, dass deine Leistungen stimmen. Das ist wichtig, weil auch die Probezeit irgendwann enden wird.
Nicht selten werden die Neuzugänge eher aus dem Bauch heraus beurteilt. Sympathien und singuläre Eindrücke bekommen dabei ein deutlich größeres Gewicht als die tatsächlichen Leistungen. Indem du aber "SMARTe" Zielvereinbarungen und deren Erfüllung nachweisen kannst, stellst du deine Beurteilung auf ein stabiles und objektives Fundament.
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