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©Getty Images

Weihnachten ohne Stress: Warum der Mental Load besonders Mütter belastet

Und wie du als Vater aktiv dazu beitragen kannst, die Adventszeit entspannter zu gestalten.

Die Weihnachtszeit wird oft als die „schönste Zeit des Jahres“ bezeichnet – doch insbesondere für Eltern ist sie eine der stressigsten Phasen überhaupt. Zwischen Geschenkeinkäufen Adventskalender-Bestücken, Plätzchen-Backen, Dekoration und der Planung von Familienbesuchen türmt sich der sogenannte Mental Load – die unsichtbare Last, die vor allem durch die Organisation und emotionale Arbeit entsteht. Besonders Mütter tragen häufig den Löwenanteil dieser Last.

Es lohnt sich, genauer hinzuschauen, warum gerade in dieser eigentlich besinnlichen Zeit, der Mental Load so hoch ist. Und wie kannst du als Vater aktiv dazu beitragen, das Fest für alle entspannter zu gestalten?

Was ist der Mental Load – und warum steigt er zu Weihnachten?

Der Begriff Mental Load beschreibt die mentale Energie, die in die Organisation des Alltags fließt. Diese unsichtbare Arbeit reicht von der Planung von Terminen über das Nachdenken über To-dos bis hin zum „An-alles-denken-Müssen“. Gerade an Weihnachten potenziert sich diese Last durch:

  • Hohe Erwartungen: Weihnachten soll perfekt sein – für die Kinder, die Familie, Freunde und oft auch für einen selbst. Die Weihnachtsindustrie ist perfekt darin, uns glauben zu lassen, dass es einfach nur perfekt geht, dass Weihnachten glücklich macht und wir an alles denken müssen. Diese Ansprüche sorgen für zusätzlichen Druck.

  • Zahlreiche zusätzliche Aufgaben: Geschenke überlegen und besorgen, Mahlzeiten planen, das Haus dekorieren, Weihnachtskarten verschicken, Termine für Kita-Weihnachtsfeier und die Aufmerksamkeit für die liebe Nachbarin – die To-do-Liste scheint endlos zu sein.

  • Emotionale Arbeit: Neben den offensichtlichen logistischen Aufgaben wie dem Besorgen der Geschenke oder der Essensplanung spielt die emotionale Arbeit eine zentrale Rolle, die an Weihnachten oft besonders schwer wiegt. Diese Form der Arbeit umfasst mehrere unsichtbare Ebenen. Wie beispielsweise die Rolle des Vermittelns und Harmoniestiftens zwischen Familienmitgliedern, die im Alltag wenig Kontakt haben oder möglicherweise sogar Konflikte mitbringen. Auch der Versuch, die Erwartungen der Verwandten zu erfüllen, zählt dazu. Gerade diese (oft unausgesprochenen) Erwartungen zu berücksichtigen, ohne die eigenen Grenzen oder die der Kernfamilie zu überschreiten, ist eine Herausforderung.

Studien zeigen, dass diese Last in heteronormativen Familienstrukturen oft ungleich verteilt ist. Mütter übernehmen den Großteil der Organisation – oft, ohne dass es bewusst thematisiert wird.

Wie du als Vater aktiv unterstützen kannst

Als Vater hast du die Möglichkeit, aktiv Verantwortung zu übernehmen und so den Mental Load deiner Partnerin zu reduzieren. Es geht nicht darum, „zu helfen“, sondern gleichberechtigt mitzudenken und zu handeln. Hier sind konkrete Tipps, wie du das angehen kannst:

1) Übernimm Verantwortung – proaktiv und vollständig

Anstatt nur auf Zuruf Aufgaben zu übernehmen, frage dich: Welche To-dos stehen an? Kannst du dich eigenständig um bestimmte Bereiche kümmern? Wichtig ist dabei, die Aufgaben nicht nur umzusetzen, sondern auch aktiv an die Planung und Organisation heranzugehen – so, wie es deine Partnerin vielleicht bisher allein getan hat.

  • Geschenke: Plane, kaufe und verpacke die Geschenke für die Kinder oder Verwandte eigenständig.

  • Dekoration: Übernimm das Schmücken des Weihnachtsbaums oder die Außendekoration.

  • Weihnachtsessen: Biete an, das Weihnachtsessen (oder Teile davon) zu planen und vorzubereiten.

2) Kommuniziere offen und wertschätzend

Sprich mit deiner Partnerin über ihre Belastung. Indem du die emotionale Arbeit als genauso wichtig anerkennst wie die organisatorischen Aufgaben, trägst du dazu bei, den Mental Load gleichmäßiger zu verteilen und Weihnachten für alle entspannter zu gestalten. Ausgangsfrage sollte sein: Welche Erwartungen habt ihr an das Fest – wie wollen wir feiern?

Fragen, die ihr euch beispielsweise stellen könnt:

  • Welche Aufgaben sind wirklich wichtig – und was kann weggelassen werden? Was können wir ggf. outsourcen?

  • Welche Traditionen sind uns wirklich wichtig? Muss es so sein „wie immer“, oder was kann uns entlasten?

3) Schaffe Freiräume

Plane bewusst Zeitfenster, in denen deine Partnerin nichts organisieren muss. Übernimm die Kinderbetreuung, sodass sie Zeit für sich hat – sei es für einen Spaziergang, eine Stunde im Café oder einfach, um zu entspannen. Diese Auszeiten sind nicht nur wichtig für ihre Erholung, sondern stärken auch die Partnerschaft, da sie zeigen, dass ihre Bedürfnisse ernst genommen werden. Außerdem profitieren auch die Kinder davon, wenn beide Elternteile ausgeglichen sind.

4) Etabliert neue Traditionen – gemeinsam

Stress entsteht oft durch alte, überladene Rituale. Überlegt, wie ihr Weihnachten als Familie gestalten könnt, ohne dabei in Perfektionismus zu verfallen. Vielleicht reicht ein einfaches Weihnachtsfrühstück statt eines großen Bratens – solange alle glücklich sind, zählt das gemeinsame Erlebnis mehr als das Drumherum. Neue Traditionen können sogar dazu beitragen, eure Familie näher zusammenzubringen, da ihr euch gemeinsam auf das konzentriert, was wirklich wichtig ist: Zeit füreinander zu haben.

Fazit: Warum dein Engagement als Vater so entscheidend ist

Der hohe Mental Load an Weihnachten ist real, aber durch bewusstes Umdenken und Handeln kannst du als Vater einen großen Unterschied machen. Wenn du als Vater Verantwortung übernimmst, sendest du nicht nur ein starkes Signal an deine Partnerin, sondern auch an eure Kinder. Sie lernen, dass Organisation und Fürsorge gemeinsame Aufgaben sind und nicht an einer Person hängen bleiben müssen. Gleichzeitig trägst du dazu bei, den emotionalen Fokus von Stress und Perfektion hin zu Besinnlichkeit und Zusammenhalt zu verschieben – der eigentlichen Essenz von Weihnachten.

Übernimm Verantwortung, kommuniziere offen und schaffe Raum für echte Erholung. So wird aus dem Weihnachtsstress ein Fest der Freude – für dich, deine Partnerin und eure Familie.

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Julia Strobel schreibt über Vereinbarkeitsberatung, Väter- und Elterncoaching, Fokus: Väter, Personalwesen

Julia Strobel coacht Väter zu Vereinbarkeit, Familie, Erziehung & Partnerschaft. Außerdem ist sie Expertin für väterbewusste Vereinbarkeit & berät Unternehmen, die mit einem innovativen Angebot vorne dabei sein und Mütter wie Väter (!) ermöglichen wollen, Familie & Beruf gut zu vereinbaren.

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