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KPMG: Die Beratung hat im vergangenen Jahr rund 150.000 Bewerbungen erhalten. - Foto: Getty Images, Reuters [M]
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Wen KPMG gerade sucht und wie der Aufstieg gelingt

Ein Job bei der Beratungsfirma KPMG verspricht eine steile Karriere. Eine Insiderin und die Personalvorständin erklären, welche Aufstiegschancen es gibt – und wie hoch das Gehalt ausfällt.

Berlin. Gute Gehälter, steile Karrierechancen: Ein Job bei einer der Big Four – also einer der größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften der Welt – ist für viele attraktiv. Neben Deloitte, PwC und EY gehört auch KPMG dazu.

Zwar hat KPMG im vergangenen Jahr im Vergleich zu den anderen Unternehmen der Big Four am schwächsten zugelegt: Die Gesamtleistung stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 nur um zehn Prozent auf 2,39 Milliarden Euro. Wer sich für einen Job dort interessiert, hat dennoch gute Chancen.

„Wir stellen kontinuierlich ein“, sagt Vera Elter, Personalvorständin von KPMG Deutschland, „auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.“ Im vergangenen Jahr hat die Unternehmensberatung nach eigenen Angaben knapp 150.000 Bewerbungen erhalten. Gefragt sind nach wie vor Profile mit betriebswirtschaftlichem Schwerpunkt, aber auch aus den Bereichen MINT oder ESG. Darüber hinaus sucht KPMG laufend Wirtschaftsprüfer und Steuerberater.

Wie aber bekommt man einen Job bei KPMG? Wie steigt man auf? Und was kann man verdienen? Vera Elter und eine Insiderin geben Antworten.

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Karriere bei KPMG: Wie läuft die Bewerbung ab?

Das sagt das Unternehmen: Wer bei KPMG einsteigen will, braucht neben einem gewissen fachlichen Know-how vor allem Lernwillen und Durchhaltevermögen. „Vieles eignet man sich bei uns während der Arbeit an“, sagt Elter. Bewerber sollten deshalb bereit sein, früh Verantwortung zu übernehmen und sich ständig weiterzuentwickeln. Wichtig seien auch gute analytische Fähigkeiten, lösungsorientiertes Denken und eine hohe Eigenmotivation.

Was die Ausbildung betrifft, haben neben Jobsuchenden mit einem wirtschaftswissenschaftlichen Abschluss auch Bewerber mit einem Hintergrund in einem MINT-Fach sehr gute Chancen.

Die Bewerbung erfolgt online über ein Portal. Ein Anschreiben oder ein Foto sind nicht zwingend erforderlich. „Recruiting muss heute so einfach wie Onlineshopping funktionieren“, sagt Elter. „Zwei Klicks, Lebenslauf hochladen, fertig.“

Hat der Lebenslauf überzeugt, folgen ein bis zwei Vorstellungsgespräche. Jobeinsteiger sprechen meistens mit einem Manager oder einem Partner. „Bei Berufserfahrenen nimmt in der Regel immer ein Partner teil“, sagt Elter.

Worum es in den Gesprächen genau geht, sei von Abteilung zu Abteilung unterschiedlich. In manchen Fällen müssen die Bewerber eine Case-Study bearbeiten. Oder es werden Fachfragen gestellt. Ein standardisiertes Vorgehen gibt es nicht. Vielmehr gehe es darum, sich kennenzulernen und abzuschätzen, welche Persönlichkeit und welches Potenzial ein Bewerber mitbringt.

Das sagt die Mitarbeiterin:

Teresa Neuburg (Name geändert) ist seit ein paar Monaten fest bei der Strategieberatung von KPMG angestellt. Zuvor hat sie dort als Werkstudentin gearbeitet. Schon für die Werkstudentenstelle musste sie ein strenges Bewerbungsverfahren durchlaufen: Zunächst stand ein halbstündiges Telefonat mit einer zukünftigen Kollegin an. „Da ging es im Wesentlichen darum, wie die Strategieberatung bei KPMG aufgebaut ist und was mich im Job erwartet.“

Im nächsten Schritt musste Neuburg zwei weitere Gespräche mit zukünftigen Teammitgliedern führen, in denen ihr jeweils situative Fragen gestellt wurden und sie zwei Fallstudien bearbeiten musste. „Ich hatte zehn Minuten Zeit, mich vorzubereiten, und musste dann meinen Lösungsansatz präsentieren“, erzählt sie. Eines der beiden Gespräche fand zudem auf Englisch statt.

„Für eine Werkstudentenstelle fand ich das ziemlich anspruchsvoll“, sagt sie. Dennoch habe sie die Gespräche als angenehm empfunden. „Ich musste strategisch denken und fühlte mich richtig gefordert.“

Als ihr Werkstudentenvertrag auslief und Neuburg in eine Festanstellung wechseln wollte, war das auch nicht selbstverständlich: „Ich musste noch ein Vorstellungsgespräch absolvieren.“ Wieder musste sie situative Fragen beantworten und eine Fallstudie lösen. „Diesmal habe ich vor allem Berechnungen durchführen müssen.“

Karriere bei KPMG: So steigen Berater auf

Das sagt das Unternehmen: Erfolgreiche Consultans, Wirtschaftsprüferinnen oder Steuerberater durchlaufen bei KPMG fünf Karrierestufen: Berufseinsteiger beginnen oft als Associate und steigen über den Assistant Manager zum Manager und dann zum Senior Manager auf. Die letzte Stufe, die man bei KPMG erreichen kann, ist der Partner oder Director. Darüber hinaus gibt es spezielle Fachkarrieren.

Um von einer in die nächste Karrierestufe aufzusteigen, brauchen die Angestellten zwischen zwei und drei Jahre. Noten gibt es bei KPMG nicht mehr. „Die wurden 2016 abgeschafft“, sagt Elter. Stattdessen setzen sich die Vorgesetzten regelmäßig in sogenannten Entwicklungs- und Vergütungskonferenzen zusammen, um die Leistungen der Mitarbeiter zu besprechen. Danach bekommen die Beschäftigten von ihren Vorgesetzten Feedback, wo sie stehen und wo sie sich noch verbessern müssen, um die nächste Karrierestufe zu erreichen.

„Ausnahmen sind die Schritte zum Manager und zum Senior Manager“, sagt Elter. Hier müssen die Mitarbeiter in der Regel ein Panel halten, in dem sie ihren Business-Case präsentieren. Dabei geht es darum zu zeigen, welches Marktsegment sie damit bedienen, wie sie den Markt wahrnehmen und welche Potenziale sie sehen. Gleichzeitig können sie hier zeigen, wie sie sich persönlich entwickelt haben – zum Beispiel, welche Netzwerke sie im Unternehmen aufgebaut oder ob sie schon andere Mitarbeiter geführt haben.

Bis zur Managementebene sollte zudem jeder Mitarbeiter mindestens einmal in einem Bereich gearbeitet haben, der nicht direkt zu seinem Fachgebiet gehört. „Das ist mir besonders wichtig“, sagt Elter.

Das sagt die Mitarbeiterin: Da sie schon als Werkstudentin bei KPMG gearbeitet hatte, stieg Neuburg gleich als Senior Associate ein – also auf der höchsten Stufe unter den Berufsanfängern. Auf welcher Stufe man anfängt, sagt sie, hänge davon ab, welche Erfahrungen man mitbringt oder auch welche Noten man im Studium hat.

Den weiteren Aufstiegsprozess beschreibt sie ähnlich wie Elter. „In den Entwicklungsrunden bekommen wir unser Projektfeedback“, sagt sie. Als Senior Associate müsse sie, sagt Neuburg, zum Beispiel spezifische Aufgabenbereiche innerhalb eines Projekts leiten. Steigt sie zum Assistant Manager auf, betreut sie stattdessen schon erste Projekte.

Der Sprung zum Manager sei dann noch mal besonders. „Ab diesem Zeitpunkt muss man selbstständig Geld für das Unternehmen verdienen“, sagt sie. Heißt: Manager akquirieren neue Mandanten, leiten hauptverantwortlich Projekte und führen die dazugehörigen Teams.

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Gehalt: Das verdienen Berater bei KPMG

Das sagt das Unternehmen: Klassische Gehaltsbänder gibt es bei KPMG nicht. Man richtet sich zwar nach Orientierungswerten. Wer wie exakt viel verdient, wird aber in den Vergütungskonferenzen nach Leistung und Potenzial entschieden. Festgelegt sind lediglich Spannen für Absolventen, die direkt nach dem Studium bei KPMG im fachlichen Bereich starten.

„Hier liegen die Gehälter zwischen 45.000 und unter 50.000 Euro“, sagt Elter. Allerdings variiert auch hier ein bisschen, wie hoch der Verdienst beim Einzelnen ausfällt – etwas mehr gibt es zum Beispiel für einen Master oder wenn man bereits Praktika bei KPMG absolviert hat.

Hinzu kommt für alle fachlichen Mitarbeiter ein Bonus, der ebenfalls je nach Karrierestufe und Leistung variiert. Bis zum Manager setzt der sich beispielsweise aus zwei Komponenten zusammen – (Senior) Associates und Assistant Manager bekommen vier Prozent des Festgehalts. Zusätzlich kann ein Flexibonus im zweistelligen Prozentbereich des Jahresgrundgehalts vergeben werden.

Vera Elter ist Personalvorständin von KPMG Deutschland. - Foto: KPMG
Vera Elter ist Personalvorständin von KPMG Deutschland. - Foto: KPMG

Das sagt die Mitarbeiterin: „Ich verdiene 53.000 Euro fix plus einen variablen Anteil“, sagt Neuburg. Wie hoch dieser ausfällt, hänge davon ab, wie das Unternehmen gewirtschaftet und welche Leistung sie selbst erbracht habe. „Also je nachdem, wie ich in den Projekten gearbeitet habe und mein Feedback gewesen ist.“ Wenn es gut laufe, sagt sie, komme sie auf rund 65.000 Euro brutto.

Diese Job-Benefits gibt es bei KPMG

Das sagt das Unternehmen: Wie bei vielen anderen Unternehmen gibt es auch bei KPMG diverse Sportangebote für die Mitarbeiter oder Benefits wie Leasingfahrräder. Eine Besonderheit hingegen ist laut Elter, dass sich die Führungskräfte einen eigenen Coach buchen können, der ihnen hilft, ihre Führungskompetenzen weiterzuentwickeln.

KPMG unterstütze zudem die Mitarbeiter bei Fortbildungen und Berufsexamina. Hier investierte die Beratung laut Elter zuletzt 120 Millionen Euro. Die Personalvorständin betont zudem die flexiblen Arbeitszeiten und dass die Mitarbeiter bis zu zwanzig Tage im europäischen Ausland arbeiten könnten. Ein weiterer Pluspunkt: „Wir haben sehr moderne und schöne Bürogebäude.“ Gerade jüngeren Mitarbeitern sei es wichtig, dass sie einen Ort haben, wo sie gut arbeiten und sich austauschen können.

Das sagt die Mitarbeiterin: Auch Neuburg nennt typische Benefits wie eine Urban-Sports-Mitgliedschaft oder andere Vergünstigungen. Besonders mag sie an der Arbeit bei KPMG aber ihre Themen und ihr Team. Vor allem, dass sie mit vielen jungen Frauen zusammenarbeiten kann, macht ihr Spaß. Ein Punkt, den Neuburg ebenfalls sehr gut findet: die Flexibilität bei KPMG. „Man hat wirklich sehr viel Raum.“ Zudem hebt sie hervor, dass das Unternehmen die Mitarbeiter gut bei der Familienplanung unterstütze.

„Und das Office gefällt mir auch sehr“, sagt sie. An ihrem Standort gebe es zum Beispiel ein Fitnessstudio für die Mitarbeiter. „Das ist schon sehr cool, dass man so eine Möglichkeit direkt im Büro hat.“

Karriere bei KPMG: So hoch ist die Arbeitsbelastung

Das sagt das Unternehmen: Beratern wird oft ein harter Arbeitsalltag nachgesagt. „Natürlich gibt es in der Branche ein gewisses Pensum“, sagt Elter. Wer sich für den Beruf interessiert, dem sollte klar sein, dass es immer mal Zeiten gibt, in denen es mehr zu arbeiten gibt. Allerdings könne man bei KPMG dafür sehr zeit- und ortsflexibel arbeiten.

Heißt: Mitarbeiter, die eine Zeit sehr viel gearbeitet haben, können in einer projektfreien Phase durchschnaufen und ihre Überstunden ausgleichen. Es gebe Zeitkonten, auf denen die Mitarbeiter die Überstunden sammeln. Bis zum Senior Manager können diese ausgeglichen oder auf ein Langzeitkonto geschoben werden. (Senior) Associates und Assistant Manager haben zusätzlich die Möglichkeit, sich die Überstunden auszahlen zu lassen.

Das sagt die Mitarbeiterin: Auch Neuburg kennt harte Phasen. „Ich hatte auch schon Projekte, die mich in manchen Wochen an meine Grenzen gebracht haben“, sagt sie. „Da habe ich mich jeden Tag gefühlt, als würde ich eine sechsstündige Klausur schreiben.“

Das sei aber kein Dauerzustand. In der Regel, sagt sie, arbeite sie pro Tag um die zehn Stunden. Und am Wochenende bleibe der Laptop zu. „Die Arbeitszeiten sind in der Branche aber sehr individuell.“ Es gebe Kollegen, die arbeiteten auch 14 Stunden am Tag und am Wochenende – oder andere, die deutlich weniger arbeiteten.

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