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©Getty Images

Wenn Arbeit krank macht: Ist die Überlastungsanzeige wirklich hilfreich?

Was tun, wenn der Stress zu groß wird? Wann sollte ich mit einer Überlastungsanzeige reagieren, und kann diese wirklich eine Rettung sein?

Ein Praxisbeispiel, das mich extrem zum Nachdenken bringt!

In Deutschland kämpfen Arbeitnehmer im Jahr 2024 vermehrt mit Überlastung am Arbeitsplatz. Eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat ergeben, dass etwa 40 % der Beschäftigten regelmäßig unter Zeitdruck stehen und über 25 % oft an ihre Leistungsgrenze gehen müssen.

Zeitdruck, ständige Leistungsgrenzen und die Verwischung der Grenzen zwischen Beruf und Privatleben durch Homeoffice und hybride Arbeitsmodelle treiben viele in die Erschöpfung. Die Folge: Burn-out und psychische Erkrankungen sind auf dem Vormarsch, und die Produktivität leidet.

Gerade im Gesundheitswesen, insbesondere Pflegeberufe oder der Erziehung, hören wir laufend von grenzenloser Überlastung. Die Gründe liegen ja auf der Hand. Der Trend scheint sich fortzusetzen. Personalmangel, andauernde Mehrarbeit, störende Unterbrechungen u.v.m. führen Mitarbeitende an ihre körperlichen und psychischen Belastungsgrenzen. Um den Arbeitgeber auf die Gefahrenlage hinzuweisen – und sich selbst zu entlasten – ist die Überlastungsanzeige ein mögliches Instrument.

Eine Überlastungsanzeige könnte die Rettung sein – oder doch nicht?

Zwar gibt es positive Beispiele, in denen solche Anzeigen zu besserer Arbeitsorganisation und Entlastung führten, doch allzu oft scheitern sie an Ignoranz und Widerstand der Arbeitgeber. Viele Unternehmen wiegen sich lieber in der Illusion, dass ihre Mitarbeiter endlos belastbar sind, anstatt endlich Verantwortung zu übernehmen.

📚 Ein Fallbeispiel aus meinem Coaching zeigt die deutlichen Schwächen auf:

🔴 Eine Klientin berichtet, dass sie aufgrund von Personalmangel über mehr als zwölf Monate dreimal so viele Projekte stemmen musste wie normal.

🔴 Sie stellte eine Überlastungsanzeige, die von ihrem Vorgesetzten umgehend wegdiskutiert wurde. Seine Begründung: Die Abteilung sei noch lange nicht am Limit.

🔴 Neben der monatelangen Überlastung kamen verbale Attacken aus dem Management hinzu, die das Arbeiten für sie unerträglich machten.

🔴 Als sie sich an die zuständige „Ethik-Kommission“ wandte, erfuhr sie, dass sie das Verhalten zwar zur Anzeige bringen könne – sie wurde jedoch gleichzeitig gewarnt, dass sie sich dann schon mal nach einem neuen Job umsehen sollte.

What???

Natürlich stellt sich die Frage, ob das der passende Arbeitgeber ist.

Persönlich finde ich es jedoch fatal, dass das Thema nicht offiziell geregelt ist. Weder der Gesetzgeber hat hier etwas definiert, noch steht dazu etwas in Tarifverträgen.

Was also tun, wenn man dieser permanenten Überbelastung ausgesetzt ist und die dafür geschaffenen Maßnahmen 0,0 greifen?

❓ Wann ist überhaupt eine Überlastung angezeigt und

❓ Welche Stelle ist nicht nur als „Alibi“ im Unternehmen ausgewiesen, sondern bietet tatsächlich Hilfeleistung?

Denn ganz ehrlich: Deine körperliche und mentale Gesundheit steht immer an erster Stelle!

Meine 5 kurzen Tipps, was du tun kannst

✅ Dokumentiere genau, was zur Überlastung führt, z. B. Überstunden, zusätzliche Projekte, fehlende Unterstützung, umständliche Betriebsabläufe etc.

✅ Fasse zusammen, welche beruflichen/persönlichen Konsequenzen der Missstand für dich hat und auch welche Folgen sich für das Unternehmen ergeben. Notiere deine Lösungsvorschläge.

✅ Suche zunächst das Gespräch mit deinem Vorgesetzten und versuche, gemeinsam Lösungen zu finden.

✅ Hole dir Unterstützung durch andere betroffene Kollegen. Reicht gleichzeitig mehrere Überlastungsanzeigen ein.

✅ Verleihe dem Missstand mehr Gewicht und binde den Betriebsrat (Personalrat) mit ein.

Welche Erfahrungen hast du mit Überlastung am Arbeitsplatz gemacht?

Liebe Fachleute aus dem Arbeitsrecht, was habt ihr für Empfehlungen? Lasst uns darüber diskutieren – hier darf sich wirklich etwas ändern!

Kommentare

Heidi Steinberger schreibt über Job & Karriere, Berufliche Neuorientierung, Persönlichkeit & Potenziale, Recruiting und Newplacement

Herzlich Willkommen. Ich bin Heidi Steinberger, Mentorin für Karriere, Jobsuche und Potenzialentfaltung. Seit über 25 Jahren berate und Coache ich Menschen in ihrer beruflichen Veränderung. Dabei fasziniert mich der Mensch, seine Geschichte, seine Motive und Beweggründe - vor allem seine Potenziale.

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