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Was beeinflusst die Gehaltszufriedenheit? - Christian Dubovan

Wichtig, aber nicht alles: Gehalt und Arbeitgeberattraktivität

Gehalt und Gehaltszufriedenheit hängen eng mit der Wahrnehmung von Arbeitgeberattraktivität zusammen. Beide Faktoren sind wichtig, aber nicht alles. Arbeitgeber·innen sollten sich dem gehaltsorientierten Wettbewerb stellen, aber die Entlohnungsfrage in einem breiteren Kontext sehen.

Die Höhe des Gehalts hängt von vielen Faktoren ab: Qualifikation und Berufserfahrung, Größe des Unternehmens sowie Verantwortungsumfang in der Position und Branchenzugehörigkeit. Entsprechend unterschiedlich fallen Gehälter aus. Die in Zusammenarbeit mit der KOF Konjunkturstelle der ETH Zürich entstandene kununu Gehaltsstudie 2022 hat den Zusammenhang von Gehalt und Gehaltszufriedenheit analysiert. Sie stehen demnach in einem engen Zusammenhang. Das ist zunächst natürlich wenig überraschend: Mitarbeitende, die mehr verdienen, sind mit dem Gehalt zufriedener.

Gehalt und Gehaltszufriedenheit

Unter den Niedrigverdienern zeigen sich 43% mit ihrem Gehalt zufrieden, unter den Topverdiener·innen 81%. Die Gehaltszufriedenheit steigt also parallel zum Einkommen an. Beim Gehalt hilft viel eben viel. Auffälliger ist da eher, dass die volle Gehaltszufriedenheit selbst bei den Topverdiener·innen nicht erreicht wird. Nicht jede·r viel Verdienende ist mit seinem Gehalt zufrieden, umgekehrt sind offensichtlich nicht alle wenig Verdienenden furchtbar unzufrieden mit ihrer Entlohnung. Das hat etwas damit zu tun, wie viel in einer Branche oder in einem Beruf üblicherweise verdient, welche Gehaltshöhe erwartet wird und welche Prioritäten ein·e Arbeitnehmer·in für sich festgelegt hat.

Die Analyse der Gehaltszufriedenheit nach einzelnen Berufen zeigt deutliche Unterschiede auf. 74% der HR-Manager:innen sind mit ihrem Gehalt zufrieden und 68% der Softwareentwickler·innen, aber nur 59% der Sachbearbeiter·innen. Ebenso gibt es Unterschiede zwischen den Branchen: In der Versicherungsbranche sind zum Beispiel 64% der Mitarbeitenden mit ihrem Gehalt zufrieden, in Tourismus und Gastronomie nur 49%. Dabei können Höhe der Gehälter und Gehaltszufriedenheit durchaus voneinander abweichen: So sind Banken zum Beispiel die Branche mit den höchsten Gehältern, im Hinblick auf die Gehaltszufriedenheit landen sie mit 58% jedoch nur auf Platz 4.

Geld ist nicht alles

Auf kununu beobachten wir in vielen Fällen: Je höher die Gehaltszufriedenheit ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unternehmen von seinen Mitarbeiter·innen weiterempfohlen wird. Jedoch gibt es auch zahlreiche Ausnahmen. So finden sich auf kununu zum Beispiel Unternehmen mit hohen Gehältern, aber einer niedrigen Gehaltszufriedenheit. Umgekehrt gibt es Unternehmen mit hoher Gehaltszufriedenheit, aber einer niedrigen Weiterempfehlungsquote.

Das zeigt: Die Gehaltszufriedenheit bemisst sich zum einen nicht nur an der Höhe des Gehalts, sondern auch daran, ob Mitarbeiter·innen die eigenen Erwartungen erfüllt sehen und Gehälter als gerecht empfinden. Gehaltszufriedenheit ist zum anderen für die Wahrnehmung von Arbeitgeberattraktivität wichtig, aber eben längst nicht alles. Deshalb sollten Unternehmen das Thema Gehalt immer in einen breiteren Attraktivitätszusammenhang einbetten und nicht gleich verzweifeln, wenn sie nicht die höchsten Gehälter in der Branche zahlen können. Sie müssen aber wissen, wo sie stehen, was sie tun, gegebenenfalls nachjustieren und in der Kommunikation andere Stärken hervorheben.

Arbeitgeberwettbewerb und Benchmarking

Nichtsdestotrotz müssen Unternehmen beim Gehalt dauerhaft wettbewerbsfähig bleiben, wenn sie die passenden Talente für sich gewinnen möchten. Und dazu gibt es keine Alternative, aber wichtige Informationen. Es braucht ein dauerhaftes Benchmarking, damit Unternehmen wissen, ob sie wirklich noch „ein attraktives Gehalt“ zahlen, oder diese Behauptung allenfalls vor fünf Jahren gültig war – und ob Mitarbeiter·innen tatsächlich mit den gezahlten Gehältern zufrieden sind. Seit Ende 2019 haben 1,9 Millionen Nutzer·innen auf kununu.com anonym Auskunft über die Höhe ihres Gehalts gegeben. Mit diesem kununu Gehaltscheck können Arbeitnehmer·innen den eigenen Marktwert ermitteln oder Gehaltsvorstellungen in der Bewerbungsphase formulieren. Unternehmen können anhand dieser Gehaltsdaten regelmäßig, kostenfrei und wettbewerbsbezogen ermitteln, wo sie im Hinblick auf Compensation & Benefits stehen. Darüber hinaus empfehlen wir, mit dem Thema Gehalt transparent im Unternehmen umzugehen. Denn Arbeitnehmer·innen schätzen diese Offenheit und der Wettbewerb um die Talente beginnt bereits beim Halten der eigenen Mitarbeiter·innen.

Ohne Gehalt ist alles nichts. Aber Gehalt ist nicht alles. Unternehmen sollten bei aller Wichtigkeit nicht vergessen, dass ein wettbewerbsfähiges Gehalt eine notwendige, nicht aber eine alleinige Voraussetzung für den Erfolg im Wettbewerb darstellt. Talente suchen in ihren Arbeitsverhältnissen nicht ausschließlich Geld, sondern zum Beispiel Sinn (Purpose), eine bestimmte Unternehmenskultur, nette Kolleg·innen und langfristige Perspektiven. Auch hier bietet kununu Unternehmen wichtige Orientierungspunkte zur vergleichenden Selbsteinschätzung. Wer im Wettbewerb um die besten Köpfe und Hände, der beim Halten von Talenten schon beginnt, Punkte machen möchte, braucht dafür kritische Selbstreflexion, einen an Zielen orientiertem Wettbewerb – und Daten. Nutzen Sie diese Daten – beim Gehalt und bei anderen Themen. Der Wettbewerb um die Talente fängt gerade erst an!

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Nina Zimmermann schreibt über Leadership, Unternehmenskultur, Job & Karriere

Nina Zimmermann ist CEO bei kununu, der führenden Arbeitgeber-Bewertungsplattform in Europa. Sie ist Expertin in der Führung digitaler Unternehmen und schreibt auf XING über Unternehmenskultur und Leadership.

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