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Der (Gender-)Pay-Gap sorgt für ungerechte Gehälter. - ©Ben White/Unsplash

Wirst du gerecht bezahlt? Oder frisst der (Gender-)Pay-Gap jeden Monat dein Gehalt?

Stell dir mal vor, es würde in einem Restaurant Preise für Männer und Frauen geben! Klingt komisch? Ist doch aber ganz logisch: Männer essen größere Portionen und bezahlen deshalb auch mehr. Immerhin verdienen sie in den meisten Firmen für die gleichen Jobs ja auch mehr Geld. Wo ist also das Problem? Du merkst, dass der „Gender-Gap“ allgegenwärtig ist. Momentan prüfen viele Unternehmen (etwa SAP) die Gehaltsstrukturen, damit ungerechte Lücken geschlossen werden. Denn in der Praxis machen Frauen genau den gleichen Job wie Männer. Nur werden sie meistens schlechter bezahlt. Woran das liegt und was DU als Frau dagegen tun kannst, erkläre ich dir hier.

Was ist der „Gender-Pay-Gap?“

Er bezeichnet das Phänomen, dass Frauen selbst dann weniger Geld bekommen, wenn sie im gleichen Job über dieselben Leistungen und Qualifikationen verfügen wie ihre männlichen Kollegen! In Deutschland haben Frauen letztes Jahr rund 18% verdient als Männer! Umgerechnet auf den Bruttostundenlohn sind das 4,08 € weniger pro Stunde!

Irgendwie unvorstellbar, dass solche klaffenden Lücken im Gehalt nach wie vor möglich sind. Deutschland ist mit diesen Zahlen sogar Schlusslicht im europäischen Vergleich.

Warum ist es nicht umgekehrt?

Was würden denn eigentlich die Männer sagen, wenn sie die ungerecht Behandelten wären? Sie würden vermutlich mit Pauken und Trompeten so lange streiken und auf sich aufmerksam machen, bis endlich Gleichheit im Einkommen herrscht. Und Frauen? Nehmen es stoisch hin und unternehmen fast nichts.

Na ja, nichts ist etwas übertrieben. Immerhin gibt es jährlich im März den „Equal-Pay-Day“, der auf die Missstände im Gehalt aufmerksam machen soll. Aber man sieht ja, was bisher dabei herausgekommen ist – nicht viel.

Warum gibt es die Lücke?

Die Gründe für diese unfassbare Lücke im Gehalt sind zum einen, dass Frauen vielfach in Teilzeitjobs arbeiten, um Familie und Job unter einen Hut zu bekommen. Plus: Frauen arbeiten eher in Branchen, die grundsätzlich weniger gut bezahlt werden (z. B. Sozialwesen). Dabei ist die Branche eigentlich unerheblich, denn ob im Bankwesen, im Verkauf und Vertrieb oder im Handwerk – Frauen werden fast überall nachteilig bezahlt.

Was sind zusätzliche Gründe für weniger Gehalt?
 Weil Frauen (aber auch Männer, wenn sie z.B. stark introvertiert sind) im Job zurückhaltender sind, wenn es um die Gehaltsverhandlungen geht. Sie preisen ihre Leistungen und Qualifikationen einfach nicht genug an! Gerade heraus gesagt: Sie verkaufen sich schlecht! Frauen lieben die Sicherheit eines Jobs; gerade dann, wenn sie Kinder haben. Sie akzeptieren lieber ein niedriges Gehalt, um den Job zu bekommen.

Männer haben weniger Probleme damit, auf ihre Leistungen aufmerksam zu machen. Sie betreiben verstärkt Selbstmarketing und erzielen dadurch ein viel höheres Gehalt.

Wie kann ich als Frau mehr Gehalt einfordern?

Wenn du dir jetzt nach dem Lesen denkst: Echt unfair, so ein Gender-Pay-Gap, dann nützen dir bestimmt die folgenden Tipps, wie du als Frau mehr Gehalt einfordern kannst. Trau dich! Du bist als Frau viel mehr wert in deinen Leistungen, als du bisher dafür bezahlt worden bist.

1. Sich der eigenen Leistung bewusst werden

Bei vielen Frauen oder auch introvertierten Männern beginnt das Problem der fairen Bezahlung bereits im Kopf. Hast du von deiner Arbeitsleistung nur eine durchschnittliche Wahrnehmung, wird dein Gehalt selten überdurchschnittlich sein. Daher empfehle ich dir, genau hinzuschauen und zu erkennen, welchen „Wert“ deine Arbeit eigentlich hat. Frag dich dafür beispielsweise, welche „Probleme“ von Kunden oder auch in der Firma durch deine Arbeit gelöst werden. Versuche Sätze als Antwort zu formulieren, die mit „Durch meine Arbeit …“ beginnen.

Ein Praxisbeispiel: Du arbeitest in der Buchhaltung; kontrollierst und verbuchst Eingangsrechnungen. Schaust du hinter die einfache und unwichtig wirkende Tätigkeit, erkennst du zum Beispiel, dass „Durch meine Arbeit verhindert wird, dass wir zu falsche Rechnungen zahlen und damit im schlimmsten Fall in eine Insolvenz steuern und alle Mitarbeiter:innen entlassen müssen!“



2. Die Kommunikation zu den Vorgesetzten aufbauen

Ein weiterer Grund für ungerechte Bezahlungen liegt darin, dass Vorgesetzte in der Regel eher die Mitarbeitenden sehen, die regelmäßig auf sich aufmerksam machen. Darin sind Männer recht gut. ;-)

Es gilt für dich, dezent aber beständig aus dem Schatten deines alten Images „Zuverlässige:r und unauffällige:r Mitarbeiter:in“ herauszukommen. Dafür musst du keine knalligen Farben tragen oder überall deinen Senf dazugeben. Versuche stattdessen, mindestens einmal pro Woche deinem Vorgesetzten eine kurze Mail zu schreiben und über den Stand der Dinge zu informieren. Das geht sogar mit Standardtätigkeiten wie der Rechnungsbuchung. Du kannst dafür beispielsweise eine besonders auffällige Rechnung als Aufhänger nehmen.

Konkret: „Hallo Herr / Frau X, für Sie ein kurzer Stand der Dinge aus der Rechnungsprüfung. Ich habe in dieser Woche 135 Rechnungen geprüft und verbucht. 12 davon waren fehlerhaft. Der Kontakt zu den Lieferanten ist bereits von mir hergestellt worden. In einem Fall vermute ich eine systematisch falsche Rechnungsstellung und gehe der Angelegenheit weiter auf den Grund. Ich melde mich, sobald ich mehr weiß. VG“

3. Einen konkreten Gehaltswunsch äußern

In meinen Vorträgen oder Workshops sprechen mich immer wieder Personen auf ihr Gehalt an, was seit mehreren Jahren unverändert geblieben ist, obwohl sie im Laufe der Zeit immer mehr Kompetenzen und Verantwortungen übernommen haben.

Ist das bei dir auch der Fall, dann empfehle ich dir ganz klar, das Gespräch mit deiner Führungskraft zu suchen. Bereite dich darauf vor, zu erklären, welche zusätzlichen Kompetenzen und Verantwortungen du übernommen hast.

Im oben genannten Beispiel kann es sein, dass du neben der reinen Verbuchung jetzt sogar schon Betrugsversuche aufdeckst und jedes Jahr mehrere Tausend Euro für die Firma gespart hast.

Mehr Leistung ist ein gutes Argument für eine Gehaltserhöhung. Du kannst also mit gutem Recht 6–10% als Vorschlag einbringen, ohne damit in Ungnade zu fallen. Erst recht nicht, wenn du vorher Tipp 2 mindestens zwei bis drei Monate umgesetzt hast. Dadurch wird dich deine Führungskraft als kompetent und präsent einschätzen und die Chancen auf eine Gehaltserhöhung steigen. Im Gespräch mit der Führungskraft hilft es zusätzlich, wenn du präzise und überzeugend kommunizieren kannst.

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Wie das ganz einfach geht, erkläre ich dir in meinem Online-Seminar „Erfolgreiche Kommunikation - Die Kunst des Zuhörens und Überzeugens!“ Für Xing-Leser:innen biete ich hier das Seminar mit einem Rabatt von mehr als 200€ an!

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Deine Erfahrungen mit unterschiedlichen Gehältern?

Welche Erfahrungen hast du damit gemacht? Wirst du „gerecht“ bezahlt? Und wenn nicht, was tust du dann dagegen?

Viele Grüße

Henryk

Kommentare

Henryk Lüderitz schreibt über Young Professionals, junge Führungskräfte, Leadership, Talente & High Potentials

Die Herausforderungen von Young Professionals kenne ich aus eigenerer Erfahrung: Bereits mit Anfang 20 war ich bei Vodafone in einem Talentprogramm. Es folgten Positionen als Projektleiter und Führungskraft. Nach 12 Jahren im Konzern arbeite ich jetzt als Trainer und Coach für Young Professionals.

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