Wunsch-Arbeitgeber sagt ab? So sicherst Du Dir trotzdem eine zweite Chance
Absage nach dem Job-Interview erhalten? Das mag bitter sein, aber kein Grund, den Kontakt zum Unternehmen abzubrechen. Mit diesen Empfehlungen kannst Du Dir neue Chancen offenhalten.
Bei „Frag die Insider!“ helfen Dir von XING ausgewählte Expertinnen und Experten dabei, praxisnahe Lösungen zu finden, die zu Dir passen. Dieses Mal: Bastian Hughes, XING Insider und Experte für Job und Karriere.
Ich habe nach einem Vorstellungsgespräch von meinem Wunsch-Unternehmen eine Absage kassiert. Kann ich mir jetzt trotzdem noch die Türen offenhalten, damit ich vielleicht in Zukunft Chancen habe, dort zu arbeiten?Julius, 23
Lieber Julius,
vielen Dank für Deine interessante Frage. Die Enttäuschung nach einer Job-Absage ist natürlich erstmal groß. Aber ich finde es super, dass Du so leicht noch nicht aufgeben willst. Deswegen erkläre ich Dir, wieso es sich lohnen kann, dranzubleiben, und wie Du dabei am besten vorgehst.
💬 Feedback einfordern
Eine Absage ist nie leicht, doch auch diese Situation bietet Potenzial. Indem Du zuerst freundlich und professionell nach Feedback fragst, zeigst Du Engagement und hinterlässt einen positiven Eindruck. Denn viele Unternehmen erwarten nicht, dass Bewerber·innen proaktiv um Rückmeldung bitten. Ein kurzer, respektvoller E-Mail-Austausch, etwa in dieser Form, kann Dir dabei helfen:
„Sehr geehrte Damen und Herren, vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Schade, dass es nicht funktioniert hat. Dennoch würde es mich freuen, wenn wir uns kurz telefonisch dazu austauschen können. Gerne möchte ich wissen, woran es gelegen hat, sodass ich in Zukunft bei Vorstellungsgesprächen besser auftreten kann."
Ein solches Vorgehen kann nicht nur wertvolles Feedback liefern, sondern signalisiert auch, dass Du gewillt bist, an Dir zu arbeiten.
📞 Kontakt halten – aber wie?
Eine clevere Strategie besteht darin, bereits während des Vorstellungsgesprächs nach den Kontaktdaten der Gesprächspartner·innen zu fragen, wenn Du sie noch nicht hast. Zum Beispiel mit der Begründung, dass technische Probleme bei einem virtuellen Gespräch auftreten könnten. So hast Du direkt die Telefonnummer oder E-Mail-Adresse der zuständigen Person.
Falls Du in einem persönlichen Gespräch bist, kannst Du am Ende freundlich um die Kontaktdaten bitten – verbunden mit der Bitte, ob Du bei weiteren Fragen noch mal die Personalverantwortlichen kontaktieren kannst. Wenn dir diese Optionen nicht gegeben wird, kannst Du Dich auch über Jobs-Netzwerke wie XING mit den Verantwortlichen vernetzen und so weiterhin in Kontakt bleiben, um Deine Präsenz zu sichern.
⌚ Eine Frage des Timings
Eine gute Faustregel: Nach ungefähr drei bis sechs Monaten nach der Absage kannst Du Dich beim Unternehmen erneut zurückmelden. Warum? Wegen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) müssen Bewerbungen in professionellen Bewerbermanagementsystemen nach etwa drei bis sechs Monaten nach Absage durch den Arbeitgeber anonymisiert oder gelöscht werden. Deine Bewerbung könnte also nicht mehr im System hinterlegt sein. Außerdem ist sechs Monate eine ausreichende Zeit, um sich weiterzuentwickeln und dann erneut Interesse zu zeigen.
🤝 Gute Beziehungen zahlen sich aus
Ein gutes Verhältnis zu den Personalverantwortlichen kann wertvoll sein, da diese in der Regel innerhalb des Unternehmens vernetzt sind. Auch wenn es mit einer bestimmten Stelle nicht geklappt hat, besteht die Möglichkeit, dass Du für andere Bereiche oder Positionen weiterempfohlen wirst, wenn Du einen positiven Eindruck hinterlassen hast.
Übrigens: Wenn Dein·e zukünftige Chef·in den Arbeitgeber wechselt besteht außerdem die Chance, dass sie Dich bei einer anderen Gelegenheit erneut kontaktieren. So kannst Du von früheren guten Beziehungen profitieren, wenn sich später neue Chancen ergeben. Vernetze Dich zudem auf XING, um langfristig in Kontakt zu bleiben.
💼 Auf andere Stellenangebote bewerben?
Wie bereits erwähnt, werden Bewerbungen in professionellen Bewerbermanagementsystemen nach etwa sechs Monaten gelöscht. Das bedeutet, dass Deine vorherigen Bewerbungsunterlagen unter Umständen nicht mehr im System gespeichert sind. Deswegen ist ein erneuter Anlauf durchaus sinnvoll.
Ein weiterer Aspekt ist die Größe des Unternehmens. In großen Firmen sind oft verschiedene Recruiter·innen für unterschiedliche Positionen und Standorte verantwortlich. Das bedeutet, dass Du bei einer neuen Bewerbung womöglich mit anderen Ansprechpartner·innen in Kontakt kommst. Recruiter·innen tauschen sich nicht zwingend untereinander aus, wenn sie eine·n interessanten Kandidat·in kennengelernt haben. Daher solltest Du gezielt schauen, wer für die neue Stelle zuständig ist und ob sich hier neue Möglichkeiten ergeben.
Aus meiner Erfahrung und Gesprächen mit Unternehmenden höre ich oft von Recruiter·innen, dass sie es begrüßen, wenn sich Menschen mehrfach bewerben. Eine Personalerin eines großen deutschen Logistikkonzerns hat sogar aktiv darum gebeten, dass sich Interessierte nicht nur mit einer einzigen Bewerbung zufriedengeben. Dies zeigt, dass es durchaus erwünscht ist, bei weiterem Interesse am Ball zu bleiben.
🚀 Interesse zeigen – ohne aufdringlich zu sein
Indem Du Dein Interesse auf respektvolle Weise zeigst und gelegentlich kleine Updates oder interessante Brancheninformationen mit Deinen Kontakten teilst, bleibst Du im Gedächtnis, ohne aufdringlich zu wirken. Auch eine erneute Bewerbung auf passende Stellen nach einem gewissen Zeitraum signalisiert Dein Engagement und Deine Entwicklung. Nutze diese Taktiken, um Deine Chancen bei Deinem Wunscharbeitgeber langfristig offen zu halten – und damit beim nächsten Mal erfolgreich zu sein.
🍀 Ich drücke Dir die Daumen, dass es beim nächsten Mal mit einer Job-Zusage klappt!
Dein Bastian
Wie hast Du Dir eine zweite Chance gesichert?
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