Navigation überspringen
article cover
Kaminofen. Die Wärmespender sind derzeit beliebt. Doch wie sinnvoll ist der Einsatz? - imago images/photothek
Premium

Heizen mit Holz: Was Sie beim Kamin als Alternative zur Gasheizung beachten müssen

Die Angst vor einem Gaslieferstopp sorgt für eine hohe Nachfrage nach Holzöfen oder Pellet-Heizungen. Was sollten Nutzer beim Einsatz berücksichtigen?

Frankfurt. Sie wirken gemütlich und sind in vielen Neubauten zu finden: moderne Kaminöfen. Und ihre Beliebtheit erlebt aktuell einen Schub: Die wachsende Angst vor einem Gaslieferstopp hat die Nachfrage bei Immobilienbesitzern nach den Feuerstellen nach oben schnellen lassen. „Mit Ausbruch des Kriegs ist die Nachfrage explodiert“, heißt es beim Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) in Sankt Augustin.

Angesichts der rasant ansteigenden Energiepreise denken immer mehr Immobilienbesitzer darüber nach, ob ihnen der Holzofen im Wohnzimmer als Unterstützung zum Heizsystem einen warmen Winter sichern kann. Wer bereits einen Kamin hat, muss aber einige Details klären, bevor er diesen regelmäßig anzündet. Denn Nutzer können im Betrieb vermeidbare Fehler machen, und auch die Problemzonen der Holzverbrenner sollte man kennen. Im Folgenden geben wir Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Heizen mit Holz.

Alternative zur Gasheizung: Wie wichtig ist Heizen mit Holz in Deutschland?

Bisher spielt Holz in Deutschland für das Heizen keine entscheidende Rolle. Nach Berechnungen der Arbeitsgruppe Erneuerbare-Energien-Statistik (AGEE-Stat) erzeugt es etwa zehn Prozent des Bedarfs an Heizwärme.

Jetzt Handelsblatt Premium zum Vorteilspreis sichern - Zum Angebot

Rund 900.000 Holzheizungen seien bundesweit verbaut, gibt die Initiative Holzwärme bekannt, ein Zusammenschluss mehrerer Industrieverbände. In der Regel werden sie mit Pellets betrieben. Außerdem gibt es mehr als 2000 Holzheizwerke, die Nah- und Fernwärmekunden sowie Industriebetriebe versorgen.

Darüber hinaus gibt es hierzulande etwa elf Millionen Öfen und Kamine für Scheitholz. Sie werden jedoch nicht als Heizungen eingruppiert, da die Eigentümer sie zusätzlich zu Gas- oder Ölkesseln beziehungsweise einer Wärmepumpe nutzen. Sie dienen meist nicht der regelmäßigen Erwärmung der Wohnung, sondern sollen hauptsächlich für Gemütlichkeit sorgen. Das könnte sich jetzt ändern.

Kommen Sie derzeit noch an Brennholz für den Kaminofen?

Eher nicht. „Die Nachfrage nach Brennholz ist bei uns – wie wahrscheinlich bei allen anderen auch – momentan extrem hoch“, sagt Toni Emig, Inhaber und Geschäftsführer der Naturprodukte Odenwald GmbH in Oberzent.

„Wir haben mittlerweile Bestellstopps für Neukunden und eine Warteliste. Bestandskunden versuchen wir, so gut es geht, noch zu beliefern.“

Auch der Bundesverband Brennholz winkt ab. „Dieses Jahr noch trockenes Brennholz zu bekommen, ist fast unmöglich“, sagte Gerd Müller, Leiter der Geschäftsstelle in Kamen.

Entsprechend steigen die Preise für den Rohstoff. So ist Brennholz im Vergleich zum Vorjahr um 56 Prozent teurer geworden, wie das Statistische Bundesamt berechnete.

Regional gibt es deutliche Unterschiede, heißt es beim Bundesverband Brennholzhandel und Brennholzproduktion. Bei Pellets liegen die Kosten pro Kilowattstunde mit 13,66 Cent laut dem Deutschen Pelletinstitut im August erheblich unter denen für Öl- und Gasheizungen.

Wie klimaneutral ist Heizen mit Holz?

Holz hat ein gutes Image – auch beim Heizen. Die Bundesregierung gewährt für Holzheizungen sogar Förderungen, weil sie den Brennstoff aus dem Wald im Einklang mit der EU als erneuerbare Energiequelle einstuft. Holz gilt als klimafreundlich, da bei der Verbrennung nur so viel Kohlendioxid freigesetzt wird, wie die Bäume zuvor der Atmosphäre entnommen haben.

Tatsächlich kommt auch ein Forscherteam des Max-Planck-Instituts für Chemie zu dem Schluss, dass Holz als Energieträger grundsätzlich geeignet ist für den Klimaschutz. „Wenn es richtig gemacht wird, kann man mit Holz klimafreundlich heizen“, erklären die Forscher.

„Unsere Messergebnisse zeigen aber, dass die Feinstaubemissionen bei unkontrollierten Verbrennungsprozessen wie in Kachelöfen deutlich höher sind als in Pelletheizungen“, heißt es einschränkend. Der Feinstaubausstoß der Pellets ist unter anderem geringer, weil die Holzteile genormt sind und ihr Wassergehalt zuverlässig niedrig ist.

Was darf in der Holzheizung verfeuert werden und was nicht?

Beim Verbrennen von Holz werden auch gesundheitsschädliche Stoffe freigesetzt. So gelangt nicht nur Kohlendioxid an die Luft, sondern auch Feinstaub – sehr kleine, für das bloße Auge nicht wahrnehmbare Partikel, die beim Einatmen bis in die Lunge gelangen und dort Atemwegserkrankungen auslösen können.

Als besonders gesundheitsgefährdend gelten Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern. Sie dringen sehr tief in die Lunge ein, können sogar bis in die Blutbahn gelangen und so das Herz-Kreislauf-System belasten.

„Korrekt genutzte, mit dem richtigen Brennstoff beheizte moderne Pelletkaminöfen sind emissionstechnisch kein Problem“, betont der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband. Wichtig ist deshalb, das richtige Brennmaterial zu wählen.

Jetzt Handelsblatt Premium zum Vorteilspreis sichern - Zum Angebot

„Erlaubt sind bei Anlagen mit festen Brennstoffen naturbelassenes Scheitholz, Holzbriketts/-pellets sowie Braun- und Steinkohle“, betont das Umweltbundesamt. Beim Einsatz von Scheitholz muss man zudem darauf achten, dass der Feuchtegehalt zumindest den gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwert von 25 Prozent unterschreitet.

Das Verfeuern von Paraffin-Brennscheiten ist hingegen untersagt. Sie bestehen in der Regel aus einer Mischung von Sägespänen und einer erheblichen Menge des Brennstoffs Paraffin.

„Wer Brennscheite mit hohen Paraffinanteilen in seinem Ofen verbrennt, riskiert nicht nur ein Bußgeld, sondern kann sich weitere Probleme einhandeln – zum Beispiel mit den Nachbarn: Der Staubausstoß eines Kaminofens, der mit Paraffin-Brennscheiten betrieben wird, kann bis zu acht Mal so hoch sein wie bei der Verbrennung trockenen Scheitholzes“, warnt das Amt.

Welche Kaminöfen halten die Feinstaub-Grenzwerte ein?

Öfen, die zwischen 1985 und 1994 installiert wurden, dürfen nur weiterbetrieben werden, wenn sie das Bundesimmissionsschutzgesetz befolgen, heißt es beim Bundesverband der Schornsteinfeger. Dieses legt Ausstoßgrenzwerte von 0,15 Gramm pro Kubikmeter Staub und vier Gramm pro Kubikmeter Kohlenmonoxid fest.

Für Öfen, die zwischen 1995 und 2010 eingebaut wurden, gilt eine Frist bis zum 31. Dezember 2024. Dann müssen sie erhöhte Grenzwerte für Feinstaubemissionen und Kohlenmonoxid einhalten.

Wer sich im Hinblick auf den Ausstoß seines alten Kaminofens nicht sicher ist, sollte einen zuständigen Schornsteinfeger ansprechen. Er ist im Rahmen der Kehrordnung auch für die Überprüfung der Anlagen zuständig, teilt das Bundesumweltamt mit. Wer ein neues Gerät mit Filter anschaffen möchte, kann sich am Siegel des „Blauen Engels“ orientieren, das die Deutsche Umwelthilfe mitinitiiert hat.

Generell raten Umweltschützer Eigenheimbesitzern, es sich zweimal zu überlegen, bevor sie Kaminöfen überhaupt in Betrieb setzen. „Am meisten ist der Umwelt und dem Klima geholfen, wenn der Ofen aus bleibt“, gibt das Umweltbundesamt aus.

Jetzt Handelsblatt Premium zum Vorteilspreis sichern - Zum Angebot

Jetzt Handelsblatt Premium zum Vorteilspreis sichern - Zum Angebot

Heizen mit Holz: Was Sie beim Kamin als Alternative zur Gasheizung beachten müssen

Premium

Diese Inhalte sind für Premium-Mitglieder inklusive

Der Zugang zu diesem Artikel und zu vielen weiteren exklusiven Reportagen, ausführlichen Hintergrundberichten und E-Learning-Angeboten von ausgewählten Herausgebern ist Teil der Premium-Mitgliedschaft.

Premium freischalten

Handelsblatt schreibt über Substanz entscheidet

Das Handelsblatt ist das führende Wirtschaftsmedium in Deutschland. Rund 200 Redakteure und Korrespondenten sorgen rund um den Globus für eine aktuelle, umfassende und fundierte Berichterstattung. Über Print, Online und Digital kommunizieren wir täglich mit rund einer Million Leserinnen und Lesern. NEU: Diese Seite bietet Premium-Mitgliedern eine Auswahl der besten Artikel vom Handelsblatt direkt hier.

Artikelsammlung ansehen