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Die Privatkundensparte der Deutschen Bank hat eine neue Führungsmannschaft. Ein bekannter deutscher Manager steigt auf. - imago images/Jan Huebner
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Deutsche Bank: Das sind die Gewinner und die Verlierer in der Privatkundensparte

Privatkundenvorstand Claudio de Sanctis hat die Führungsebene deutlich gestrafft. Einige wichtige Manager verlieren an Einfluss, andere bekommen mehr Macht. Ein Überblick.

Frankfurt. Schnelle Entscheidungen sind Claudio de Sanctis wichtig. Das sagt der Privatkundenvorstand der Deutschen Bank selbst – und er hat dafür in weniger als drei Wochen einen ersten Beweis geliefert: durch eine neue Führungsstruktur, die viele Führungsposten überflüssig gemacht hat. Denn künftig gibt es nur noch ein „Executive Committee“, wie die Deutsche Bank die Entscheidungsgremien der einzelnen Sparten nennt.

Davor hatte sich das Institut im Privatkundengeschäft drei solcher „ExCos“ geleistet: neben dem „ExCo“ des früheren Vorstands Karl von Rohr leisteten sich Deutschlandchef Lars Stoy und der damals für das internationale Geschäft und das Wealth-Management zuständige Claudio de Sanctis jeweils auch noch solche Führungsgremien.

Durch Konzentration auf ein „Executive Committee“ halbiert sich die Zahl der „ExCo“-Mitglieder auf künftig 21 Managerinnen und Manager. Die interne Mitteilung von De Sanctis über die künftige Aufstellung in der Sparte zeigt, wer die Aufsteiger und wer die – zumindest vorläufigen – Absteiger in der neuen Sparte sind.

Die meisten der Aufsteiger haben schon bisher für de Sanctis gearbeitet, es gibt aber auch neue Gesichter und zwei offene Posten.

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Das sind Gewinner der neuen Struktur

Lars Stoy, der Manager, der mit de Sanctis um den Posten des Privatkundenvorstands konkurriert haben soll, bleibt Deutschlandchef und erhält zusätzlich noch die Verantwortung für das deutsche Wealth-Management, also die Verantwortung für die besonders reichen Kunden. Er bleibt im Konzernleitungskomitee der Bank, dem wichtigsten Führungsgremium unterhalb des Vorstands.

Künftig ist der Manager nicht nur für das deutsche Massenkundengeschäft zuständig, sondern auch für die reichen Kunden. - picture alliance/dpa/Postbank
Künftig ist der Manager nicht nur für das deutsche Massenkundengeschäft zuständig, sondern auch für die reichen Kunden. - picture alliance/dpa/Postbank

Für viele Beschäftigten im Filialgeschäft sei es beruhigend gewesen, dass Stoy bleibe, sagt ein langjähriger Mitarbeiter. Ausruhen kann er sich auf dem Posten nicht. „Lars muss schnell beweisen, dass er auch Wealth-Management beherrscht. Claudio ist sehr leistungsorientiert und nicht sehr geduldig, wenn jemand nicht liefert“, heißt es in Finanzkreisen.

Marc Pagliara, einer der Vertrauten von de Sanctis und bislang für die Schweiz und Europa, den Nahen Osten und Afrika zuständig, ist künftig für Schwellenländer zuständig. Pagliara gibt damit zwar die Europaverantwortung ab, ist dafür aber für Wachstumsmärkte in Asien verantwortlich. Pagliara gilt als rechte Hand von de Sanctis und soll für ihn schon häufiger wichtige Aufgaben erledigt haben.

Auch Inigo Martos und Arjun Nagarkatti sind künftig für größere Regionen zuständig. Martos, bislang Spanienchef, ist künftig auch für Italien und Belgien verantwortlich. US-Chef Nagarkatti wechselt nach London und betreut auch noch Zentraleuropa.

Mehrere Manager gewinnen schon deshalb an Einfluss, weil sie das, was sie bislang entweder nur für Deutschland oder nur für das Internationale Geschäft und das Wealth-Management getan haben, künftig für die gesamte Privatkundenbank tun. Das gilt etwa für Produktchef Alessandro Caironi, für den Chefanlagestrategen Christian Nolting, die Organisationschefin Sandra Wirfs und Strategie- und Marketingchef Julian Thurston. Sie alle gehörten vorher schon zum Team de Sanctis. Aus dem Team Stoy steigt der für Recht zuständige Thorsten Seyfried auf.

Das sind die – vorläufigen – Verlierer

Alexander Ilgen: Im Führungsteam von Karl von Rohr war er noch für Finanzen, Organisation und bestimmte Kontrollfunktionen der gesamten Privatkundensparte zuständig. De Sanctis verzichtet auf seine Dienste, Ilgens Zukunft in der Bank ist offen. Es gilt als unwahrscheinlich, dass sich eine vergleichbar breit aufgestellte Rolle für ihn findet. Finanzchef ist künftig Matthias Hauser. Die übrigen Berichtslinien Ilgens werden auf eine ganze Reihe anderer „ExCo“-Mitglieder verteilt, darunter an Sandra Wirfs, Allessandro Caironi und Julia Thurston.

Durch die neue Struktur rutscht Philipp Gossow, in der Hierarchie eine Stufe nach unten. - Deutsche Bank
Durch die neue Struktur rutscht Philipp Gossow, in der Hierarchie eine Stufe nach unten. - Deutsche Bank

Philipp Gossow: Der Chef des Filialbetriebs in Deutschland rutscht durch die Umstellung eine Hierarchieebene nach unten. Bislang berichtete er direkt an Deutschlandchef Lars Stoy. Doch zwischen seinem Job und Lars Stoy wird künftig eine weitere Führungsebene eingezogen: der Chef oder die Chefin des Personal Bankings Deutschland, also des Massenkundengeschäfts.

Das ist ein Rückschritt, denn in der Bank spielt es traditionell eine große Rolle, wie viele Berichtslinien unter dem Vorstand jemand arbeitet. Bislang arbeitete Gossow zwei Ebenen unter dem Vorstand, weil er Stoy direkt unterstellt war, der wiederum direkt für einen Vorstand arbeitet. Sobald die Bank für das Personal Banking eine Führungskraft gefunden hat, ist Gossows aktuelle Position drei Ebenen unter dem Vorstand angesiedelt.

Ein Ausweg für Gossow wäre eine erfolgreiche Bewerbung als Personal-Banking-Chef. Damit wäre ihm sogar ein Platz im „ExCo“ sicher, ein Aufstieg. Die Stelle ist intern wie extern ausgeschrieben. Die Vorzeichen für Gossow sind aber ungünstig: Privatkundenchef de Sanctis will das Massenkundengeschäft konsequent digitalisieren.

Gossow als Filialchef hat damit bislang wenig Erfahrung. Sollte es eine interne Lösung geben, hätte wohl eher Leo Müller eine Chance, der unter anderem den Digitalvertrieb leitet. Müller ist wie Gossow durch die Neuordnung eine Hierarchie-Ebene abgestiegen.

Die zweite Alternative für Gossow: Er wechselt in den neuen Bereich Wealth-Management und Private Banking Deutschland, der direkt von Stoy geleitet wird. Dann würde er wieder direkt an Stoy berichten.

Giovanni Petruzzelli: Die Zukunft des bisherigen Compliancechefs der Privatkundensparte ist da schon klarer. Bisher war er nicht nur für Regeltreue in der gesamten Privatkundensparte sowie für Deutschland insgesamt zuständig. Künftig übernimmt Graham Kent diese Aufgabe für das Privatkundengeschäft, Petruzzelli konzentriert sich auf seine Deutschlandrolle.

Diese Manager bleiben

Mehrere Manager, die bislang im Führungsgremium von Karl von Rohr waren, behalten ihre Posten im Führungsgremium von de Sanctis. Das gilt etwa für Manuel Loos, zuständig für Serviceleistungen im Betriebsablauf, aber auch für Kay Wolf (Risiko), Volker Steuer (Personal), Nicolas Nonnenmacher (Kommunikation), Marcus Heidmann (Technologie, Daten, Innovation).

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