Armutszeugnis für die Ausbildung: 11 Gründe, warum Deutschland dringend nachsitzen muss
Der Ausbildungsreport 2023 offenbart erschütternde Zustände in Deutschlands Ausbildungsbetrieben. Was jetzt passieren muss.
Die Ausbildung junger Menschen ist nicht nur eine Investition in ihre persönliche Zukunft, sondern legt auch das Fundament für die Weiterentwicklung unseres Wirtschaftsstandorts. Doch trotz ihrer essenziellen Bedeutung zeichnet sich im aktuellen Ausbildungsreport 2023 ein düsteres Bild ab.
In einer Zeit, in der Flexibilität, digitale Kompetenz und Fachwissen besonders gefragt sind, verweisen alarmierende Zahlen und Fakten auf Defizite, die es konsequent und mit Weitblick zu beheben gilt. Hier kommen 11 Gründe, warum der aktuelle Ausbildungsstatus quo Anlass zur Sorge, aber auch zum konstruktiven Handeln gibt.
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Fast ein Drittel der Auszubildenden muss Überstunden machen. Das kann mal passieren, doch erhalten 9,5 Prozent der Azubis für ihren Mehraufwand weder eine Vergütung noch einen Freizeitausgleich. Ein klarer Verstoß gegen das Berufsbilungsgesetz.
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Auszubildende brauchen jemanden, der sie führt. Trotzdem geben mehr als 10 Prozent an, dass deren Ausbilder•innen selten oder gar nicht am Ausbildungsplatz verfügbar sind.
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Mehr als 12 Prozent der Azubis geben an, immer oder häufig ausbildungsfremde Aufgaben erfüllen zu müssen die klar nicht dem Lernerfolg dienen. Auch das ist ein Verstoß gegen das Berufsbilungsgesetz.
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Mehr als 33 Prozent der Azubis haben keinen betrieblichen Ausbildungsplan, obwohl auch der gesetzlich vorgeschrieben ist. Dementsprechend hat ein Drittel der Auszubildenden keinen Überblick über ihre Ausbildung.
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Empfehlen im ersten Ausbildungsjahr noch zwei Drittel ihre Ausbildung, so sind es im dritten Ausbildungsjahr nur noch 47 Prozent. Zeigt sich hier das nächste Alarmzeichen?
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Trotzdem sind (auch bei leichten Rückgang im vergleich zu 2022) noch 70,5 Prozent der Azubis sehr zufrieden mit ihrer Ausbildung. Das heißt aber auch, drei von zehn sind es nicht. Da geht noch was!
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Mehr als jede•r Vierte weiß selbst im letzen Ausbildungsjahr nicht, ob er oder sie übernommen wird. Noch schlimmer: 39,5 Prozent derjenigen, die bereits wissen, dass sie nicht übernommen werden, wissen nicht, wie es nach der Ausbildung weiter gehen soll.
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Nur 53,7 Prozent der Auszubildenden gaben an, dass die Qualität des Unterrichts in der Berufsschule sehr gut oder gut ist. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang von mehr als 5 Prozent.
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Die Qualität unserer Berufsschulen ist wohl auch auf einem anderen Feld dürftig. So geben 35,9 Prozent der Azubis an nur ausreichend oder mangelhaft für die Anforderungen der Digitalisierung vorbereitet zu werden.
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So bewerten auch 39 Prozent, die digitale Ausstattung an ihren Berufsschulen als ausreichend oder mangelhaft. Auch die Ausbildungsbetriebe haben Nachholbedarf. Hier geben 39,8 Prozent an, nur selten oder nie die technischen Geräte, die für eine digitale Ausbildung nötig sind, zu erhalten.
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Auch die Koordination zwischen Betrieb und Berufsschule scheint verbesserungswürdig. So bewerten 36,7 Prozent der Befragten, die Abstimmung zwischen Schule und Ausbilder als ausreichend oder mangelhaft.
Würden wir versuchen einen Notenschnitt aus diesen Antworten ermitteln, er sähe wahrscheinlich bescheiden aus. Doch ist das kein Grund den Kopf in Sand zu stecken, immerhin soll Nachsitzen doch dazu anregen über die eigenen Versäumnisse nachzudenken.
Was denkst Du? Müssen unsere Ausbildungsbetriebe nachsitzen?