Bis zu 84.000 Euro: Drei gefragte Skills, die Controllern mehr Gehalt bringen
Wer die Finanzen im Blick behält und Einsparpotenziale findet, wird dafür trotz Inflation gut bezahlt. Es locken bis zu 84.000 Euro Jahresgehalt und mehr Homeoffice-Möglichkeiten.
Wer Unternehmen beim Sparen hilft, hat angesichts hoher Inflation aktuell hohe Chancen auf einen Job mit guter Bezahlung. So erleben unter den Finanzberufen besonders die Controller einen Boom. In 14 Prozent der bundesweit insgesamt 606.956 Jobangebote im Fachbereich Finanz- und Rechnungswesen wurden im Jahr 2022 Controller gesucht, die dafür sorgen, dass ein Unternehmen profitabel arbeitet. Im Jahr 2020 waren es noch elf Prozent.
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Im ersten Quartal 2023 waren insgesamt 17.340 Stellen für Controller offen. Diese Zahlen stammen aus dem Job- und Skill-Barometer, das die Deutsche Gesellschaft für Personalführung (DGFP) gemeinsam mit dem Personaldienstleister Textkernel erstellt, einer Ausgründung der Uni Amsterdam.
Das Barometer zeigt, wie sich der Bedarf an bestimmten Berufen entwickelt und welche Kompetenzen Arbeitgeber besonders suchen. Dazu wertet das Tool Stellenangebote von mehr als 250.000 Webseiten aus und rechnet Doppelanzeigen heraus. Welche Erkenntnisse Bewerberinnen und Bewerber aus den Ergebnissen ziehen können, lesen Sie im Folgenden.
Controlling: Digitalisierung wird immer wichtiger
Kai H. Helfritz von der DGFP erklärt den Trend: „Controlling-Expertinnen werden wichtiger, während klassische Tätigkeiten wie Buchhaltung an Bedeutung verlieren. Wir interpretieren das auch als ein Signal einer zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung.“ Denn Buchhaltung ist deutlich stärker automatisierbar als die kreative Suche nach Einsparpotenzialen im Unternehmen.
Arbeitgeber locken Wechselwillige Finanzexperten zudem deutlich öfter mit Homeoffice- und Teilzeitangeboten. Laut dem Job- und Skill-Barometer stieg der Anteil der Stellenanzeigen, die es neuen Mitarbeitern explizit ersparen, den Wohnort wechseln zu müssen, von 2021 auf 2022 von acht auf 15 Prozent. Dieser Trend setze sich fort.
Stefan Knichel von Textkernel hat für das Handelsblatt ausgewertet, mit welchen Kompetenzen Kandidaten bei einem neuen Arbeitgeber besonders punkten können: Neben den Grundkenntnissen in Sachen Finanzen, Buchhaltung und Betriebswirtschaft sollten sie sich auch mit mathematischen „Forecasting“-Modellen auskennen, mit denen sich die Entwicklung von betrieblichen Kennzahlen für die Zukunft schätzen lasse. Das sei wichtig, um Ressourcen planen, Trends bewerten und kritische Abweichungen frühzeitig erkennen zu können.
Darüber hinaus sei Expertise im Unternehmensreporting gefragt, um den Entscheidungsträgern die maßgeblichen Entwicklungen zum Beispiel in Form von Tabellen oder Grafiken vermitteln zu können.
Dafür brauchen Bewerber nicht nur die im Controlling ohnehin selbstverständlichen Microsoft-Office-Kenntnisse. Knichel zufolge gewinne auch „Expertenwissen zu Software der Enterprise Ressource Planning-Kategorie (ERP), etwa von SAP, immer mehr an Bedeutung“ – und steigere die Vergütungsaussichten. Mit solchen Softwaresystemen lassen sich Prozesse im Finanzwesen automatisieren und wichtige Kennzahlen zusammentragen, um die Finanzströme eines Unternehmens im Blick zu haben und zu steuern.
An persönlichen Eigenschaften wünschen sich Arbeitgeber von neuen Controllern analytisches Denkvermögen, Eigenmotivation, Teamgeist, Kommunikationsstärke und Lösungsorientierung. Das sind die fünf meistgenannten Attribute in den Stellenanzeigen des ersten Quartals 2023 für diese Berufsgruppe.
Controller: Mehr Gehalt für Know-how und Sparideen
Die gestiegene Nachfrage nach Controlling-Fachkräften ist nicht verwunderlich, findet Annina Hering, Arbeitsmarktexpertin der Jobbörse Indeed: „In der Inflation muss in vielen Unternehmen jeder Cent umgedreht werden.“ Chefs investieren entsprechend gern in Know-how, wie sich Kosten sparen und die Margen steigern lassen.
So verdienen Controller demgemäß gut, zeigt doch die Indeed-Gehaltsanalyse von Controlling-Jobs, die vom Dezember 2021 bis November 2022 auf der Onlineplattform ausgeschrieben waren, dass Controller deutlich mehr verdienen. Das Median-Bruttogehalt, bei dem die Hälfte aller Controller mehr und die andere Hälfte weniger verdienen, liegt mit 60.750 Euro mehr als ein Drittel über dem allgemeinen deutschen Mediangehalt von 44.074 Euro.
Je nach Hierarchiestufe und Unternehmensgröße verantworten Controller aber auch Teilbereiche und führen ein Team – was sich positiv auf ihre Vergütung auswirkt. So verdient eine Teamleiterin im Controlling bereits rund 80.000 Euro jährlich. Und besonders erfahrene Senior-Controller können im Median mit einem Jahresgehalt von rund 84.000 Euro rechnen.
