Erfolgskonzept: Dichte Luftleitungssysteme
Bedingt durch die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) werden die Gebäudehüllen neuer und vieler modernisierter Häuser immer luftdichter. Der Grund luftdichter Fassaden, Fenster und Dächer sind geringere Wärmeverluste und CO2-Emissionen. Zugleich bedeuten die dichten Gebäudehüllen jedoch, dass sich verbrauchte und feuchte Luft im Inneren der Räume ansammeln und zu gesundheitlichen Problemen und der Gefahr von Schimmelbildung beitragen kann. Um beides zu vermeiden, muss mit Hilfe von Lüftungskonzepten sichergestellt werden, dass ein erforderlicher Mindestluftwechsel gewährleistet wird. Was in der Theorie nach einer guten Lösung klingt, scheitert in der Praxis an Luftleitungssystemen, die als dicht angenommen werden, aber durchschnittliche Leckageraten von 15 % und mehr aufweisen. Dies entspricht gemäß der DIN EN 16798-3 der Dichtheitsklasse ATC 6 und damit 2,5x der schlechtesten Dichtheitsklasse A (gemäß der früheren DIN EN 13779). Trotz durchdachter und oftmals aufwändig geplanter Lüftungskonzepte geht damit fast ein Sechstel des gesamten geförderten Luftvolumens in Zwischendecken, Schächten und andernorts verloren, statt in den Räumen anzukommen, die bestimmungsgemäß mit Luft versorgt werden sollen. Neben dem Verlust an wertvoller Luft, bedeuten die Leckagen Effizienzeinbußen, unnötig hohe Kosten und oftmals Probleme mit Bauherren, weil die gemäß des Lüftungskonzepts berechnete Luftwechselrate in der Praxis nicht ansatzweise erreicht werden kann – zumindest nicht, ohne die insgesamt transportierte Luftmenge wesentlich zu erhöhen, um die Leckagemengen abzupuffern.
Theorie = Praxis
Um diese Nachteile zu beseitigen und nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis ein effizientes Lüftungskonzept bieten zu können, sollte bereits bei der Planung und Ausschreibung auf dichte Luftleitungssysteme gesetzt und damit mindestens Dichtheitsklasse C als Standard gefordert werden. Denn nur so lassen sich ein hygienischer (VDI 6022) und wirtschaftlicher Betrieb (VDI 2067 Blatt 1), Effizienzsteigerung gemäß der EnEV und des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) sowie Energieeinsparungen erreichen. „Beispielhaft kann durch eine Reduzierung des Luftvolumenstroms um rund 20 % der Energieeinsatz um etwa 50 % verringert werden“, erklärt Marcel Riethmüller, Geschäftsführer der ecogreen Energie GmbH & Co. KG. „Deshalb gilt grundsätzlich, dass eine Anpassung des real geförderten Luftvolumenstroms an den Bedarf – der sich ohne Leckagen ergeben würde – die Basis für eine energieeffiziente Lüftungsanlage ist. Und dafür braucht es als Grundlage zuverlässig dichte Luftleitungssysteme.“ Und auch die Wirksamkeit, der seitens der Politik proklamierten Maßnahmen, wie BIM, smarte Gebäudetechnik, Quartiers-Konzepte, effiziente und energiesparende Ventilatoren oder eine verpflichtende Wärmerückgewinnung lassen sich nur dann wirklich ausschöpfen, wenn als Grundlage dichte Luftleitungssysteme vorliegen. Diese bereits in der Ausschreibung oder Planungsphase mit einer Dichtheitsklasse C anzugeben, erschien vielen Planern und Anlagenbauern in Anbetracht der oftmals schlechten Ergebnisse und des Zeitaufwands konventioneller Abdichtungen von Luftleitungssysteme lange Zeit durchaus als gewagt.
Dichtheitsklasse C als neuer Standard
Langsam, aber sicher erfolgt jedoch ein Umdenken. So setzen immer mehr Planer, Anlagenbauer und insbesondere auch Bauherren von Anfang an auf Dichtheitsklasse C und die damit verbundenen Vorteile. So bestätigt Christian Podeswa, Schulungsreferent bei der Helios Ventilatoren GmbH & Co. KG: „Neben den gesetzlichen Vorgaben und normungstechnischen Grundlagen, die immer mehr auf eine höhere Effizienz von Lüftungsanlagen abzielen, werden auch immer mehr Betreiber auf die Wirtschaftlichkeit einer Lüftungsanlage aufmerksam. Eine entscheidende große Rolle spielt dabei die Dichtheit.“ Auch immer mehr Fachleute, Verbände, Forschung und Wissenschaft fordern die Dichtheitsklasse C als neuen Standard. Nicht nur, weil sich damit bei einer integralen Planung die Gesamtkosten eines Gewerks reduzieren lassen, sondern weil damit endlich ein Betrieb gemäß der selbst geschrieben, oftmals jedoch unwissend oder stillschweigend negierten, Normen und Regeln möglich wird.
Große Wirkung kleinster Teilchen
Eine passende und unkomplizierte Lösung zur Abdichtung kompletter Luftleitungssysteme bis zum Erreichen von Dichtheitsklasse C (oder besser) bietet beispielsweise das in den USA entwickelte und patentierte „Aeroseal“-Verfahren. Anwendbar bei neuen und auch Lüftungs- und RLT-Anlagen im Bestand lassen sich mit „Aeroseal“-Luftleitungssysteme innerhalb kurzer Zeit zuverlässig von innen heraus und ohne vorherige Suche der Leckagen abdichten. Bis zu einem Durchmesser von 15 mm werden dabei Undichtigkeiten durch das Einbringen eines den Anforderungen der VDI 6022 entsprechenden hygienisch unbedenklichen Dichtstoffs dauerhaft beseitigt. In der Regel ist dafür nicht einmal ein Eingriff in die Bausubstanz nötig und die Anlage kann mit Ausnahme des Abdichtungsprozesses – der meist innerhalb weniger Stunden und mit nur ein bis zwei Personen abgeschlossen ist – ungestört genutzt werden. Daher liegen im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren die Amortisationszeiten mehrheitlich bei nur ein bis fünf Jahren. Ein Gesamtkonzept, das immer mehr Anlagenbauer und Unternehmer überzeugt und mittlerweile in 16 Ländern von 28 im Wettbewerb stehenden Vertragspartnern der MEZ-TECHNIK GmbH erfolgreich einsetzt wird.
Ein Vorbild in Sachen Dichtheit
So beispielsweise auch von der Aerotechnik GmbH, Münsingen, die mit dem Bau der Lüftungsanlage des BV Daimler Office V in Vaihingen beauftragt war. Um die im Leistungsverzeichnis geforderte Dichtheitsklasse C für das gesamte System zu gewährleisten, wurden ausschließlich Luftleitungskomponenten der Dichtheitsklasse C verwendet, die Aufhängung erfolgte mit Profilschienen und nur in den Schächten wurden Schrauben zur Aufhängung verwendet. Da die Dichtheitsprüfung nach Fertigstellung der Anlage nur Dichtheitsklasse A aufwies, folgte eine Abdichtung mit „MEZ-AEROSEAL“. Hierzu wurden die Brandschutzklappen zur Abtrennung der Stränge geschlossen und das Abdichtungsgerät über einen Anschlusspunkt mit den abzudichtenden Steigschächten verbunden. Anschließend wurde der mit Hilfe von Druck und Temperatur in feinste Teilchen zerstäubte Dichtstoff zusammen mit der Luft durch das undichte Luftleitungssystem geleitet. Da an undichten Stellen lokal der Druck abfällt, strömt die mit Dichtstoff beladene Luft in diese Richtung und von innen nach außen durch die Undichtigkeiten. Da sich dabei kleinste Mengen des Dichtstoffs an den Rändern der Leckagen ablagern, werden diese bis zu einem Durchmesser von 15 mm nach und nach dauerhaft verschlossen. Ohne vorherige Suche, ohne Eingriff in die Bausubstanz, ohne Dreck und ohne die Gefahr, dass die zugesicherte Dichtheitsklasse nicht eingehalten werden kann. Das Ergebnis: Innerhalb nur weniger Stunden konnte dem Auftraggeber ein komplettes Luftleitungssystem der Dichtheitsklasse C – inklusive einer langfristigen Dichtheitsgarantie und minimaler Betriebskosten – übergeben werden.