Erschöpfung bei Lehrern
Uta Klusmann, Professorin für pädagogische Psychologie an der Universität Kiel, über die Situation, in der sich viele Lehrerinnen und Lehrer befinden.
Offenbar können viele Lehrerinnen und Lehrer ihren Beruf nicht mehr in Vollzeit ausüben, ohne in ein Burnout zu geraten. Warum?
In unseren Studien zeigt sich: Das Unterrichten vieler verschiedener Gruppen an einem Tag, Störungen im Unterricht, Lärm, Konflikte, wenig Pausen und das Verschwimmen beruflicher und privater Zeit sind für mentale und körperliche Erschöpfung mitverantwortlich. Außerdem gilt der Lehrermangel als größte Herausforderung. Dennoch – es gibt sehr viele Lehrerinnen und Lehrer, die überaus zufrieden mit ihrem Beruf sind.
Ist die Diskrepanz zwischen den Lehrplänen und den Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler gewachsen?
Die Leistung der deutschen Grundschüler und Grundschülerinnen in Mathematik und Deutsch sinkt laut neuen Studien. Zugleich steigt der Anteil derer, die nicht die Mindeststandards erfüllen. Lehrkräfte beschreiben das aber als weniger belastend als Verhaltensprobleme von Kindern und Jugendlichen.
Was können Lehrerinnen tun, um gesund zu bleiben?
Zunächst: sich und die eigene mentale Gesundheit ernst nehmen. Stresssymptome wie Nervosität, Reizbarkeit oder Schlafprobleme wahrnehmen. Überlegen, welche Situationen das auslösen und wie man es ändern könnte. Hierfür kann man sich auch Unterstützung durch Schulpsychologinnen holen. Viele Schulleitungen sind mittlerweile sehr offen für das Thema „gesunde Schule“. Oft sind vermeintlich kleine Dinge hilfreich, wie ein ruhiger Pausenraum, die Berücksichtigung individueller Bedürfnisse bei der Stundenplangestaltung, mehr Austausch im Kollegium.
Quelle: Psychologie Heute 1/2023
Literatur: Uta Klusmann, Natalie Waschke: Gesundheit und Wohlbefinden im Lehrerberuf. Hogrefe, Göttingen 2018
"Ich brauche zu lange, ich bin zu schlecht" - Lesen Sie im kostenpflichtigen Artikel, warum die Arbeitszeit einer Lehrerin in Berlin niemals ausreicht: https://www.psychologie-heute.de/beruf/artikel-detailansicht/42363-ich-brauche-zu-lange-ich-bin-zu-schlecht.html
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