Fokussiert und strukturiert: 6 Tipps, wie Du mit ADHS am Arbeitsplatz umgehst
Telefonate, Tippgeräusche und To-Do's: Was für die einen Wohlfühl-Zone ist, führt bei anderen zur Reizüberflutung. Wie Du mit ADHS (Abkürzung für **Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung)**im Arbeitsalltag umgehen und die Zusammenarbeit bereichern kannst.
Bei „Frag die Insider!“ helfen von XING ausgewählte Expertinnen und Experten Dir dabei, praxisnahe Lösungen zu finden, die zu Dir passen. Dieses Mal teilt XING Insiderin Gaby Lauhoff Tippsaus ihren Mental-Health-Coachings.
Eine meiner Mitarbeiterinnen wirkt häufig gestresst. Ich habe sie darauf angesprochen und sie hat mir mitgeteilt, dass sie ADHS hat. Ich möchte sie im Arbeitsalltag unterstützen und frage mich: Wie kann das konkret aussehen?Michael, 41
Lieber Michael,
es ist großartig, dass Du so offen und unterstützend auf Deine Mitarbeiterin zugehst!
ADHS im Arbeitskontext kann eine Herausforderung sein. Mit der richtigen Herangehensweise kannst Du förderliche Arbeitsumgebung schaffen, die sowohl Deiner Mitarbeiterin als auch dem Team zugutekommt.
Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass ADHS viele Formen annehmen kann. Menschen mit ADHS erleben oft Schwierigkeiten in den Bereichen:
Konzentration
Impulskontrolle
Organisation.
Dies führt in einem hektischen Umfeld häufig zu Stress und Überforderung. Mit ein paar strukturellen Anpassungen und etwas Geduld kannst Du jedoch sehr viel bewirken. Hier sind einige Tipps, wie Du Deiner Mitarbeiterin den Arbeitsalltag erleichtern kannst:
🗓️ 1. Schaffe klare Strukturen für Mitarbeitende mit ADHS
Menschen mit ADHS profitieren enorm von einer klaren und vorhersehbaren Arbeitsstruktur. Stelle sicher, dass Aufgaben, Deadlines und Erwartungen so deutlich wie möglich formuliert werden.
Ein regelmäßiger Austausch über den Arbeitsfortschritt und die nächsten Schritte kann helfen, Unklarheiten zu vermeiden. Du könntest regelmäßige Check-ins oder kurze Meetings einplanen, in denen ihr gemeinsam die Prioritäten festlegt.
🤫 2. Minimiere Ablenkungen gegen innere Unruhe
Ein offenes Büro kann für jemanden mit ADHS eine wahre Reizüberflutung darstellen. Wäre es möglich, Deiner Mitarbeiterin einen ruhigen Platz oder sogar separaten Raum anzubieten?
Lärmschutzkopfhörer oder White-Noise-Maschinen können ebenfalls helfen, Ablenkungen zu reduzieren. Falls Home Office eine Option ist, könnte das gelegentlich auch eine Lösung sein.
⏸️ 3. Fördere Pausen für mehr Konzentration
Menschen mit ADHS haben häufig Mühe, ihre Energie gleichmäßig über den Tag zu verteilen. Fördere daher eine Pausenroutine, die regelmäßige kurze Unterbrechungen vorsieht.
Deine Mitarbeiterin könnte die Pomodoro-Technik ausprobieren, bei der sie 25 Minuten arbeitet und dann 5 Minuten pausiert.
Alternativ kann auch eine längere Pause nach intensiven Arbeitsphasen sinnvoll sein, um den Kopf wieder frei zu bekommen. Kommuniziere klar, dass Pausen wichtig und willkommen sind - gerade um langfristig die Leistungsfähigkeit zu erhalten.
🤸🏻 4. Berücksichtige unterschiedliche Energielevel
ADHS ist nicht jeden Tag gleich ausgeprägt. Manche Tage verlaufen produktiver als andere. Eine agile Aufgabenverteilung nimmt Druck aus dem Alltag.
Das bedeutet, dass Du flexible Arbeitszeiten und Aufgabenrotationen anbieten könntest, die zu den unterschiedlichen Energieleveln Deiner Mitarbeiterin passen.
🙂↕️ 6. Informiere Dich und Dein Team über ADHS
Eines der wichtigsten Dinge, die Du tun kannst, ist, eine offene und wertschätzende Kommunikation zu pflegen. Menschen mit ADHS erleben oft Missverständnisse oder fühlen sich aufgrund ihrer Herausforderungen unzulänglich.
Gib Deiner Mitarbeiterin die Möglichkeit, offen über ihre Bedürfnisse und Schwierigkeiten zu sprechen, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben.
Falls sie es wünscht, kannst Du auch Dein Team sensibilisieren. Es ist wichtig, dass sie nicht das Gefühl hat, ausgegrenzt oder anders behandelt zu werden. Ein unterstützendes Teamumfeld kann enorm zur Stressreduktion beitragen.
ADHS ist auch eine Stärke
💜 Und ganz wichtig: ADHS bringt neben Herausforderungen auch eine Reihe von Stärken mit sich, auf die Führungskräfte den Fokus legen können. Menschen mit ADHS sind oft kreativ, einfallsreich und können in hektischen oder komplexen Situationen schnell und flexibel reagieren.
Sie verfügen häufig über eine hohe Energie und die Fähigkeit, in Bereichen, die sie interessieren, außergewöhnliche Leistungen zu erbringen. Außerdem sind sie in der Lage, "um die Ecke" zu denken und innovative Lösungen zu finden. Diese Stärken gilt es zu erkennen und gezielt zu fördern, um das Potenzial der Mitarbeiterin optimal zu nutzen.
Mit diesen Maßnahmen schaffst Du nicht nur eine angenehme Arbeitsumgebung für Deine Mitarbeiterin, sondern förderst auch eine offene und integrative Unternehmenskultur.
Liebe Grüße,
Gaby Lauhoff
Welche Erfahrungen hast Du mit ADHS am Arbeitsplatz?
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