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Freelancing in der Post-Corona-Welt: Ein Auslaufmodell oder der Anfang einer neuen Ära?

Gestoppte Projekte, ausbleibende Aufträge, unbezahlte Rechnungen: Freelancer trifft die Corona-Krise besonders hart. Die Soforthilfe der Bundesregierung war ein erster Lichtblick – doch kommt die Hilfe wirklich an? Wie wird es weitergehen mit Freiberuflern in der Zeit nach Corona? Ist das Arbeitsmodell „Freelancing“ gefährdet oder ist die Krise gar ein wichtiger Schritt Richtung New Work und der Anfang einer neuen Zeitrechnung?

Angela Broer ist Geschäftsführerin von HalloFreelancer. Sie hat einen der größten Zukunftstrends der Arbeitswelt im Blick: Den Freelance-Trend. Und sie beschäftigt sich mit der Frage, wie sich dieser Trend nach Corona wandelt und weiterentwickelt. Im Zuge des Digitalformats NWXnow hat sie uns vorab ein paar Fragen beantwortet.

Angela Broer, Geschäftsführerin von HalloFreelancer
Angela Broer, Geschäftsführerin von HalloFreelancer

Vor welchen Herausforderungen stehen Freelancer in der Corona-Krise?

Angela Broer: Die Krise hat nicht nur die Unternehmen, sondern auch viele Freelancer kalt erwischt: Projekte wurden kurzfristig gestoppt oder gar nicht erst begonnen, viele Budgets sind eingefroren und es ist unklar, wann Projekte weiterlaufen können. Die Kurzarbeit in vielen Unternehmen und ein starker Trend zur Reduzierung von Fixkosten (z. B. über den Abbau von Personal) erschweren die Situation weiter.

Natürlich laufen einige sehr wichtige, häufig für die Unternehmen strategisch relevante Projekte weiter – die meisten davon finden sich allerdings in IT-nahen Bereichen. Insbesondere für Freiberufler im Kreativ- oder auch im Veranstaltungsbereich ist die Lage aktuell extrem schwierig, da ein Wiederanlaufen von Projekten in diesen Segmenten aktuell noch nicht in Sicht ist. Viele fürchten nun um ihre berufliche Existenz, geraten in finanzielle Nöte und müssen auf ihre Ersparnisse zurückgreifen oder gar ihre Selbstständigkeit komplett aufgeben.

Inwieweit könnte Corona die Freelancer Arbeitswelt verändern?

Angela Broer: Was sich in den Unternehmen wie auch im Bereich Bildung und in der Gesellschaft zeigt, ist ein massiver Schub in der Digitalisierung. Dies wird die Art, wie wir arbeiten, in der Zukunft deutlich beeinflussen und davon werden auch die Freelancer profitieren.

Das Remote-Setup im Home Office hat in vielen Firmen zu der Erkenntnis geführt, dass Mitarbeiter, frei oder fest, eben nicht unbedingt an einem Ort zusammenarbeiten müssen, um gute Arbeitsergebnisse zu erzielen. Im Gegenteil: Die Zusammenarbeit funktioniert in vielen Unternehmen sehr reibungslos und frühere Fragen nach Vertrauen und Arbeitszeiten sind in den Hintergrund gerückt, im Vordergrund steht die Produktivität und der gemeinsame Wille, das Geschäft erfolgreich am Laufen zu halten. Gleichzeitig haben viele Unternehmen erkannt, dass man standortübergreifend zusammenarbeiten kann, ohne sich persönlich „vor Ort“ treffen zu müssen. Virtuelle Teams produzieren hervorragende Ergebnisse, auch wenn sich die Mitglieder der Teams nie in der realen Welt begegnet sind. Diese beiden Veränderungen sind nachhaltig und werden die Zukunft der Arbeit mit beeinflussen. Und ich bin überzeugt davon, dass sie auch dem Arbeitsmodell Freelancing weiteren Auftrieb verpassen werden.

Warum sollten Unternehmen gerade jetzt auf Freelancer setzen?

Angela Broer: Ganz einfach: Der Fachkräftemangel und der Mangel an sogenannten „Wissensarbeitern“ ist ja nicht weg, nur weil Corona Projekte verzögert und Prioritäten verändert. Die Unternehmen werden die freien Experten in der Zukunft genauso brauchen wie in der Vergangenheit. Allerdings können sie diese nur buchen, wenn die Freelancer noch in der Selbständigkeit sind und diese nicht aus der Not der Krise heraus aufgeben mussten. Daher macht es auch aus der Unternehmensperspektive Sinn, jetzt auf Freelancer zu setzen, wo immer das möglich ist. Vor allem, wenn die Entwicklung von internen Ressourcen und Projekten langfristig noch nicht abzuschätzen ist, macht es nach wie vor Sinn, temporär qualifizierte Freelancer zur Überbrückung einzusetzen.

Wie hilft HalloFreelancer dabei? Welchen Beitrag leistet HalloFreelancer in dieser herausfordernden Zeit?

Angela Broer: Gemeinsam mit der New Work SE hat HalloFreelancer die Initiative #wirhelfenfreelancern ins Leben gerufen. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, Unternehmen und Freelancer jetzt zusammenzubringen für eine Art Gutscheinlösung, damit die Freelancer trotz Auftragsflaute heute auch in der Zukunft noch zur Verfügung stehen. Das heißt, dass Unternehmen für eine bestimmte Leistung heute bezahlen, diese aber erst in der Zukunft, wenn wieder konkreter Bedarf besteht, abrufen. Das hilft den Freelancern jetzt ganz akut – aber langfristig auch den Unternehmen. Weiterhin vermitteln wir natürlich auch auf unserer Plattform in dieser schwierigen Zeit Projekte und ermutigen unsere Kunden auch weiterhin, Projekte an Freiberufler zu vergeben.

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Über die NWXnow

Spannende Thesen und Meinungen, Ausblicke in die Zukunft der Arbeit und Erfahrungsberichte von Innovatoren, Krisenmanagern und New Work Afficionados gibt es täglich bei der digitalen Formatreihe NWXnow. Wir möchten weiterhin ein Forum für die Diskussion zur Zukunft der Arbeit bieten. Denn wir sind davon überzeugt: Es geht mehr denn je um die Frage, wie wir die Weichen für eine zukünftige Arbeitswelt stellen, in der wir arbeiten wollen. Um Klarheit und Orientierung zu schaffen, sprechen wir dazu regelmäßig mit unterschiedlichten Experten, Vordenkern und Praktikern.

Die NWXnow beinhaltet Videocasts, bei denen Fachleute aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik über den Wandel der Arbeitswelt sprechen, spannende Artikel, Hintergrundinformationen, Interviews, Online-Workshops und Webinare, XING Corona-Hacks und vieles mehr. Die zentrale Fragestellung: Was kommt, was bleibt und was verändert sich?

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NWX – New Work News schreibt über Alles zur Zukunft der Arbeit

Alles zur Zukunft der Arbeit: Auf dieser News-Seite finden alle New Work-Interessierten multimedialen Content rund um das Thema. Neben Experten-Interviews, Debatten, Studien, Tipps und Best Practices, erwarten die Leser auch Video- und Podcastformate. Und natürlich ein Überblick unserer gesamten New Work Events, die mehrmals im Jahr im gesamten deutschsprachigen Raum stattfinden. Weitere spannende Inhalte zum Thema New Work finden Sie auf: nwx.new-work.se

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