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Die isländische Premierministerin Katrín Jakobsdóttir beherrscht die Kunst, Kompromisse einzugehen. ©dpa

Kluge Kompromisse: So setzt Du erfolgreich Deine Ziele durch

Wer die Kunst des Kompromisses beherrscht, kommt besser voran. Von dieser Top-Politikerin kannst Du dir alle Grundregeln abschauen.

Katrín Jakobsdóttir (46) hätte selbst nie gedacht, dass sie eines Tages die populärste Politikerin Islands werden würde. Sie hatte andere Pläne: „Ich weiß noch, dass ich Chirurgin werden wollte und sogar Rockstar. Auf jeden Fall nicht Premierminister“, sagte sie in einem Interview mit der Deutschen Welle. Sie absolvierte 1999 ein Studium der isländischen und französischen Sprache, schrieb ihre Masterarbeit über einen isländischen Krimiautor und arbeitete für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Mit 26 Jahren trat Jakobsdóttir der Links-Grünen Bewegung Islands bei, deren Parteivorsitzende sie mittlerweile ist. Von 2009 bis 2013 war die Quereinsteigerin Ministerin für Erziehung und Kultur, seit 2017 ist sie Islands Premierministerin. Ihre Partei verlor in den Parlamentswahlen 2021 zwar massiv an Stimmen, aber die Mehrheit ihrer Landsleute stimmte dafür, dass Katrín Jakobsdóttir im Amt bleibt.

Wie schafft man es, so viele Menschen von sich zu überzeugen, die auch noch zum Teil ganz andere politische Glaubenssätze haben? Von Anfang an gelang es Jakobsdóttir, eine Koalition mit der bäuerlich-liberalen Fortschrittspartei und der konservativen Unabhängigkeitspartei zu stabilisieren, von der viele dachten, dass sie auseinanderbrechen werde. Denn Jakobsdóttir beherrscht die Kunst, Kompromisse einzugehen. „Wir müssen erkennen, dass wir Kompromisse eingehen müssen, wenn wir in Island eine Art politische Stabilität schaffen wollen", sagte sie in einem Gespräch mit dem Magazin Monocle.

Beim Regieren geht es immer um Kompromisse
Katrín Jakobsdóttir

Von der ”Methode Jakobsdóttir” lernen bedeutet, auf jedem schwierigen Parkett Erfolg zu haben. Wir haben sie genauer studiert;

Ratschlag der Politikerin: Versetz dich in die Lage der anderen – man muss Kompromisse eingehen, um etwas zu erreichen

Wo andere mit dem Kopf durch die Wand wollen, strebt Katrín Jakobsdóttir mit pragmatischem Ansatz stets einen Interessensausgleich an. In einem DW-Interview verriet sie, was das Geheimnis eines gelungenen Kompromisses ist: „Wir müssen regelmäßig tief durchatmen und nachdenken: Vielleicht ist nicht alles richtig, was ich denke, und nicht alles, was er denkt, ist falsch. Wir müssen Kompromisse eingehen. Wir müssen uns in die Lage versetzen, die andere Seite zu sehen. Und ich denke, dass es nicht nur für Politiker, sondern für jeden Menschen sehr gesund ist, das zu tun.“

Empathie statt Konfrontation – für Katrín Jakobsdóttir bedeutet dies zugleich nicht, eigene Ziele zurückzustecken. In ihrem ersten Jahr an der Macht machte Island international Schlagzeilen, weil dort Unternehmen jetzt nachweisen müssen, dass sie Männer und Frauen gleich bezahlen – ein weltweites Novum damals. „Ich persönlich wäre nicht gleichzeitig Premierministerin und Mutter von drei wunderbaren Söhnen, wenn mein Land nicht eine familienfreundliche Politik verfolgen würde“, betonte sie in ihrem Gastbeitrag für das Magazin „Fincance & Development“.

Ihre Agenda verfolgt Katrín Jakobsdóttir auch bei großen Aufgaben wie der gesellschaftlichen Transformation aber stets auf diplomatischem Wege. So eine breite Regierung von ganz links bis ganz rechts zusammenzuhalten, sei schon „recht anstrengend“, gestand sie gegenüber Reportern der taz nach ihrer Wiederwahl: „Aber ich bin nicht jemand, der aufsteht und die Tür zuknallt, wenn Verhandlungen mal nicht laufen. Ich liebe es, mich zu einer Lösung und zu Kompromissen hin zu diskutieren. Für mich heißt Politik das zu erreichen, was möglich ist.“

Kompromisse eingehen leicht gemacht

Wie man lernen kann, Kompromisse wie ein Polit-Profi einzugehen, ohne das eigene Ziel aufzugeben, haben die Karriereberater von kursfinder in sechs Tipps zusammengefasst:

  1. Sturheit ablegen: Kompromissbereitschaft ist eine Einstellungssache. Wer es als persönliche Niederlage betrachtet, Zugeständnisse zu machen, der tut sich mit Kompromissen schwer. Man muss über seinen Schatten springen, auch wenn es schwerfällt.

  2. Kompromissbereitschaft üben: Zum Start kannst du mit Kompromissen für Themen beginnen, die auf deiner Prioritätenliste nicht so weit oben stehen: Je unwichtiger einem etwas ist, umso leichter fällt es, Zugeständnisse zu machen. Das ist eine gute Übung und hilft zugleich, Prioritäten zu erkennen.

  3. Gründe sachlich darlegen: Erläutere anderen deine Gründe: Warum kannst du hier von deinem Standpunkt nicht abweichen? Weshalb sollte diese Grenze nicht überschritten werden? Das macht es für andere leichter, deine Beharrlichkeit nachzuvollziehen. Deine Argumente lösen vielleicht sogar ein Umdenken aus. Wer keine nachvollziehbaren Argumente hat, kann am Ende nur verlieren.

  4. Verhandlungsspielraum lassen: Von Anfang an „all in“ zu gehen, ist taktisch unklug. Beide Seiten müssen Zugeständnisse machen und sich auf den anderen zubewegen. Wer gleich Minimal- oder Maximalforderungen stellt, lässt keinen Verhandlungsspielraum.

  5. Verständnis aufbringen: Kompromisse setzen eine gute Kommunikation voraus. Kommentiere den Standpunkt deines Gegenübers nicht mit einem Augenrollen oder hämischen Grinsen. Höre dir die Argumente an, zeige Verständnis für die andere Sichtweise und begegnen anderen mit Respekt und Empathie.

  6. Auf den Konsens fokussieren: Bei einem Kompromiss bringt es nichts, dem nachzutrauern, was man nicht durchsetzen konnte. Viel wichtiger ist es, sich auf den Konsens zu fokussieren: Welche Vorteile gehen mit der Einigung einher? Wer sein Augenmerk auf das Positive richtet, der tut sich mit Kompromissen sehr viel leichter.

Weitere Lektüre zum Thema:

📖 XING Insider Manuel Ronnefeldt: Erstmal tief durchatmen

Der Gründer der 7Mind GmbH ist Meditationsprofi und weiß, wie man Gelassenheit im Umgang mit anderen Menschen erlernen kann, die nicht der gleichen Meinung sind. „Ein einfacher Weg, die eigenen Impulse in Konfliktsituationen unter Kontrolle zu bekommen, ist das sprichwörtliche ‘Tief durchatmen‘. Tatsächlich können schon ein, zwei tiefe Atemzüge die Reaktion auf einen vermeintlichen Angriff entscheidend verändern. Innerlich ruhig zu bleiben, schafft Raum, die eigenen Bedürfnisse zu hinterfragen und Offenheit für andere Sichtweisen. Wer diese Konzentration und Kontrolle regelmäßig übt, beispielsweise durch Meditation, wird nachweislich reflektierter und kann die eigenen Emotionen leichter steuern. Auch das Empathievermögen erhöht sich. Mit mehr Gelassenheit lassen sich manche Konflikte sogar ganz vermeiden.

🎧 Was Du vom FBI über erfolgreiche Verhandlungen lernen kannst

Matthias Schranner hat bei der Polizei und dem FBI gelernt, wie man mit Geiselnehmern verhandelt. Heute gehört er zu den renommiertesten Verhandlungsexperten Europas. Top-Politiker und CEOs engagieren ihn, wenn sie bei Verhandlungen nicht weiterkommen. "Ich komme in jeder Verhandlung selbst an meine Grenzen", sagt Schranner im Team A Podcast. Das sei auch gut so: "Würde ich nicht an meine Grenze kommen, dann wüsste ich ja, dass ich zu wenig gefordert habe".

Welche Taktik hat Euch geholfen, beim Verhandeln erfolgreich zu sein? Teilt Eure Erfahrungen mit uns in den Kommentaren.

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